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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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den Backen, und die Backen dick und rund von Dads Zähnen. Der Arzt in Barrington’s Hospital sagt, gar nicht schlimm. Er gießt Malachy Öl in den Mund und hat die Zähne in Null Komma nix draußen. Dann sieht er mich an und sagt zu Dad, warum steht das Kind da so mit sperrangelweit offenem Mund herum?
    Dad sagt, das ist eine Angewohnheit von ihm, daß er mit offenem Mund herumsteht.
    Der Arzt sagt, komm mal her zu mir. Er sieht mir in die Nase, in die Ohren, in den Rachen und betastet meinen Hals.
    Die Mandeln, sagt er. Die Polypen. Die müssen raus. Je früher, desto besser, sonst sieht er aus wie ein Idiot, wenn er groß wird, und sein Maul klafft offen wie ein Schuh. Am nächsten Tag kriegt Malachy
ein großes Karamelbonbon zur Belohnung, weil er sich Zähne in den Mund gestopft hat, die er nicht wieder rauskriegt, und ich muß ins Krankenhaus und mich operieren lassen, damit ich den Mund zumache.
     
     
    Eines Samstagmorgens trinkt Mam ihren Tee aus und sagt, du wirst tanzen.
    Tanzen? Warum?
    Du bist sieben Jahre alt, du hast deine Erstkommunion, und jetzt wird es Zeit fürs Tanzen. Ich nehme dich mit in die Catherine Street in Mrs. O’Connors Irische Volkstanzkurse. Da gehst du jeden Samstagvormittag hin, und das wird dich von der Straße fernhalten. Das wird dich davon abhalten, mit jugendlichen Rabauken durch Limerick zu stromern.
    Sie sagt mir, ich soll mir das Gesicht waschen und Ohren und Hals nicht vergessen, Haare kämmen, Nase putzen, nicht so kucken, wie kucken? egal, jedenfalls nicht so, Strümpfe und Erstkommunionsschuhe anziehen, die, sagt sie, sowieso schon kaputt sind, weil ich an keiner Dose und an keinem Stein vorbeigehen kann, ohne dagegenzutreten. Ihr steht es bis hier, immer bei der Gesellschaft vom Hl. Vincent de Paul Schlange zu stehen und um Schuhe für mich und Malachy zu betteln, damit wir die Schuhe dann mit unserem
Gekicke ruinieren. Dein Vater sagt, es ist nie zu spät, die Lieder und Tänze deiner Vorfahren zu erlernen.
    Was sind Vorfahren?
    Egal, sagt sie, du wirst tanzen.
    Ich frage mich, wie ich für Irland sterben kann, wenn ich auch noch für Irland singen und tanzen soll. Ich frage mich, warum sie nie sagen, man soll für Irland Bonbons essen und Schule schwänzen und schwimmen gehen.
    Mam sagt, sei nicht so vorlaut, sonst mach ich dir ein warmes Ohr.
    Cyril Benson tanzt. Ihm hängen die Medaillen von den Schultern bis zu den Kniescheiben. In ganz Irland gewinnt er Tanzwettbewerbe, und er sieht wunderschön aus in seinem safrangelben Kilt. Er macht seiner Mutter Ehre, und ständig ist sein Name in der Zeitung, und ganz bestimmt bringt er das eine oder andere zusätzliche Pfund nach Hause. Man sieht ihn nie durch die Straßen streunen und gegen alles treten, was in Sicht kommt, bis ihm die Zehen vorne aus den Schuhen hängen, aber nein, er ist ein guter Junge, der für seine arme Mutter tanzt.
    Mam macht ein altes Handtuch naß und schrubbt mir das Gesicht, bis es brennt, sie wikkelt sich das Handtuch um den Finger und steckt ihn mir in die Ohren und behauptet, da sei ja genug Ohrenschmalz drin, um Kartoffeln anzubauen,
sie macht mir das Haar naß, damit es besser anliegt, sie sagt mir, ich soll den Mund halten und mit dem Gewimmer aufhören, diese Tanzstunden kosten sie jeden Samstag Sixpence, die ich verdienen hätte können, wenn ich Bill Calvin sein Mittagessen gebracht hätte, und Gott weiß, daß sie sich die Sixpence kaum leisten kann. Ich versuche zu sagen, weißt du, Mam, du brauchst mich doch wirklich nicht zur Tanzstunde zu schicken, wenn du statt dessen eine schöne Woodbine rauchen und ein Täßchen Tee dazu trinken könntest, aber sie sagt, na, bist du aber schlau. Du gehst zur Tanzstunde, und wenn ich dafür ewig auf die Kippen verzichten muß.
    Wenn meine Kumpels meine Mutter sehen, wie sie mich durch die Straßen zum Irischen Volkstanz zerrt, werde ich vollends entehrt sein. Sie finden, es geht in Ordnung, wenn man tanzt und so tut, als wäre man Fred Astaire, weil man dann mit Ginger Rogers über die Leinwand springen kann. Beim Irischen Volkstanz gibt es keine Ginger Rogers, und groß herumspringen kann man auch nicht. Man stellt sich stocksteif hin, behält die Arme am Leib, trampelt mal gerade und mal krumm und lächelt nie. Mein Onkel Pa Keating sagt, Irischer Volkstanz sieht aus, als hätten die Tänzer eine Stahlstange im Arsch, aber das kann ich Mam nicht sagen, dann bringt sie mich um.
    Bei Mrs. O’Connor gibt es ein Grammophon,
das spielt eine Jig

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