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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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können zum Mittagessen nach Hause kommen,
und dann kriegen wir Tee und eine Scheibe gebratenes Brot.
    Am Donnerstag folgt Mam Dad aufs Arbeitsamt. Sie marschiert hinter ihm hinein, und als der Mann Dad das Geld hinschiebt, nimmt sie es an sich. Die anderen Männer, die da ihr Stempelgeld abholen, stupsen sich an und grinsen, und Dad ist entehrt, weil eine Frau sich nie am Stempelgeld eines Mannes vergehen darf. Er könnte ja Sixpence auf ein Pferdchen setzen oder eine Pint zu sich nehmen wollen, und wenn alle Frauen so anfangen wie Mam, laufen die Pferdchen nicht mehr, und Guinness geht pleite. Aber jetzt hat sie das Geld, und wir ziehen in die Hartstonge Street. Dann trägt sie Eugene auf den Armen, und wir gehen zu Leamy’s National School. Der Schulleiter, Mr. Scallan, sagt, wir sollen am Montag mit einem Aufsatzheft, einem Bleistift und einem Federhalter mit guter, spitzer Stahlfeder wiederkommen. Nicht zur Schule kommen sollen wir, wenn wir Kopfläuse oder Scherpilzflechte haben, und die Nase sollen wir uns immer und ausschließlich nicht etwa in den Ärmel schneuzen, sondern in ein Taschen- oder anderes vergleichbares sauberes Stück Tuch. Er fragt uns, ob wir brave Jungens sind, und als wir ja, sind wir sagen, sagt er, Grundgütiger, was ist das denn? Sind das Yanks oder was?
    Mam erzählt ihm von Margaret und Oliver,
und er sagt, Herr im Himmel, Herr im Himmel, groß ist das Leid auf Erden. Wie auch immer, wir werden den kleinen Burschen Malachy in die Vorschulklasse und seinen Bruder in die erste Klasse gehen lassen. Dann sind sie im selben Klassenzimmer und haben denselben Lehrer. Also, Montag morgen, um Punkt neun.
    Die Buben in der Schule wollen wissen, warum wir so sprechen. Seids ihr etwa Yanks? Und als wir ihnen sagen, wir sind aus Amerika, wollen sie wissen, seids ihr Gangster oder Cowboys?
    Ein großer Junge baut sich vor mir auf. Ich hab euch etwas gefragt, sagt er. Seids ihr Gangster oder Cowboys?
    Ich sage, ich weiß nicht, und als er mich mit dem Zeigefinger in den Brustkorb pikst, sagt Malachy, ich bin ein Gangster, Frank ist ein Cowboy. Der große Junge sagt, dein kleiner Bruder ist schlau, und du bist ein dummer Yank.
    Die Jungs um uns herum sind aufgeregt. Schlagts euch, schreien sie, schlagts euch, und er schubst mich so heftig, daß ich hinfalle. Ich will eigentlich weinen, aber dann kommt die Schwärze über mich, wie bei Freddie Leibowitz, und ich stürze mich auf ihn und trete und haue. Ich schlage ihn nieder und versuche, ihn an den Haaren zu packen, um seinen Kopf auf den Boden knallen zu können, aber ich spüre einen scharfen Schmerz in den Kniekehlen und werde von ihm weggezerrt.

    Mr. Benson, der Lehrer, hat mich am Ohr gepackt und prügelt mir quer über die Beine. Du kleiner Rowdy, sagt er. Ist dies das Benehmen, das du aus Amerika mitgebracht hast? Du wirst dich bei Gott benehmen, bevor ich mit dir fertig bin. Er sagt, ich soll erst eine und dann die andere Hand ausstrecken, und schlägt mir mit seinem Stock einmal auf jede Hand. Geh jetzt nach Hause, sagt er, und sag deiner Mutter, was für ein böser Junge du gewesen bist. Du bist ein böser Yank. Sprich es mir nach: Ich bin ein böser Junge.
    Ich bin ein böser Junge.
    Jetzt sag, ich bin ein böser Yank.
    Ich bin ein böser Yank.
    Malachy sagt, er ist kein böser Junge. Der große Junge da, der ist ein böser Junge. Er hat gesagt, wir sind Cowboys und Gangster.
    Stimmt das, Heffernan?
    Ich hab doch nur Spaß gemacht, Sir.
    Keine Späße mehr, Heffernan.
    Nein, Sir.
    Und du, Heffernan, solltest jeden Abend Gott auf Knien danken, daß du kein Yank bist, denn wenn du einer wärest, Heffernan, dann wärst du der schlimmste Gangster zu beiden Seiten des Atlantiks. Al Capone würde bei dir Unterricht nehmen. Du wirst diese beiden Yanks nicht mehr belästigen, Heffernan.
    Nein, Sir.

    Und wenn du es doch wagst, hänge ich mir dein Fell an die Wand. Und jetzt gehts nach Hause, alle drei.
     
     
    An Leamy’s National School sind sieben Lehrer, und alle haben Lederriemen, Rohrstöcke und Schwarzdornzweige. Damit schlagen sie einem auf die Schultern, den Rücken und, ganz besonders, auf die Hände. Wenn sie einem auf die Hände schlagen, nennt man das einen Tatzenhieb. Sie schlagen einen, wenn man zu spät kommt, wenn die Feder vom Federhalter tropft, wenn man lacht, wenn man redet und wenn man was nicht weiß.
    Sie schlagen einen, wenn man nicht weiß, warum Gott die Welt erschaffen hat, wenn man den Schutzheiligen von Limerick

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