Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
Bann des Traumes zu brechen, versetzte Aurian der Tür diesmal einen ordentlichen Stoß mit ihrem Stiefel. Als sie sich quietschend öffnete, sprang Aurian hastig zurück.
    Dunkelheit schlug ihr entgegen – eine tiefe Schwärze, die nicht einmal für eine Magusch zu durchdringen war. Es schien, als wäre das Mondlicht nur bis an die Schwelle des Zimmers gekommen – und keinen Schritt weiter. Aurian trat mit wild hämmerndem Herzen ein und beschwor eine Kugel strahlenden Maguschlichts herauf. Sofort wurde Miathans Gemach in blendendes Licht getaucht – und erwies sich als ebenso leer wie die anderen. Aurian, die sich ein wenig töricht vorkam, ging weiter in das Schlafgemach – und blieb wie angewurzelt stehen. Dort auf dem Bett lag eine lange, in Tücher gehüllte Gestalt, die auf diese Entfernung und wegen des pulsierenden blauen Gewebes eines Zeitzaubers nicht deutlich zu erkennen war. Die Magusch biß sich auf die Lippen, umklammerte mit der einen Hand das Schwert und mit der anderen den Stab und trat langsam vor. Und als sie der Gestalt näher kam, erkannte sie auch das Gesicht.
    »Anvar!« rief Aurian und stürzte beinahe weinend vor Erleichterung vor. Sie verschwendete keine Zeit darauf, sich zu fragen, warum Eliseth ihn wohl hier liegengelassen hatte – sie war einfach nur überglücklich, ihn wiederzusehen, und brannte darauf festzustellen, ob es ihm gutging. Es dauerte nur Sekunden, den Zauber aufzulösen. Als Anvar seine Augen aufschlug, beugte Aurian sich ängstlich über ihn. Sein Gesicht leuchtete bei ihrem Anblick auf – und spiegelte dann maßlose Verwirrung wider, als Anvar eine Hand hob und sie betrachtete, als könne er seinen Augen nicht trauen.
    Aurian, die schon die Hand nach ihm ausgestreckt hatte, hielt inne, denn da war etwas in seinem Gesichtsausdruck, das sie verharren ließ – etwas schwer Faßbares und Erschreckendes. Zu spät wurde der Magusch klar, daß dies eine Falle sein konnte, und sie trat zurück. Sie umklammerte den Stab der Erde so fest, daß ihre Knöchel weiß hervortraten. »Anvar?« fragte sie zaghaft.
    Die Gestalt auf dem Bett setzte sich auf und fuhr sich geistesabwesend durchs Haar – eine Geste, die Aurian nur allzu gut kannte. »Nein, Liebes«, sagte er leise. »Ich bin es – Forral.«

 
9
Der Ruf
     
     
    Aurian zweifelte keine Sekunde lang. Das Gesicht und der Körper des Mannes auf dem Bett gehörten Anvar, aber seine Gesten, seine ganze Haltung, sein Mienenspiel – all das brachte der Magusch eine Hut von Erinnerungen an Forral zurück. Und obwohl die Gestalt mit Anvars Stimme gesprochen hatte, wies die Wortwahl, die Betonung, die ganze Aussprache eindeutig auf den lange verstorbenen Schwertkämpfer hin.
    Aurian stockte der Atem. Sie konnte nicht sprechen – ihr fehlten einfach die Worte. Forral. Unmöglich. Und wo war Anvar? Was war dem Geist und der Seele zugestoßen, die einst diesen Körper bewohnt hatten?
    Erst als sie den festen Druck der Tür gegen ihre Schulterblätter spürte, wurde der Magusch klar, daß sie langsam rückwärts gegangen war. Das Gefühl des kühlen Holzes – etwas ganz Normales und Reales – riß sie aus der Taubheit des Schreckens zurück in die Wirklichkeit.
    »Aurian, erkennst du mich nicht? Ich …« Forral setzte sich auf; machte Anstalten, als wolle er sich von dem Bett erheben.
    Das war mehr, als Aurian ertragen konnte; zuviel, um es sofort begreifen zu können. Freute sie sich? War sie entsetzt? Sie vermochte es kaum zu sagen. Nach einigem verzweifelten Tasten fand sie den Türriegel hinter sich. Sie fuhr herum, ließ die Tür hinter sich zukrachen – und war verschwunden. Dann jagte sie die Turmtreppe hinunter, als sei eine Horde Dämonen hinter ihr her. Tränenblind und den Stab der Erde mit schmerzhaftem Griff umklammernd, rannte sie ins Freie.
     
    Forral fluchte und sprang auf, um Aurian zu folgen, aber sein Körper war vollkommen aus dem Lot; die Beine waren länger, als er es gewohnt war, und das Gewicht und die Muskeln anders verteilt. Seine Füße verhedderten sich unter ihm, und er stürzte, schürfte sich beim Fallen Knie und Ellbogen auf und konnte nur mit Mühe verhindern, daß er mit dem Gesicht auf den Boden krachte. Halb betäubt zog der Schwertkämpfer sich auf die Knie. Ein lebhaftes Bild von Aurians entsetztem Gesicht hatte sich in seine Gedanken eingebrannt. Was war mit ihm geschehen, fragte er sich. Wie war es ihm gelungen, ins Reich der Lebenden zurückzukehren? An die Stelle der

Weitere Kostenlose Bücher