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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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gegenüberliegenden Hügelflanke aufsteigen. Der Rauch schien direkt aus dem Boden zu kommen, ohne Anzeichen für ein Feuer. Daentdeckte Hadrian etwa fünfzig Meter unterhalb eine Lichtung mit mehreren Männern und Pferden darauf. Er ließ den Blick über die Umgebung schweifen und beobachtete, wie einige der fernen Gestalten in einer Wand aus Vegetation verschwanden.
    »Jonah hat mal erwähnt, das Gebäude sei autark gewesen und nach den höchsten Öko-Standards errichtet worden«, sagte er. »Es muss direkt in den Hügel gebaut worden sein, mit lediglich einem kleinen Zugang von außen.«
    »Das hat Jonah gemeint, als er mir schrieb, es könne bis heute überdauert haben«, sagte Nelly. »Die Elemente können ihm nichts anhaben, weil es komplett in der Erde liegt.«
    Während Björn die anderen den Hang hinunterführte, blieb Hadrian stehen und strengte sein Gedächtnis an. Irgendwas kam ihm vage bekannt vor. Er suchte noch einmal den Talgrund ab, bis hin zu dem flachen Flusslauf jenseits der Gebäude. Da fiel es ihm wieder ein. Er war nicht zum ersten Mal hier. Er hatte seinen Sohn mal zu einem Baseballspiel herbegleitet, hatte in dem öffentlichen Park am Fluss gesessen, einen Hotdog gegessen und die Jungen angefeuert. Hadrian sah das hintere Ende des Tals nun vor sich, wie es damals gewesen war – und auch noch bei der Ankunft von Standish und seinem Bergungstrupp. Es war der tiefstgelegene Punkt im ganzen Tal. Standish war in dem kleinen Park gestorben.
    Da sie sich nun abseits des Pfades hielten, mussten sie sich einen Weg quer durch das Dickicht der Hänge bahnen. Am späten Nachmittag erreichten sie endlich ihr vorläufiges Ziel, nämlich den quadratischen Berg aus Sträuchern und Kletterpflanzen genau gegenüber der alten Pharmafabrik. Es war ein ehemaliges Bürogebäude, vier oder fünf Etagen hoch. Die meisten der Fenster waren eingedrückt worden, so dass die Räume bis tief ins Innere mit einer undurchdringlichen Masseaus Wurzelwerk und Ranken gefüllt waren. Den Eingangsbereich im Erdgeschoss hatten Bergungstrupps ausgeräumt; seine Wände waren ebenfalls überwuchert. Hadrian ging dort entlang und untersuchte eine Stelle mit relativ jungem Bewuchs. Er steckte die Hand hinein, fand den Griff einer Tür, drückte sie auf und gelangte in ein Treppenhaus. Dort entzündete er eine Kerze und stieg die Stufen hinauf. Die Tür im zweiten Stock gab nach, als Björn und Hadrian mit vereinten Kräften daran zogen. Kurz darauf machte er ein Bürofenster mit geborstener Scheibe ausfindig und schob die Ranken beiseite. Von hier aus konnten sie das Firmengelände in nur hundert Metern Entfernung überblicken.
    Während die anderen ein Lager im Konferenzraum aufschlugen, nahm Hadrian die Pharmafabrik genauer in Augenschein. Er sah, dass man den Hang über dem Gebäude gerodet und dadurch kastenförmige Gebilde freigelegt hatte, bei denen es sich um Oberlichter und Belüftungsschächte handeln musste. Bevor es zu dunkel wurde, brach ein großer Trupp mit beladenen Packtieren von dort auf. Nur fünf Pferde blieben zurück.
    Nelly gesellte sich rechtzeitig an Hadrians Seite, um gemeinsam mit ihm verfolgen zu können, wie ein großer Mann mit einem Gewehr auftauchte und auf dem Hang oberhalb des Eingangs Posten bezog.
    »Nelly«, sagte Hadrian. »Verrate mir, wieso Jonah geglaubt hat, diese Fabrik würde die Lösung eurer Probleme bedeuten.«
    »Er kannte sie gut, weil seine Frau hier als leitende Forscherin gearbeitet und Medikamente entwickelt hat. Hauptsächlich gegen Krebs.«
    »Aber es ging ihm nicht um diese Krebsmittel.«
    »Nein. Das hier war eine Art Modellbetrieb, der sich einfacherer Verfahren bedient hat, basierend auf natürlichenProzessen und unter beträchtlichem Einsatz von Wasser. Mit Fermentation durch Schimmelpilze und Bakterien. Es war sehr viel Wasser erforderlich – für die Becken, die Aufbereitung, die Fällungstanks. Jonah sagte, hier würde es die schlichte Laborausrüstung geben, die wir benötigten, um unser Aspirin zu verfeinern und dauerhaft haltbar zu machen. Und falls wir Glück hätten, könnten wir hier genügend Material und Geräte finden, um Penizillin herzustellen. Weißt du, wie viele Menschen in den Camps und in Carthage jedes Jahr an Lungenentzündung sterben? Penizillin könnte die meisten von ihnen retten. Jonahs Briefe wurden im Hinblick auf die Möglichkeiten immer enthusiastischer. Er stellte eigene Nachforschungen an und teilte uns mit, dass auf dem Gebiet der

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