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Die Asklepios Papiere (German Edition)

Die Asklepios Papiere (German Edition)

Titel: Die Asklepios Papiere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swen Grossmann
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undurchdringlichen grünen Auen. 
    „ Sie missachten die Komplexität der sozialen Interaktion“, erklärte sie höflich. „Was ist mit zufälligen Bekanntschaften in der Mensa, Freundschaften auf Uni-Feten, zwanglosen Beziehungen zu Studentinnen…Dr. Schulz übt doch bestimmt auch eine Lehrtätigkeit aus, nehme ich an? Ihre Eingrenzung ist – und entschuldigen Sie bitte, wenn ich das sage – viel zu kurz gegriffen. Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte?“
    „ Bitte!“
    „ Ich denke, wir sollten uns sein Büro an der Universität vornehmen. Vielleicht gibt es dort Hinweise auf Personen, die als Fluchthelfer in Frage kommen. Wenn dieser Schritt nicht zielführend sein sollte, müssten wir wohl oder übel auch noch seine Wohnung in Augenschein nehmen.“
    Luc überlegte einen Augenblick. Domino hatte wahrscheinlich Recht. Jedem Namen auf der Liste einen Besuch abzustatten würde Stunden dauern und bot keine Gewähr, die Zielpersonen auch tatsächlich ausfindig zu machen. Mit ihrer bestechenden Logik könnte sie es bei der Kriminalpolizei weit bringen.  
     
    „ W as für eine Wohltat so eine heiße Dusche doch sein kann“, sagte Hannah sichtlich erleichtert, als sie aus dem Bad wieder zurück in das kleine Zimmer kam, das eigentlich Kikis Büro war und bis auf eine ausklappbare Schlafcouch und einen Schreibtisch nicht viel Platz bot.
    Sie hatte vergessen, Kiki vor dem Duschen nach einem frischen Shirt für die Nacht zu fragen. Doch weil sie auch ihr verschwitztes Hard-Rock-Cafe T-Shirt nicht wieder anziehen wollte, tapste sie in ein großes  Badetuch gehüllt durch die Wohnung.
    Als sie das Zimmer betrat war Lennard gerade damit beschäftigt, Peters Unterlagen mit seinem Mobiltelefon zu fotografierte, um die Informationen sicherheitshalber auch in elektronischer Form zu haben. Die Ereignisse des heutigen Tages hatten Spuren bei ihrem Begleiter hinterlassen: Der Streifschuss an der rechten Schulter hatte nicht nur eine große mittlerweile verbundene Wunde gerissen, sondern auch für tiefblaue Blutergüsse gesorgt. Durch den Sturz auf dem Friedhof war seine Hose zerrissen und die Brille verborgen.
    Lennard war gewiss nicht das, was man einen ganzen Kerl nennen konnte. Ein kleiner Bauchansatz lugte unter seinem Unterhemd hervor. Muskeln setzten Sport voraus, den Lennard offensichtlich nicht trieb. Trotzdem stand Hannah hier, erschöpft von einem nervenaufreibendem Tag und fühlte sich zu ihm hingezogen. Er kannte sie erst seit wenigen Tagen und hatte ihr doch mutig zur Seite gestanden; hatte sie selbstlos beschützt und das, obwohl es dafür eigentlich keinen Grund gab. Sie konnte und wollte heute Nacht nicht alleine schlafen. Sie würde ihn nicht zur Couch ins Wohnzimmer gehen lassen. Sie sehnte sich nach körperlicher Nähe und Geborgenheit.
    Ohne nachzudenken ging sie langsam zu ihm hinüber und hauchte zärtlich einen Kuss auf seine Lippen. Lennard sah sie überrascht und unsicher an, erwiderte den Kuss aber innig. Er legte die Unterlagen beiseite, stand auf und umarmte sie. Hannah schmiegte sich an, blickte ihm tief in die Augen und ließ ihr Badetuch zu Boden fallen.
     
    L uc hatte beschlossen, dass es sinnvoller wäre, die Arbeit aufzuteilen. Während er Domino zur Wohnung dieses Physikers geschickt hatte, fuhr er selbst zur Universität.
    Sich umsehend, ob niemand durch das unbeleuchtete Gebäude schlich, versuchte er das elektronische Schloss der Bürotür zu überbrücken. Vom Sicherheitsdienst des Campus hatte er keine Störung zu erwarten. Die Security bestand lediglich aus einem älterer Herrn, der in seinem Wachhäuschen saß und fernsah. Die Bilder der Überwachungskameras an den Eingängen der Gebäude nahm er überhaupt nicht wahr. Um dennoch nicht Gefahr zu laufen, entdeckt zu werden, hatte Luc eine andere Möglichkeit gefunden, unbemerkt in das Gebäude zu gelangen, in dem das Büro von Dr. Schulz lag.
    Weil Wissenschaftler es offensichtlich generell mit der Sicherheit nicht so ernst nahmen, fand er schnell ein geöffnetes Fenster im Erdgeschoss und schlüpfte hinein. Auch das Türschloss öffnete er in weniger als zehn Sekunden.
    Lautlos schlich er ins Büro. Ohne das Licht einzuschalten sah er sich im Schein seiner kleinen Taschenlampe um. Er hatte eigentlich ein heilloses Chaos erwartet, doch das Büro war halbwegs aufgeräumt und leider ohne Anzeichen persönlicher Art. Keine Pinnwand mit Telefonnummern, kein persönliches Adressbuch…nichts.
    „Merdé“, fluchte Luc leise.

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