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DIE ASSASSINE

DIE ASSASSINE

Titel: DIE ASSASSINE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Händlermantel geschlungen. Der andere Händler folgte wenige Schritte hinter ihm wie ein Hund. Die beiden anderen Männer bewegten sich wie Gardisten, geschmeidig und tödlich, die wachsamen Blicke überall.
    Ich runzelte die Stirn und war plötzlich froh über die Wolken. Ich würde die Dunkelheit brauchen. Im Lagerhausviertel gab es wenige Verstecke. Das hatte ich schon damals festgestellt, als ich versucht hatte, Borund zu folgen.
    Alendor drehte sich um und sagte etwas zu seinen Leibwächtern; dann wies er in Richtung der Lagerhäuser unweit der Docks. Als sie sich von der Schänke entfernten, folgte ich ihnen, blieb jedoch weit genug zurück, um nicht von den Gardisten gesehen zu werden.
    Gleichzeitig regte sich das Feuer in mir, wie ich es erwartet hatte.
    Langsam, vorsichtig drangen die Männer tiefer zwischen die Lagerhäuser vor, schlugen Seitenstraßen ein und kehrten einmal um. Ich ließ mich noch weiter zurückfallen und sie zusätzlichen Vorsprung gewinnen. Die Hauptstraßen der Gegend kannte ich, weil ich Borund und William oft hierher begleitet hatte, doch Alendor mied diese Hauptstraßen. Er hielt sich in den Gassen, in den Schluchten zwischen den großen Gebäuden.
    Während ich ihm folgte, schwoll das Feuer an und kribbelte mir in den Armen.
    Vor mir bogen Alendor und seine Gruppe in eine weitere Gasse, halb so breit wie die Straße, auf der wir uns befanden. Mit einer Hand an der Holzwand des Lagerhauses zu meiner Linken wartete ich, ob sie umkehren würden.
    Nach zwanzig langsamen Atemzügen schlich ich geduckt vorwärts, bewegte mich um ein Regenfass herum und spähte in die Gasse.
    Nur ein Stapel zerbrochener Kisten. Die Männer hatten dieGasse offenbar bereits auf der anderen Seite verlassen. Oder sie hatten das Gebäude durch eine Tür betreten, die ich nicht sehen konnte.
    Ich rannte in die Gasse, suchte nach Alendors Geruch.
    Das Feuer züngelte höher, brannte meine Arme hinunter bis in die Finger. Ich blieb in Bewegung und dachte, das plötzliche Aufflackern sei auf Alendors Verschwinden zurückzuführen. Dass es an etwas anderem lag, wurde mir erst klar, als jemand hinter dem Kistenstapel hervorkam und mir den Weg verstellte.
    Ich blieb fünf Schritte von der Gestalt entfernt stehen. Es war ein Mann, den ich nicht erkannte. Sein Gesicht lag im Schatten, doch ich konnte dunkle Züge, einen gestutzten Bart und ein kahl geschorenes Haupt ausmachen. Narben entstellten seine Wangen.
    Das Feuer züngelte noch höher. Ich tauchte tiefer, zückte den Dolch und spürte plötzlich weitere Männer.
    Ich wirbelte herum, kauerte mich in geduckte Haltung, als drei Kerle aus der Dunkelheit am Ende der Gasse traten. Ohne mich umzudrehen, spürte ich weitere Männer hinter mir, die sich zu dem Bärtigen gesellten.
    Das Feuer tobte in meiner Brust, und mein Magen verkrampfte sich. Ein säuerlicher Geschmack flutete meinen Mund: Angst und Verzweiflung, dunkel, nass und beißend.
    Ich schmeckte den Siel.
    Mein Blick zuckte zu den Mauern der Gasse, hielt Ausschau nach einer Nische, einem Loch, nach Dunkelheit. Aber hier war nicht der Siel. Die Gebäude hier verfielen nicht. Hier gab es keine leeren Türen und eingestürzte Mauern.
    Verzweiflung schnürte mir die Kehle zu. Ich richtete die Aufmerksamkeit wieder auf die drei Männer vor mir. Mein Züge verhärteten sich, meine Nasenflügel blähten sich.
    Dann lachte jemand hinter mir.
    Mein Kopf fuhr zu dem bärtigen Mann und den beiden anderenherum, die sich zu ihm gesellt hatten. Ich dachte, es sei der Bärtige, der lachte, doch er war es nicht. Jemand anders trat in die Gasse, jemand, der einen Mantel trug.
    Criss.
    Ich blickte ihn fassungslos an. Ich hatte erwartet, es sei Alendor.
    »Diesmal sind es nicht nur ein Freund und ich«, sagte Criss. Seine Stimme ließ mich schaudern. Ich erinnerte mich an sie aus der Gasse am Kai, in der ich vor so langer Zeit zum ersten Mal im wahren Amenkor getötet hatte.
    Die Männer rückten vor, und Criss legte seinen Mantel ab, wobei er zu den anderen sagte: »Vorsicht. Sie weiß, wie man mit dem Dolch umgeht.«
    Ich atmete mit einem Schnauben durch die Nase aus und tauchte tiefer.
    Sie kamen alle gleichzeitig heran, drängten sich in der schmalen Gasse. Ich spürte sie rings um mich heranbranden, spürte ihre Bewegungen, schmeckte ihre Klingen, aber es waren zu viele. Ein wildes Chaos entstand, und ich wirbelte herum, stach in kurzen Bögen zu, hielt den Dolch lose in der Hand, weil ich kein rechtes Ziel hatte, nur

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