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Die Asozialen: Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren - und wer davon profitiert (German Edition)

Die Asozialen: Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren - und wer davon profitiert (German Edition)

Titel: Die Asozialen: Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren - und wer davon profitiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Wüllenweber
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sind einzelne Adressen bekannt, die eine höhere Bilanz aufweisen als ganze Kontinente, weil dort Hunderte Hedgefonds einen Briefkasten und ihren offiziellen Firmensitz unterhalten.
    Um das Kapital aller Hedgefonds in der echten Welt zu erwirtschaften, müsste eine gesamte Generation von Erdenbürgern ihr ganzes Leben lang real arbeiten. Diese unvorstellbare Menge an Reichtum bleibt unversteuert und wird praktisch ohne Regeln ausschließlich zum Nutzen einer verschwindenden Minderheit eingesetzt. Selbst die gigantischen Hedgefonds sind nur ein Kapitel in der Geschichte der wunderbaren Geldvermehrung. Um das zu erkennen, genügen vier Zahlen: 1990 betrug das weltweite Bruttoinlandsprodukt ( BIP ) 22 Billionen Dollar. Zum selben Zeitpunkt lag die Summe aller synthetischen Finanzmarktprodukte bei zwei Billionen. 2010 ist das globale BIP auf 63 Billionen angewachsen. Die synthetischen Produkte sind im selben Zeitraum auf 600 Billionen Dollar emporgeschnellt. Die Realwirtschaft hat sich verdreifacht. Die künstliche Wirtschaft hat sich verdreihundertfacht. Ihr Volumen ist heute zehn Mal größer als das der Realwirtschaft. 24
    Das Geschäft mit dem Misserfolg
    An den Schalthebeln dieses Multi-Billionen-Spiels sitzen Menschen, die nie gelernt haben, die wirtschaftliche Situation eines Unternehmens oder eines Staates zu analysieren oder zu beurteilen. Sie haben keine Ausbildung im Bankgeschäft und verstehen nichts von Finanzwirtschaft: Informatiker, Ingenieure, Mathematiker oder Quantenphysiker. Im Bankenjargon heißen sie »Quants«. Aus winzigen Teilchen können sie gigantische Gebilde zaubern. Das reale Geld ist nur die Seifenlauge, das sie zu riesig erscheinenden Blasen aufpusten. Mithilfe von hochkomplexen mathematischen Modellen und den leistungsfähigsten Rechenmaschinen verwandeln sie einfache Wertpapiere, Versicherungen, geplatzte Kredite oder simple Wetten in verwirrende Geflechte, die sich »Derivate« nennen. Viele Jahrhunderte lang waren Alchemisten auf der Suche nach dem Stein der Weisen. Sie versuchten aus allen Möglichen Zutaten Gold herzustellen. Den Quants scheint zu gelingen, wovon die Finanzindustrie seit Jahrhunderten nur geträumt hat: Die Banken müssen das Geld nicht mehr verdienen. Sie stellen es her.
    Das macht die Quants zur heißesten Ware amerikanischer Eliteuniversitäten. Vor allem Investmentbanken locken Absolventen, die oft noch mit dem Stimmbruch kämpfen, mit Millionen-Dollar-Gagen. Die Rechengenies füttern die Computer mit ständig neuen Algorithmen und mathematischen Modellen für den Handel. Viele der Programme produzieren am Markt nur wenige Tage Geld. Dann hat die Konkurrenz den Trick entschlüsselt und lässt ihre Quants Gegenprogramme austüfteln.
    Die Produkte der Quants vervielfachen nicht nur das Geld, sondern auch das Risiko. Wie groß die Gefahr ist, die in den zusammengekochten Futures, Swaps, Optionen und Termingeschäften blubbert, kann kein Sterblicher genau beziffern.
    Die Europäische Bankenaufsicht ( EBA ) hat es zumindest versucht. Im Juli 2011 hatte sie 91 Geldhäuser einem Stresstest unterzogen. Die allermeisten hatten ihn bestanden. Auch die französisch-belgische Bank Dexia. 25 Dabei hatte sie 2009 schon einmal mit 6,4 Milliarden Euro Steuergeld gerettet werden müssen. Nur wenige Wochen nach dem Stresstest erwiesen sich die Rechenmodelle der Mathematiker eher als Wellnesstest. Im Oktober 2011 musste die angeblich sichere Dexia erneut gerettet werden. Die tatsächliche Gefahr, die in den Wertpapieren der Bank lauerte, war viel größer, als zuvor in der Theorie berechnet. Kostenpunkt für die zweite Rettung durch die Steuerzahler: vier Milliarden Euro.
    Die meisten dieser gefährlichen Finanzmarktprodukte haben mit der wirklichen Wirtschaft nicht das Geringste zu tun. Es sind Spekulationen auf Spekulationen. Oft spekulieren sie gar nicht auf den Erfolg. Viel prickelnder für die Zocker ist der Misserfolg. Anderer.
    Ein solches, fast schon verständliches Finanzprodukt ist die Kreditausfallversicherung, Credit Default Swap ( CDS ): Die Bank schließt eine Versicherung ab für den Fall, dass ein Kredit platzt. Hört sich eigentlich nach einer vernünftigen Methode an, ein reales Geschäftsrisiko zu beherrschen. 26 Allerdings werden CDS meistens nicht als Absicherung von Krediten eingesetzt und nicht bei klassischen Versicherungen abgeschlossen. Solche Policen werden am Finanzmarkt gehandelt.
    Das ist, als würde man eine Brandschutzversicherung auf sein Haus

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