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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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bei uns praktisch keinen Chemieunterricht.«
    Jonah. Hadrian fielen plötzlich die Bücher wieder ein, die auf dem Schreibtisch in der geheimen Gruft gelegen hatten. Biochemie, Physiologie. »Hat Jonah euer Labor benutzt?«
    »Natürlich. Schon all die Jahre, nachts oder wenn es nicht anderweitig belegt war. Aber wenn man synthetische Chemikalien herstellen will, wie sie früher als Halluzinogene gedient haben, benötigt man besondere Zutaten und Gerätschaften. Wir hier besitzen das fortschrittlichste Labor der ganzen Kolonie und wären nicht dazu in der Lage.«
    Auf Jonahs Tisch hatte noch ein weiteres Buch gelegen. Botanische Chemie. »Und wenn man Pflanzen nehmen würde, so wie ihr?«
    Sie träufelte mehr Alkohol auf seine Wunde und vernähte das letzte Stück. »Sicher, es gibt einheimische Pflanzen, die hochgradig gefährlich sind. Tollkirsche, Fingerhut, Maiapfel – ganz zu schweigen von zwanzig verschiedenen Pilzarten.« Emily schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Die sind unberechenbar und würden dich vermutlich töten, bevor du gelernt hast, damit umzugehen.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie mit
gefährlichen Drogen
meinen«, merkte Waller an. »Hier im Krankenhaus setzen Sie doch ständig Medikamente ein.«
    Emily runzelte die Stirn. Hadrian erkannte, dass sie vergessen hatte, dass die Polizistin sich noch im Zimmer befand.
    »In der alten Welt gab es Pillen, die Ihnen den Verstand geraubt haben. Sie ließen Sie Dinge tun, an die Sie sonst nie gedacht hätten. Ließen Sie sogar vergessen, wer Sie sind. Ließen Sie sich nach noch einer Pille sehnen und dann noch einer, bis Sie am Ende alles für eine weitere Dosis getan hätten.«
    Die Beamtin hatte sichtliche Schwierigkeiten, das zu begreifen. »Das klingt ja, als wären die Menschen dadurch irgendwie versklavt worden.«
    Die Ärztin nickte langsam.
    »Und es wissen noch mehr Leute davon, können sich von früher daran erinnern«, fuhr Waller fort.
    »Wir haben im Labor dauernd mit zahlreichen Pflanzen zu tun. Aus der Tollkirsche kann man Belladonna gewinnen, ein gutes Beruhigungsmittel. Fingerhut ergibt bei sorgfältiger Verarbeitung ein Herzmedikament.« Emily wandte sich wieder Hadrian zu. »Aber das sind keine Freizeitdrogen. Du redest von komplexen chemischen Verbindungen, die in unserem simplen Labor nicht hergestellt werden könnten. MeinPersonal
wüsste
nicht mal, was für Drogen du meinst. Niemand in Carthage wüsste das.«
    »Niemand in Carthage«, wiederholte er und fixierte die Ärztin mit vielsagendem Blick.
    Emily erwiderte nichts, sondern beendete einfach die Naht und zog den letzten Knoten so fest zu, dass Hadrian vor Schmerz zusammenzuckte. Als er sich aufsetzte, war ihm schwindlig. Er wankte.
    »Du musst dich ausruhen, verdammt. Du hast viel Blut verloren. Zwei, drei Tage mindestens«, verkündete Emily und fing an, seinen Arm zu bandagieren. »Im Schuppen hinten liegen zwei alte Matratzen. Technisch gesehen wird das nicht im Krankenhaus sein.«
    Hadrian blickte zu Waller. »Zwei Matratzen. Sie können sich hinlegen und mir beim Leiden zuschauen.« Die Polizistin verzog das Gesicht. »Oder Sie gehen noch mal in die Wohnung. Die Killer waren nicht nur da, als sie Jansen ermordet haben. Sie haben die Wohnung über einen längeren Zeitraum genutzt und sind dort womöglich monatelang ein und aus gegangen. Sie müssen Spuren hinterlassen haben. Eventuell hat irgendein Nachbar was gesehen. Und es gibt einen Jungen namens Dax, der in Jonahs Auftrag Nachrichten überbracht hat und außerdem den Schakalen behilflich ist.« Er musterte sie abschätzend. »Vielleicht möchten Sie auch lieber wieder Buchanans nützliche Idiotin sein.« In seinem Kopf drehte sich alles. Er sank zurück auf den Tisch und legte sich den Unterarm quer über die Augen.
    Die Schritte der beiden Frauen näherten sich der Tür. Als die Polizistin sich an Emily wandte, klang sie seltsam verzweifelt. »Ich weiß noch, wie er früher in der Schule war«, flüsterte sie. »Er hat komische Sachen gesagt, aber manchmal waren sie inspirierend. Er hat Tierbabys in den Unterricht mitgebracht und Gedichte vorgelesen. Jetzt trägt er geborgteKleidung und schläft in Ställen. Er spielt Spielchen mit mir, als wäre ich immer noch ein kleines Schulmädchen. Er belügt mich sogar. Lügt er immer, Doktor?«
    Eine Decke wurde über Hadrian gebreitet. »Er lügt nie, wenn es um etwas Wichtiges geht, Sergeant. Vergessen Sie das nicht.«
    Fünf Minuten später kam Emily zurück und zog die

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