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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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»Ein obdachloser Säufer, der sich als Spitzel des Gouverneurs verdingt. Ganz schöner Abstieg, was?« Er kam näher. Hadrian sah, dass Fletcher eine Schlangentätowierung trug. Sie lag wie eine schmückende Kette um seinen Hals.
    »Ich habe gehört, die besten Tätowierer gibt es in den Camps an der Nordküste«, sagte Hadrian und ignorierte die spöttische Bemerkung.
    Fletcher schlug mit dem Handrücken zu. Hadrian duckte sich zu langsam. Statt seiner Wange wurde seine Stirn getroffen, und der schwere Ring des Kapitäns ließ die Haut aufplatzen. Blut lief ihm über die Schläfe. »Halt ihn fest, Scanlon!«, befahl Fletcher dem großen schlanken Mann.
    Scanlon packte Hadrian am Arm und bedeutete seinem Begleiter, es ihm auf der anderen Seite gleichzutun. Die beiden drückten Hadrian gegen einen Stapel Fässer. Fletcher zückte ein langes Filetiermesser. »Du wirst dich von meinem Fischereigelände fernhalten, Boone.« Er schlitzte Hadrians Hemd an der Schulter auf und riss den Ärmel ab. »Du hast noch nie etwas von Jamie Reese oder der
Zeus
gehört. Falls du dich hier noch mal blicken lässt, werfen wir dich in den Fischhäcksler. Dann endest du als Dünger für die nächste Ernte.«
    Die Spitze der Klinge durchstach die Haut über seinem Bizeps. Mit geübter Hand schnitt Fletcher einmal rund um den Arm. »Wag es nicht, deine Nase in fremde Angelegenheiten zu stecken, Lehrer! Buchanan mag dir erlaubt haben, die Armbinde abzunehmen, aber du solltest nicht vergessen, dass niemand dich will und niemand dir traut. Sorgen wir also für ein dauerhaftes Andenken.« Er führte acht Zentimeter unter dem ersten einen zweiten, parallelen Kreisschnitt aus.
    Hadrian biss die Zähne zusammen. »Die Augen!«, rief er über den stechenden Schmerz hinweg. »Was machen Sie mitden Augen der Leute!« Das Blut floss nun in Strömen seinen Arm hinunter. Ein dritter Schnitt verband die beiden Kreise.
    Fletcher hielt inne und drückte ihm die Klinge flach auf den Oberarm. Mit jähem Entsetzen begriff Hadrian, dass er ihm die Haut abziehen und zu einer Art Armbinde aus Narbengewebe verhelfen würde. Als Hadrian sich wand, stieß der Kapitän lediglich ein krächzendes Lachen aus.
    »Was ist?«, knurrte Scanlon, als sein Kamerad plötzlich in den Knien einknickte und zu Boden fiel. Da traf ihn auch schon ein Stemmeisen an der Brust. Als das nicht ausreichte, krachte ein Ellbogen gegen sein Kinn und warf ihn gegen die Fässer.
    Fletcher wirbelte mit seinem Messer herum und erstarrte. Anderthalb Meter vor ihm stand Jori Waller und hielt ihn mit dem schlagbereiten Stemmeisen auf Abstand.
    »Du Miststück!«, fauchte er. »Auch du tust dich schwer damit, deine Lektion zu lernen.«
    Sie hob die andere Hand, die etwas Kleines und Dunkles hielt.
    »Scheiße, die hat ’nen Revolver!«, keuchte Scanlon und rappelte sich auf.
    »Der Gouverneur weiß sich nicht mehr anders zu behelfen«, sagte Fletcher mit humorlosem Lächeln. »Aber er hat mehr Waffen als Munition. Und er hat dir bestimmt keine seiner kostbaren Patronen anvertraut.«
    »Dieser Mann ist mein Gefangener«, behauptete Waller und winkte Hadrian zu sich.
    Fletcher blickte auf das Messer in seiner Hand, von dem Hadrians Blut tropfte. »Boone hat keine Ahnung, auf was für gefährliches Terrain er sich begibt. Ich erspare der Kolonie mit Freuden die Kosten seiner Haft.«
    Auf einmal hatte auch Scanlon ein Messer in der Hand. Ein lautes Klicken ertönte. Der Hammer des Revolvers warauf eine leere Kammer getroffen. Fletcher grinste und trat vor. Dann knallte es laut. Scanlons Messer wirbelte durch die Luft.
    »Verfluchte Kacke!«, stöhnte er und hielt die Hand hoch. Waller hatte ihm den kleinen Finger weggeschossen.
    Die Fischer verharrten wie betäubt. Waller schob Hadrian in Richtung des Ausgangs und wich ebenfalls zurück. Als sie ins Freie traten, zitterte Joris Hand so stark, dass Hadrian ihr die Waffe abnehmen musste, um sie zurück ins Holster zu stecken.
     
    Sie trafen Emily auf der hinteren Veranda des Krankenhauses an, wo sie auf dem Schaukelstuhl saß und ihre Pfeife rauchte. Neben ihr stand eine hohe Flasche. Noch bevor Hadrian einen Fuß auf die Stufen setzte, hob sie warnend eine Hand. »Du kannst nicht hereinkommen, Hadrian. Er sagt, falls ich dir noch mal behilflich bin, lässt er ein halbes Dutzend Polizisten hier jeden unserer Schritte überwachen. Bei der Ratssitzung gestern Abend mussten wir seinen Kandidaten für Jonahs freien Sitz absegnen. Es ist der Leiter der

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