Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
war so verworren –, aber ich glaube, daß dieser Kessel irgendwie mich statt Anvar zurückgeholt hat.« Er hielt ihr flehentlich die Hände hin. »Aurian, du mußt mir glauben. Ich habe es nicht absichtlich getan – ich wurde einfach geholt, und ich wußte nicht, wie ich Anvars Stelle hätte einnehmen können.«
    Forral sah der Magusch offen in die Augen. »Wir waren wirklich zu lange voneinander getrennt, wenn du mir so etwas zutraust – aber möchtest du die Wahrheit wissen, meine Geliebte? Ich danke den Göttern, daß sie mich niemals vor diese Wahl gestellt haben – denn ich habe dich so sehr vermißt, daß ich nicht sagen kann, wozu mein Herz mich vielleicht verleitet hätte.«
    Als sie das verständnisheischende Flehen in Forrals Stimme hörte und seinen Kummer so deutlich auf Anvars Gesicht geschrieben sah, schien aller Zorn von Aurian abzufallen. Er hatte ihr zweifellos die Wahrheit gesagt. Dieses letzte Eingeständnis war der endgültige Beweis dafür. Außerdem hätte Forral, wenn es ihm möglich gewesen wäre, ohne Hilfe zurückzukehren, das gewiß schon vor langer Zeit getan. Jetzt wußte die Magusch zumindest, wer wirklich für dieses Unglück verantwortlich war. Nur Eliseth war erfinderisch genug, um ihre Feindin mit einem so qualvollen Dilemma zu schlagen – und jetzt war sie auch noch im Besitz des Kelches der Wiedergeburt!
    Was für ein verfluchtes, abscheuliches Durcheinander! Und es schien keinen Ausweg zu geben. Selbst wenn sie, Aurian, den Gral fände – würde sie in der Lage sein, Anvar mit Hilfe des Artefakts zurückzuholen? Und wenn sie es tat, würde das bedeuten, daß sie Forral ein weiteres Mal opfern mußte. Die Magusch sank unglücklich in sich zusammen, und einen Augenblick fühlte sie sich furchtbar unsicher und verletzlich. Dann spürte sie Forrals Blick auf sich. Der Schwertkämpfer hielt immer noch ihre Hände fest und wartete auf eine Antwort.
    »Ich glaube dir«, sagte Aurian leise. »Du trägst keine Schuld an alledem. Ich hätte es besser wissen müssen – und es tut mir leid, daß ich an dir gezweifelt habe.« Dann atmete sie tief durch und versuchte mit aller Macht, die qualvollen Gedanken an Anvar und seine furchtbare Situation für den Augenblick aus ihren Gedanken zu verbannen. Sie griff nach Forrals Händen. »Irgendwie werden wir diese Sache schon durchstehen – und wenigstens haben wir so die Chance, wieder zusammen zu sein.«
    »Zumindest für eine Weile«, sagte Forral – und dann wechselte er, sehr zu Aurians Erleichterung, abrupt das Thema, als spüre er, daß sie sich abermals auf gefährlichem Boden bewegten. »Aurian, es ist lange her, seit der Tod mir das letzte Mal erlaubt hat, einen Blick in diese Welt zu werfen. Was ist mit unserem Sohn? Wo ist er jetzt? Geht es ihm gut?«
    O ihr Götter – Forral wußte es nicht! Aurians Herz zog sich vor Kummer zusammen. Wie soll ich ihm antworten, dachte sie. Wie kann ich ihm erklären, daß Miathan seinen Sohn dazu verflucht hat, die Gestalt eines Wolfs anzunehmen – und daß ich das arme Kind dann im Stich gelassen habe, um gegen Miathan und Eliseth zu kämpfen. Ich weiß ja nicht einmal, wo Wolf jetzt ist – oder ob er überhaupt noch lebt. Wie kann ich das Forral eingestehen? In diesem Augenblick tauchte Shia auf und ersparte es der Magusch, ihrem ehemaligen Geliebten die schreckliche Wahrheit zu sagen. »Aurian, komm schnell. Hier ist jemand. Khanu ist in das große Gebäude auf der anderen Seite des Hofs gegangen. Er sagt, er hätte von irgendwo unter der Erde Schreie gehört.«

 
10
Der Bote
     
     
    Das schwache Mondlicht hatte kaum eine Chance, das dicke Buntglas der Bibliotheksfenster zu durchdringen, und so war es stockfinster in dem Raum. Aurian schuf ein geisterhaftes Maguschlicht und ließ es vor ihr her schweben, um den Weg zu beleuchten. Das war das erste Mal, daß sie, seit Finbarr von seinem Schicksal eingeholt worden war, einen Fuß in die Bibliothek setzte. Sie betrachtete voller Entsetzen die verfaulenden, von Ratten angenagten Bücher, von denen viele aus ihren Regalen gefallen waren und – wie Vögel mit gebrochenen Hügeln – aufgeschlagen auf dem Boden lagen. Die Magusch war froh, als sie das filigrane Metalltor am anderen Ende des riesigen Raumes erreichte. Obwohl sie der Gedanke schreckte, das Labyrinth der finsteren Katakomben unter der Bibliothek zu betreten, war es eine willkommene Erleichterung, dem herzzerreißenden Anblick solch unsinniger Zerstörung entfliehen zu

Weitere Kostenlose Bücher