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DIE ASSASSINE

DIE ASSASSINE

Titel: DIE ASSASSINE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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übersteht. William und ich waren gerade dabei, diese Möglichkeit zu besprechen, als wir den Lärm aus dem Hafen hörten.«
    Der Oberhofmarschall verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Der Hafen wurde auf Anordnung der Regentin geschlossen. Nicht einmal Baill hat damit gerechnet. Er hat sich sogar nachdrücklicher dagegen ausgesprochen als ich.«
    Borund beugte sich vor und legte die Hände flach auf den Tisch. Sein Gesicht wirkte verhärmt, und seine Stimme klang dermaßen angespannt, dass sie beinahe zitterte. »Ich habe berechnet, wie viele Vorräte Regin, Yvan und ich bereits in der Stadt eingelagert haben.«
    »Und?«
    Borund schüttelte den Kopf. »Davon kann die Stadt den Winter unmöglich überleben. Es wird eine Hungersnot geben. Mindestens die Hälfte der Einwohner Amenkors wird verhungern – und das auch nur unter der Voraussetzung, dass es ein milder Winter wird.«
    »Und wo eine Hungersnot ausbricht, brechen auch Seuchen aus.« Der Oberhofmarschall blickte zu Boden. »Was ist mit Alendors Lagern? Würde die Stadt überleben, wenn wir beschlagnahmen könnten, was dieses Kartell besitzt?«
    »Das vermag ich nicht zu sagen. Nach dem zu urteilen, was wir wissen … vielleicht. Aber ich habe keinen Zugriff auf Alendors Bücher. Ebenso wenig auf die von Carl.«
    Avrells Schultern spannten sich, während er nachdachte. Mühsam beherrschte Wut und Verzweiflung strahlten in Wellen von ihm aus.
    Borund erhob sich. »Wir müssen unsere Schiffe aus dem Hafen bekommen«, sagte er mit fester Stimme. »Sonst geht die Stadt zugrunde.«
    Als Avrell aufschaute, lag Düsternis in seinen Augen. »Ich glaube, dass Hofmarschall Nathem und ich mit der Regentin zurechtkommen. Irgendwie werden wir sie dazu bewegen, den Hafen wieder zu öffnen. Aber selbst wenn wir bei der Regentin Erfolg haben, bleibt noch immer das Kartell, wie Ihr es nennt. Wir brauchen dessen Vorräte. Doch wenn Baill mit diesen Leuten unter einer Decke steckt, können wir sie uns nicht gewaltsam holen. Wir müssen das Kartell selbst zerschlagen. Unverzüglich.«
    Borund nickte. »Meiner Meinung nach wäre es am wirkungsvollsten, Alendor auszuschalten.«
    Der Oberhofmarschall presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen.
    Dann wandten beide Männer sich mir zu.

    Auf dem Rückweg zum Haus redete Borund ohne Unterlass darüber, was getan werden müsste, sobald Alendor tot wäre, doch ich schenkte ihm keine Beachtung. Stattdessen hielt ich Ausschau nach Bedrohungen auf der Straße, nahm jedoch nichts wahr.
    Ich hatte eingewilligt, Alendor zu töten. Eine weitere Jagd, wie bei Carl. Nur würde diese Jagd schlimmer werden. Weil ich nun nicht mehr den Mann sehen würde, der Borund, William und die anderen Händler der Stadt bedrohte. Ich würde nicht den Mann sehen, der versuchte, die Herrschaft über den gesamten Handel zu erlangen, den Mann, der bereit war, ganz Amenkor verhungern zu lassen, um sein Ziel zu verwirklichen. Nein. Ich würde wieder den Mann sehen, der am Ende um sein Leben bettelte, wenn er noch die Gelegenheit dazu erhielt.
    Wir erreichten das Haus, und Gerrold öffnete das Eisentor, um uns hineinzulassen. Nach dem ersten Anschlag hatte Borund befohlen, das Tor ständig verschlossen zu halten.
    Als wir hineingingen, trieb irgendetwas durch den Fluss, ein Geruch, von dem ich meinte, ich müsste ihn erkennen, doch es gelang mir nicht. Der Geruch erinnerte an Lampenöl und Stroh.
    Ich straffte den Rücken, blieb innerhalb des Tores stehen und schaute hinaus auf die Straße. Mein Blick huschte über die wenigen Leute, wanderte prüfend über die Nischen, wo jemand sich verborgen halten konnte. Doch ich sah nichts und niemanden, und der schwache Duft verflog bereits.
    »Varis?«, fragte Borund hinter mir. »Stimmt etwas nicht?«
    Stirnrunzelnd drehte ich mich um und erwiderte knapp: »Alles in Ordnung.«
    Er trat einen Schritt zurück, hörte die Unsicherheit in meiner Stimme, schwieg aber, als ich an ihm vorbei zum Haus ging, während Gerrold hinter uns das Tor schloss.
    Ich begab mich in mein Zimmer, das einst Joclyn, einer Bediensteten, gehört hatte, und blieb am Eingang stehen. In den vergangenen Monaten hatte sich in dem Raum kaum etwas verändert, nur gab es im Schrank inzwischen Schubladen mit ein paar zusammengelegten Kleidern. Ich öffnete eine der Laden und blickte auf die Beutel darin, die voller Münzen waren. Lizbeth legte sie regelmäßig hinein, doch ich hatte noch nichts davon verwendet, denn Borund stellte mir alles zur

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