Die Asklepios Papiere (German Edition)
heftigen Kopfschmerzen. Weil Amy nämlich gestern Abend keine Zeit für ihn hatte, war er kurzerhand mit Freunden um die Häuser gezogen. Wie so häufig, hatte sich diese Tour leider etwas in die Länge gezogen und endete sehr hochprozentig. Er griff in seinen Rucksack und schluckte die mittlerweile dritte Kopfschmerztablette. Hoffentlich war er in zwei Stunden wieder fit, sonst war dies die letzte Chance, die Emil Damme ihm gegeben hatte.
Vor sich hinstarrend meldete sich unerwartet sein E-Mailprogramm mit einer Nachricht von Amy.
„ Bonjour Claude. Dein Mobiltelefon ist aus. Ich habe Neuigkeiten für dich!! Gruß Amy.“
„Ach ja, das verdammte Telefon“, dachte er. Das hatte er gestern Abend ausgeschaltet, weil der Akku beinahe leer war. Er kramte aus dem Chaos in seinem Rucksack das Ladegerät hervor und stöpselte das Telefon an eine freie Steckdose. Nachdem der Ladevorgang begonnen hatte, schaltete sich das Gerät automatisch ein. Nach wenigen Sekunden erschien die Meldung über vier entgangene Anrufe auf dem Display.
Der letzte stammte von Amy und war noch nicht allzu lange her. Die anderen drei waren von einer unbekannten Rufnummer; zwei gestern Nacht und einer heute Morgen – immer die gleiche Nummer. Merkwürdig!
Wer wollte ihn denn so spät noch erreichen? Claude drückte die Rückwahltaste. Nach mehrmals erklingendem Freizeichen meldete sich jedoch lediglich die automatische Ansage, dass Hannah Bachmayer zurzeit nicht erreichbar sei. Er brabbelte einen kurzen Text auf die Mailbox des unbekannten Anrufers und legte wieder auf. Eine Hannah Bachmayer kannte er nicht.
Mit brummendem Schädel wählte er danach Amys Büronummer. Nach nur einem Klingeln ging sie an den Apparat.
„Hi Claude“, sagte Amy, noch bevor Claude sich melden konnte. „Nett, dass man dich auch mal erreicht.“
„ Hi Amy. Sorry, aber ich bin total gerädert.“
„ Harte Nacht?“, fragte sie so, als ob sie Antwort bereits kannte.
„ Kann man so sagen. Hey, wenn du nichts Wichtiges hast, lass uns bitte später telefonieren. Ich muss gleich mit dem Produktionsteam zu PSU und vorher noch irgendwie meine verdammten Kopfschmerzen loswerden.“
„ PSU?“, fragte Amy erstaunt. „Etwa wegen des Selbstmords?“
„ Was für ein Selbstmord?“ Claude traute seinen Ohren kaum. Auch durch die benebelnde Wirkung des Schmerzes hindurch wurde er hellhörig.
„ Ups…ich dachte, du wüsstest schon bescheid.“
„ Raus damit“, insistierte Claude.
„ Na gut. Aber von mir hast du nichts! Klar?“
„ Klar, jetzt sag schon.“
„ Bei PSU ist letzte Nacht eine junge Frau in den Tod gestürzt. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es Selbstmord. Die Ermittlungen laufen aber noch.“
„ Mhmm. Darüber kam noch keine Meldung über den Nachrichtenticker. Seltsam!“
„ Soll bestimmt erst veröffentlicht werden, wenn definitiv klar ist, dass es ein Suizid war.“
Claude lehnte sich erstaunt in seinem Drehstuhl zurück. Das war nun innerhalb von nur einer Woche die dritte Story über PSU und zwei davon waren ausgesprochen mysteriös. Zuerst Peter Krueger, der ihm wichtige geheime Informationen zu dieser Firma übergeben wollte und dann spurlos verschwand. Danach die Pressekonferenz zu diesem revolutionären Impfstoff und nun auch noch ein Selbstmord. Konnte das alles wirklich bloß Zufall sein? Wohl kaum. Doch wenn es einen Zusammenhang gab, wie sollte der aussehen und was noch viel wichtiger war: Konnte er diesen Zusammenhang binnen der nächsten zwei Stunden recherchieren, um gegebenenfalls nachher vor Ort eine wahre Bombe platzen lassen zu können? Sollte er mit dem Big Boss sprechen? Falls sich alles nur als ein Hirngespinst herausstellte, könnte der Schuss nämlich auch mächtig nach hinten losgehen.
Da Claude schwieg, bohrte Amy nach.
„ Kein Wort zu niemanden Claude, ok?“
„ Ja, ja – schon klar. Weswegen wolltest du mich denn eigentlich sprechen?“, fragte er, um das Thema zu wechseln.
„ Das verbrannte Unfallopfer, von dem ich dir gestern erzählt habe…“, Amy machte eine theatralische Pause. „Sein Name ist Peter Krueger. Ein junger Mann aus Deutschland...“
„ Merde!“, raunte Claude völlig perplex ins Telefon.
„ Wie bitte?“, fragte Amy verständnislos.
„ Das ist der vermisste Freund meiner Schwester. Bist du dir auch ganz sicher?“
„ Leider ja, kein Zweifel möglich. Anhand der Zahnabdrücke konnten wir ihn eindeutig identifizieren.“
Claude pfiff leise durch die
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