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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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Schiffbauer-Innung, den er vermutlich um den kleinen Finger gewickelt hat. Dann hat er verkündet, der Holländer sei auf seiner Farm gestorben und werde vorläufig durch den neuen Leiter der Müller-Innung ersetzt. Doch falls der Mann den Sitz dauerhaft übernehmen soll, müssen wir ihn bestätigen. Ich sagte, das ginge mir alles zu schnell und die meisten der Innungsleiter seien inzwischen Männer, die wir nicht besonders gut kennen. Schon dieser leise Anflug von Zweifel hat ausgereicht. Buchanan brachte umgehend ein neues Zulassungsverfahren ins Gespräch. Alle Ärzte und Schwestern sollen von einer politisch besetzten Kommission auf ihre Eignung für den Dienst in der Kolonie überprüft werden. Und heute Morgen war Kenton hier und hat nach dir gesucht.«
    »Der Holländer ist nicht auf seiner Farm gestorben«, sagteJori Waller hinter ihm. »Er wurde ermordet. Vor mindestens sechs Monaten.«
    Emily blickte bestürzt auf. »Nein. Unmöglich!« Sie überlegte kurz. »Er war bei den Ratssitzungen vertreten, hat seine Stimme abgegeben.«
    »Aber er hat schon seit all diesen Monaten nicht mehr persönlich daran teilgenommen«, sagte Waller. »Buchanan hat seine Leiche gesehen. Ein Irrtum ist ausgeschlossen. Aber er hat irgendwie vergessen, die anderen Ratsmitglieder von diesem Umstand in Kenntnis zu setzen.«
    Emily öffnete den Mund, als wolle sie noch etwas sagen, blieb jedoch stumm und hob schließlich nur die Flasche an die Lippen. Hadrian bemerkte den süßen Geruch.
    »Es ist noch nicht mal Mittag, Emily«, tadelte er. »Ein wenig früh für Maiswhiskey.«
    Sie drehte die Flasche so, dass Hadrian das medizinische Etikett sehen konnte. »Wir fügen etwas Nieswurztinktur hinzu und nennen es ein Anästhetikum. Und für mich ist es nicht früh. Ich habe noch nicht geschlafen. War die ganze Nacht im OP. Irgendein Narr hat behauptet, er könne fliegen, und ist von einer Scheune gesprungen.« Sie trank noch einen Schluck. »Du musst hier weg, Hadrian. Die Zeitung äußert erste Kritik am Gouverneur; man macht ihn für Nellys Flucht verantwortlich. Jetzt muss er sich auch noch mit einem toten Polizisten herumschlagen. Und Buchanan neigt zu der Ansicht, dass all seine Probleme irgendwie deine Schuld sind. Verzieh dich für ein oder zwei Monate in einen deiner Schlupfwinkel, bis alles sich wieder beruhigt hat. Geh zu deinen Freunden in die Berge.«
    Stattdessen stieß Waller ihn die Stufen hinauf.
    »He!« Doch Emilys Protest erstarb, als Waller ihm die Uniformjacke von den Schultern nahm und die Ärztin das blutgetränkte Hemd sah. Fletcher hatte tief geschnitten. »Du armerTeufel«, murmelte Emily und winkte ihn hinein. Im Vorbeigehen nahm Hadrian die Flasche mit.
    Als Emily sie in dem Untersuchungsraum neben der Küche allein ließ, trank er einen großen Schluck und wandte sich dann an die Polizistin. »Und nun bedanke ich mich und sage Auf Wiedersehen.«
    »Es ging mir nicht um Ihre Dankbarkeit«, erwiderte Waller pikiert. »Sie haben mich im Gefängnis vor dem Gouverneur gerettet.«
    »Ich rette Sie, Sie retten mich. Das Blöde ist nur, Sergeant, in beiden Fällen hab ich die Prügel abbekommen.« Er rang sich ein mattes Lächeln ab.
    Ihre Miene änderte sich nicht. »Verraten Sie mir, weshalb Fletcher so besorgt wegen Ihnen war, oder wir gehen geradewegs zurück zum Gefängnis.«
    »Vor Ihnen hat in Carthage wahrscheinlich noch kein Polizist im Dienst je eine Schusswaffe abgefeuert.«
    Sie zuckte die Achseln. »Die Waffen wurden gerade erst ausgegeben.«
    »Ihre Treffsicherheit war beeindruckend.«
    Sie wurde rot und sah zu Boden. »Eigentlich habe ich neben ihn gezielt.«
    »Sie dezimieren die hiesige Verbrecherschaft um einen Finger nach dem anderen.« Hadrian schloss kurz die Augen, weil der Schmerz wieder anwuchs. »Fletcher macht sich wegen mir aus dem gleichen Grund Gedanken wie damals wegen Ihnen«, sagte er. »Er befürchtet, wir könnten der Spur folgen, auf die Sie letzten Sommer gestoßen sind.« Sein Arm fühlte sich an, als würde er in Flammen stehen. »Kenton oder Buchanan hat jemandem erzählt, dass Hastings’ Leiche gefunden wurde. Die Killer haben davon erfahren und mussten aus irgendeinem Grund noch am selben Abend gegen Jonah vorgehen. Wir müssen herausfinden, mit wem Kenton undBuchanan gesprochen haben. Kenton ist vermutlich zurück zum Gefängnis gegangen, als ich mich an dem Nachmittag abgesetzt habe. Jemand dort hat Nelly zur Flucht verholfen.«
    Waller schien es nicht zu hören. »Was

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