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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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gegen die sporadischen Angriffe der Phaerie auszurichten, und die Leute, die Angehörige und Freunde verloren hatten, gaben ihm die Schuld für ihr Unglück. Auch die Kaufleute grollten ihm wegen der Verringerung ihrer Profite und einer, wie sie fanden, ungerechtfertigten Einmischung in ihrer Angelegenheiten. Die Tatsache, daß Vannor einst das Oberhaupt der Händlergilde gewesen war, machte das Ganze nur noch schlimmer. In der Erfüllung eines lang gehegten Traumes hatte er alle Einwände beiseite gefegt und die Praxis der Sklaverei geächtet – und das konnte, wie Zanna sehr wohl wußte, durchaus der Tropfen gewesen sein, der das Faß zum Überlaufen gebracht hatte.
    Während die Nacht im Osten bereits an Schwärze verlor, fuhr das Schiff in die Flußmündung ein. Schon bald kamen die Docks vom Osthafen grau und undeutlich in dem geisterhaften Morgenlicht in Sicht und zogen wie schwerfällige Schatten dahin, während das Schiff seine Fahrt flußaufwärts fortsetzte. Zanna schloß gequält die Augen. Es schien, als hätte sich alles verschworen, sie heute an ihren Vater zu erinnern. Auch die Fahrt durch den Fluß war etwas, das erst Vannor den Nexianern möglich gemacht hatte. Nach langen Beratungen mit Yanis und den anderen Kapitänen der Handelsschiffe hatte er den Fluß ausheben, das Wehr entfernen und eine Reihe von Schleusen errichten lassen, so daß die Schiffe bis nach Nexis vordringen konnten. Heute segnete Zanna ihren Vater und dessen Weitsicht. Auf diese Weise konnte sie um so schneller an seine Seite eilen.
    Zanna und Tarnal warteten nicht ab, bis das Schiff im Hafen von Nexis anlegte. Statt dessen waren sie bereits dort von Bord gegangen, wo die Gärten von Vannors Herrenhaus an den Fluß grenzten. Die Anzahl bewaffneter Soldaten, die die dürftige Mole bewachten und auf dem Gelände ihre Runden drehten, erschreckte Zanna, aber zu ihrer Erleichterung standen sie unter Sangras Befehl und ließen sie und Tarnal sofort passieren, ohne sie mit überflüssigem Gerede aufzuhalten. Hand in Hand liefen sie die steilen Schotterwege hinauf, bis sie atemlos vor dem Haus standen. Dulsina persönlich öffnete ihnen die Tür; ihr Gesicht war weiß, und ihre Augen waren von Tränen und schlaflos durchwachten Nächten gerötet. Ohne ein Wort fielen die beiden Frauen einander in die Arme.
    »Ist er …?« Zanna war die erste, die sich aus der Umarmung löste. Welcher Natur die Neuigkeiten auch sein mochten, sie konnte die Anspannung nicht länger ertragen.
    »Nein – noch nicht. Er kämpft immer noch, aber …« Dulsina schüttelte den Kopf und führte Zanna und Tarnal durch die Halle zu Vannors Arbeitszimmer. Parric war bereits dort und ging rastlos vorm Feuer auf und ab.
    »Zanna …« Die Stimme des Kavalleriehauptmanns klang erstickt, als er ihr die Arme entgegenstreckte. »Es tut mir so leid, meine Freundin«, sagte er heiser. »Ich mache mir solche Vorwürfe. Wenn die Garnison ihn besser bewacht hätte …«
    »Unfug«, unterbrach Dulsina energisch. »Sei nicht so dumm, Parric. Die Dinge sind schon schlimm genug ohne solche törichten Selbstvorwürfe. Mach dich lieber nützlich und hol Zanna und Tarnal ein Glas Wein.« Dann wandte sie sich wieder an Zanna. »Nur die Götter wissen, wie jemand ins Haus gelangen konnte, um so etwas Schreckliches zu tun. Es sieht so aus, als sei das Brot vergiftet worden, aber wir haben neben den übrigen Dienern auch den Koch verloren, daher werden wir es wohl niemals herausfinden. Ich bin nur deshalb mit dem Leben davongekommen, weil ich über Nacht bei Hebba in der Stadt war – es geht ihr in letzter Zeit nicht allzugut.« Dulsina biß sich auf die Lippen. »Wir müssen uns der Wahrheit stellen, Zanna – dieses Gift ist grausam. Dein armer Vater leidet so furchtbar, daß der Tod eine barmherzige Erlösung wäre.« Neue Tränen blitzten in ihren Augen auf. »Es tut mir leid, mein Kind. Selbst Benziorn sagt, daß er nichts tun könne. Er kann Vannor lediglich Betäubungsmittel geben, um ihm sein Dahinscheiden aus dieser Welt zu erleichtern.«
    Wieder traten Zanna die Tränen in die Augen, und Dulsinas Gesicht verschwamm. Sie bekam kaum noch Luft und verfiel in ein krampfhaftes Schluchzen. Tarnal, der selbst sichtliche Mühe hatte, seinen eigenen Kummer im Zaum zu halten, legte tröstend die Arme um sie, und Zanna schöpfte neue Kraft aus seiner Berührung. »Kann ich jetzt zu ihm?« fragte sie mit einer gepreßten Stimme, die sie kaum als die ihre wiedererkannte.
    Zanna wußte

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