Die Asklepios Papiere (German Edition)

Zähne. Unabhängig davon, dass seine Schwester am Boden zerstört sein würde, rückte das seine Überlegungen in ein gänzlich neues Licht.
    Während Pharmaceutical Solutions Universal   der Weltöffentlichkeit nichts geringeres als eine medizinische Revolution verkündete, wollte Peter Krueger interne Firmeninformationen an die Presse übergeben. Dazu kam es jedoch nicht, weil er bei eine schweren Autounfall verunglückte und bis zur Unkenntlichkeit verbrannte. Und als wäre das nicht genug, beging eine junge Mitarbeiterin von PSU wenige Tage darauf Selbstmord.
    „ Das nenne ich mal einen Zufall“, murmelte Claude.
    „ Que?“, fragte Amy.
    „ Ach nichts. Vielen Dank Amy. Darf ich es meiner Schwester sagen?“
    „ Ja klar. Die Identität des Opfers ist nicht geheim. Soweit ich mitbekommen habe, wurden seine Eltern in Deutschland auch schon informiert. Aber Claude, bevor du das tust, solltest du noch etwas wissen.“
    „ Na dann schieß los!“
    „ Nicht am Telefon. Du müsstest schon herkommen.“
    „ Ich habe keine Zeit. Ich muss gleich los.“
    „ Deine Entscheidung!“, antwortete Amy so beiläufig, dass Claude nicht anders konnte.
    „ Ok. Ich bin gleich bei dir!“
     
    D ie Kriminaltechnische Abteilung der Pariser Police Nationale lag in den Kellergeschossen der Polizeipräfektur auf der Ile de la Cité . Claude war zwar noch nie im Gebäude selbst gewesen, doch Amy hatte ihm den Weg bestens beschrieben und seinen Besuch beim Beamten am Haupteingang angemeldet. Er konnte somit ohne Schwierigkeiten den Sicherheitsbereich der Präfektur hinter sich lassen und das Labor mit der Nummer 2.101 im zweiten Kellergeschoss suchen.
    Er folgte der Beschilderung und hörte bereits aus etlichen Metern Entfernung laute Musik aus einem der Labore dringen. Raum Nummer 2.101. Amy, natürlich! Claude ersparte sich ein Klopfen an der Tür, das bei der lauten Musik ohnehin ungehört verklungen wäre, und trat ein.
    Eine volle Dröhnung Guns´n´Roses traf auf sein Trommelfell. Wie immer trug Amy ein ausgesprochen extravagantes Outfit, bei dem er sich fragte, wie so etwas von der Pariser Kriminalpolizei geduldet wurde. Sie hatte zwar ganz vorschriftsmäßig einen weißen Laborkittel an, doch darunter lugte ein kettenbehangener kurzer schwarzer Faltenrock über dunklen Netzstrümpfen hervor; dazu nieten- und ösenbesetzte Lederstiefel sowie ein Lederhalsband. Mit ihren schwarzen Zöpfen hatte sie etwas von einer Gothic-Pipilangstrumpf.
    Claude hatte noch keine zwei Schritte im Labor gemacht, da drehte sich Amy schlagartig um. Wie sie auf ihn aufmerksam geworden war, blieb ihm schleierhaft.
    „Claude, Süßer“, begrüßte sie ihn mit den obligatorischen Wangenküsschen. „Da bist du ja schon.“ Durch die laute Musik konnte er ihre Worte mehr erahnen als wirklich verstehen. Als ob Amy seine Gedanken gelesen hätte, drehte sie mit einer Fernbedienung die Lautstärke der Musik etwas leiser.
    „ Danke. Also echt! Dass du bei so einem Lärm arbeiten kannst“, grinste Claude.
    „ Das ist eben meine Art, mich zu konzentrieren.“
    Amy griff Claudes Arm und zog ihn in die hinterste Ecke des Labors zu einem kleinen Besprechungstisch mit drei Stühlen. Fasziniert musterte er das Labor. Es wimmelte von Gerätschaften, die er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Auf großen Computermonitoren, von denen es unzählige gab, liefen Analysen, Untersuchungen und wer weiß, was sonst noch alles. Ab und zu ertönte ein Piepsen zum Zeichen, dass wieder irgendeine der Apparaturen ihre Arbeit beendet hatte. Amy ignorierte die Signale und deutet auf ihren Laptop. Claude malte sich aus, wie seine Kollegen in der Redaktion wohl reagieren würden, wenn er in so einem schwarzen Totenkopf-T-Shirt zur Arbeit erscheinen würde.
    „Also“, sagte Amy und deutete auf den Monitor. „Ich habe hier die Akte von Peter Krueger.“
    Claude nickte und blickte interessiert auf die geöffneten Dokumente.
    „Eigentlich gibt es nichts Auffälliges. Die Kollegen von der Schutzpolizei haben alle relevanten Daten aufgenommen. Wegen Verdachts auf Drogen- oder Alkoholkonsum wurde sogar eine posthume Blutuntersuchung durchgeführt.“
    „ Und?“, Claude verstand von dem technokratischen Geschwafel in der Akte weniger als die Hälfte.“
    „ Alles deutet darauf hin, dass Peter Krueger Blue Crystal geschluckt hat und dann mit dem Auto gegen einen Baum gerast ist. Blue Crystal ist eine der zurzeit angesagtesten synthetischen Drogen in der