Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DIE ASSASSINE

DIE ASSASSINE

Titel: DIE ASSASSINE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
Vom Netzwerk:
anders schrie auf und verstummte jäh. Garus , dachte ich. Ein anderer Schmerz zuckte mir durchs Herz, doch ich konnte mich nicht umdrehen, um ihn zu sehen. Nicht im Augenblick. Die Macht war zu geballt, die Schaffung der beiden Throne beinahe abgeschlossen. Nur noch ein paar Lidschläge, dann würden wir fertig sein …
    Irgendetwas verschob sich. Eine Barriere fiel, als die Macht einen Gipfel erreichte und plötzlich in die Throne zu strömen begann, viel schneller, als wir vorausberechnet hatten. Die Verbleibenden der Gruppe sogen im Einklang die Luft ein, und durch das plötzliche, gebündelte Tosen der Kraft spürte ich einen der anderen – Atreus? –, der kämpfte und versuchte, sich aus dem Gebilde zu ziehen. Aber es war zu spät, viel zu spät.
    Die Strömung der Macht verstärkte sich, flutete vorwärts, fegte tiefer und tiefer, bis sie sich in zwei Strudel teilte, einen für jeden Thron, und die Macht sickerte in den schlichten Stein der beiden Throne, sättigte ihn, doch immer noch gierten die Throne nach mehr.
    Ich spürte, wie die Strömung an mir zu zerren begann, wie ihr Rand mich erfasste. Mit einem grauenhaften Anflug von Verzweiflung erkannte ich, dass keiner von uns entkommen würde. Die Throne brauchten zu viel. Dennoch wehrte ich mich so verbissen wie Atreus, versuchte, mich über den Rand der Strömung zu ziehen, über den Strudel der Kraft. Neuerlicher Schmerz schoss mir durch die Seite, lähmte meinen linken Arm mit einem brennenden Kribbeln. Ich brach zusammen, lag zuckend auf dem Boden, als Krämpfe meinen Körper schüttelten. MeinKopf prallte gegen den schwarzen Stein. Ich spürte Blut und fühlte, wie es mein Haar verklebte und wie warme, metallische Nässe über meinen Rücken glitt.
    Dann riss die Strömung mich mit sich.
    Ich schrie. Meine Schreie hallten, durch den höhlengleichen Raum, und einen Lidschlag lang sah ich meinen leblosen, gekrümmt auf dem Stein liegenden Körper, sah meine leeren Augen, mein blutverschmiertes Gesicht, mein durchtränktes Seidenhemd, das feine Gelb mit dunklem Rot besudelt.
    Wir sind die Letzten, schoss es mir durch den Kopf. Was haben wir getan?

    Dann sog ich die Luft ein, und die Vision zerfaserte, als ich mich aus dem Mahlstrom wand.
    Ich hatte Zeit für einen verzweifelten Atemzug, für einen verzweifelten Gedanken – zwei Throne? – und dann …

    Jemand schlang von hinten seine dickfingerigen Hände um meine Kehle und drückte zu.
    Ich würgte, und meine Hände flogen zu den muskelbepackten Unterarmen. Es gelang mir, einen erstickten, schwachen Lufthauch einzusaugen …
    Dann spannten sich die Muskeln der Arme, und der Mann schleuderte mich gegen die Wand zur Rechten. Ich prallte heftig gegen den mattweißen Stein. Dann fiel ich, sank in die Tiefe, und vor meinem Sichtfeld wirbelte alles umher.
    Es ist dunkel , dachte ich und starrte zum Nachthimmel hinauf. Verschwommen sah ich Sterne und erblickte den Rand des Palasts, eine der Balustraden am Spazierweg. Flammen aus einer Ölschale flackerten wie ein Banner im Wind.
    Dann trat mich jemand. Stechende Schmerzen rissen mich aus der Benommenheit, und ich schrie. Das Grauen, das ich vor einer Stunde empfunden hatte, als das Weiße Feuer durch die Stadt gefegt war, kehrte zurück. Ich spürte die Stadt in meinem Blut, fühlte ihren Schrecken und schrie erneut auf, als der Fuß sich tief in meine Seite grub und mich auf den Bauch rollte.
    Der Puls der Stadt pochte und dröhnte durch meine Ohren, begleitet von den tausend brüllenden Stimmen des Thrones, alle schrill und von Grauen erfüllt. Doch immer noch beherrschte ich sie, hielt sie zusammen.
    Dann legten die Hände sich wieder um meine Kehle und drückten zu. Ich würgte erneut und spürte, wie der Griff der Hände sich verlagerte, bis eine Hand mich am Hals hielt. Die Finger waren groß und kräftig genug, um mir auch den allergeringsten Atemzug abzuschneiden. Die andere Hand begann an meinen Kleidern zu zerren, sie mir von den Schultern zu reißen. Der Mann war hinter mir, drückte mit seinem Gewicht schwer auf meinen Rücken und ächzte vor Anstrengung.
    Die Hand an meiner Kehle hob mich unsanft hoch. Mein Rücken wölbte sich. Die andere Hand fasste um mich herum und legte sich auf meine entblößte Brust, drückte sie mit brutaler Gewalt.
    »Das«, zischte eine abgehackte Stimme mir ins Ohr, wobei mir Speichel auf die Wange spritzte, »ist dafür, dass du mich zurückgewiesen hast.«
    Meine Augen weiteten sich vor Schreck, als ich die

Weitere Kostenlose Bücher