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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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eine Laterne.
    »Ich suche Kinzler«, behauptete Hadrian und stieß eine Atemwolke aus. Seine Hand berührte den Griff des Schwert-Messers,das er aus Jonahs Gewölbe mitgenommen hatte. »Eine Nachricht aus Sankt Gabriel.«
    »Der ist unterwegs und holt die große Lieferung«, sagte der Posten und hob die Laterne, um Hadrians Gesicht zu beleuchten. »Zum Teufel, Sauger weiß doch, dass …« Er brach zusammen, bevor er den Satz beenden konnte. Björn hatte ihn mit einem Schlag auf den Hinterkopf zum Schweigen gebracht und ihm sofort auch die Schrotflinte abgenommen.
    Im Innern blieben sie im dunklen Schatten der Palisade und vergewisserten sich, dass es keine weiteren Wächter gab. Dann betraten sie das Gebäude, das dem Tor am nächsten lag.
    »Genau, wie ich gesagt habe«, verkündete Nelly, als Hadrian die Laterne über eine Werkbank hielt, auf der kleine Werkzeuge, Zahnräder und Federn verstreut lagen. Es schien sich um die Einzelteile von mindestens drei Uhren zu handeln.
    »Die Palisade und der bewaffnete Posten sind nicht hier, weil euer Vorsitzender Uhren reparieren möchte«, betonte Hadrian. »Heißt das, du warst noch nie hier drinnen? Bist du denn nicht neugierig gewesen?«
    »Ich habe dir doch von den Risiken des Belladonna erzählt, an dem er arbeitet. Außerdem ist der Handel mit den Leuten aus Sankt Gabriel überlebensnotwendig für uns geworden. Die Güter, die wir für sie reparieren sollen, müssen geschützt werden. Du weißt, wie verzweifelt die Menschen hier sind. Eine gestohlene Uhr könnte auf dem Schwarzmarkt von Carthage genug erbringen, um sie monatelang zu ernähren. Übrigens
hat
Kinzler uns, dem Tribunal, diese Werkstatt und das kleine Labor gezeigt, in dem er die Medizin herstellt.«
    »Bring uns hin«, sagte Hadrian. »Zu seinem kleinen Labor.«
    Nelly entzündete eine zweite Laterne und führte sie zu einer Tür auf der Rückseite des zentralen Gebäudes. Sie fanden sich in einer kleinen, warmen Kammer wieder. Auf zwei Holzgestellen standen große Metallschalen, in denen eine weiße Lake allmählich verdunstete. Unter jeder der Schalen gab es eine kleine Kohlenpfanne, deren Glut den Vorgang beschleunigte.
    »Und der Rest des Gebäudes?« Hadrian und Jori sahen sich an. Sie kannten zumindest den Hauptraum, in dem Hadrian vergeblich versucht hatte, Jori zu befreien. Es war keine Zeit geblieben, den Inhalt des Raumes genauer zu inspizieren.
    »Ein Lager. Mit großen Bottichen, in denen die Weidenrinde eingeweicht wird, um den Extrakt herzustellen, der dann hier im Labor verdunstet. Es ist ein simpler Prozess, erfordert aber vergleichsweise viel Platz.«
    Nun ging Hadrian voran zum Haupteingang und öffnete die Tür. Entlang der hinteren Wand standen tatsächlich die Holzbottiche, die Nelly erwähnt hatte. In der angrenzenden Wand gab es einen großen eingelassenen Herd mit mehreren schweren Kochtöpfen darauf. Hadrian hob die Deckel von den Bottichen. Nellys Augen verengten sich erschrocken. Mit Aspirin hatte das hier nichts zu tun. Die Bottiche enthielten eine braune Paste, die – nach den Rückständen in den Töpfen zu schließen – vor dem Einfüllen erhitzt worden war. An der Wand gegenüber dem Herd standen wiederum flache Metallschalen, in denen die gleiche Paste flach ausgestrichen worden war. In den Schalen kurz vor der Tür war die Paste bereits zu einem vertrauten weißen Pulver eingetrocknet. Unter dem Tisch lagen mehrere leere Fässchen bereit und warteten darauf, gefüllt zu werden.
    Hadrian öffnete die Türen der Schränke zu beiden Seiten des Herds. Sie waren voller Tonkrüge. In manchen davon befand sich nur Terpentin, aber die meisten enthielten außerdemeinen orangefarbenen Schaum an der Oberfläche. Hadrian fand einen Spatel, strich damit über die Innenwand eines leeren Krugs und förderte einen braunen Bodensatz zutage. »Sie bringen den Hauptbestandteil aus der Fabrik im Ruinengebiet her«, sagte er. »Dann lösen sie den Wirkstoff heraus, kochen ihn ein und trocknen ihn in den Schalen.«
    Nelly stand reglos da und sagte nichts. Dann ging sie zu den Schränken und kippte jeden einzelnen der Krüge um, so dass das stinkende Terpentin sich über den Holzboden ergoss. Hadrian wich langsam zurück und zog Dax mit sich zur Tür hinaus, gerade als Nelly die Laterne in die flüchtige Lösung schleuderte. Der Boden stand sofort in Flammen.
    Draußen ging Jori mit Nelly zu den Terpentinfässern, die entlang der Palisade standen. Björn hatte keine Einwände, als Nelly

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