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Die Asozialen: Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren - und wer davon profitiert (German Edition)

Die Asozialen: Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren - und wer davon profitiert (German Edition)

Titel: Die Asozialen: Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren - und wer davon profitiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Wüllenweber
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Leistungselite dar – eine Verdrehung der Tatsachen um 180 Grad. Auch in unserer Zeit ist das typische Einkommen der deutschen Oberschicht kein Arbeitseinkommen, kein Ergebnis der Anstrengung, sondern das leistungslose Einkommen aus Vermögensgeschäften. Auch die aktuelle Geldelite ist fortwährend auf der Suche nach neuen, spekulativen Anlagemöglichkeiten, die ihnen gigantische Renditen versprechen, aber keinen Bezug zur realen Wirtschaft haben. In dieser Welt der Spekulation bleibt die besitzende Klasse unter sich. Nur rund fünf Prozent der deutschen Bevölkerung sind direkte Aktienbesitzer. 15
    Und auch heute lässt sich die reiche Minderheit beim Zocken von »Finanzgenies« faszinieren. »Diese Faszination hängt offenbar mit der Größenordnung der finanziellen Transaktionen und dem Gefühl zusammen, dass bei so viel Geld die geistige Kapazität hinter solchen Geschäften ja nicht weniger großartig sein kann«, schreibt Galbraith. Doch wie zu allen Zeiten gilt auch heute: »Finanzgenie ist man nur bis zum Bankrott.« 16 Geschichte wiederholt sich. Oder, wie Galbraith es ausdrückt: »Es gibt nur wenige Bereiche menschlichen Handelns, in denen die Geschichte so wenig zählt wie in der Welt des Geldes.« 17
    Die Finanzgenies von heute wetten auf nichts Spezielles, sondern schlicht auf alles. Warum nicht auch auf den Tod? Die Deutsche Bank hatte über Jahre das passende Finanzprodukt dazu im Angebot: »DB Kompass Life 3« hieß der Investmentfonds. Anleger konnten auf die Lebensdauer konkreter Menschen wetten. Erst als die »Geschäftsidee« in den Medien zu heftig kritisiert wurde, wickelte das Geldhaus den Fonds im Frühjahr 2012 ab. Bei der Todeswette hatten Anleger insgesamt rund 200 Millionen Euro auf das schnelle Ableben von rund 500 konkreten Menschen gesetzt. Eine »Tracking Company« schaute regelmäßig nach, wer noch lebt. 18 Ob »Anleger« versucht haben, den Kurs zu beeinflussen, also die Lebensdauer der Probanden, ist nicht überliefert.
    Die Explosion des Geldes
    Die Tulpe von heute ist das Geld selbst. Die Finanzgenies brauchen keine Blumenzwiebeln, Immobilien oder reale Unternehmen mehr, mit denen sie spekulieren. Der Profit nimmt keinen Umweg über Waren, Dienstleistungen oder Ereignisse. Er hat sich abgekoppelt und vollkommen emanzipiert von konkretem, wirtschaftlichem Geschehen. Geld erzeugt jetzt selber Geld.
    Hans-Peter Keitel, der Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie ( BDI ) ist so etwas wie der Klassensprecher der deutschen Realwirtschaft. Die Mitglieder seines Verbandes müssen die Werte erwirtschaften, mit denen die Banken zocken. Keitel nennt die Geschäfte der Finanzwirtschaft: »Transaktionen ohne realwirtschaftliche Grundlage, ohne Wertschöpfung und zu Lasten Dritter.« 19 Über Jahrzehnte waren die deutsche Wirtschaft und der Bankensektor Partner. Beide waren Teil der Realwirtschaft. Die Industrie profitierte von den Finanzierungen der Geldhäuser, die verdienten damit ihren Gewinn. Die produzierende Wirtschaft und die Finanzwirtschaft wuchsen parallel zueinander. Bis Anfang der 90er Jahre.
    Wie dramatisch sich die Verhältnisse änderten, zeigt ein Vergleich zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem größten Geldinstitut des Landes, der Deutschen Bank: 1991 betrug die Bilanzsumme der Deutschen Bank umgerechnet etwa 225 Milliarden Euro. 20 Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands lag im selben Jahr bei 1534 Milliarden Euro (mehr als das Sechseinhalbfache). 21 20 Jahre später, im Jahre 2011, hat die deutsche Volkswirtschaft Waren und Dienstleistungen in einem Wert von 2570 Milliarden Euro produziert. Und die Deutschen Bank? Sie ist mit ihrer Bilanzsumme von 2164 Milliarden bis auf wenige Euros herangestürmt. 22 Bald überholt die Bank das Land.
    In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist die Geldmenge auf dem gesamten Globus nahezu explodiert. Der größte Teil davon wird gar nicht mehr in regulären Banken verwaltet, sondern in undurchsichtigen Parallelbanken, im gesetzlosen Wilden Westen des Geldes. Schon 1990 haben Hedgefonds ein Vermögen kontrolliert, das etwa dem 1,8-fachen der Weltproduktion entsprach. Das war erst der Anfang. Bis 2010 ist es auf das 30-fache angewachsen. 23 Die meisten Hedgefonds haben ihren Sitz auf Offshore-Finanzplätzen, fernab aller lästigen Gesetze oder Steuern. Besonders beliebt sind die Cayman Islands, die zwar zu Großbritannien gehören, für die aber nur ausgewählte Gesetze des Vereinigten Königreiches gelten. Auf der Insel

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