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DIE ASSASSINE

DIE ASSASSINE

Titel: DIE ASSASSINE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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nichts erwiderte, schüttelte er den Kopf. »Händlersöhne. Sie hätten sich nicht dort herumtreiben sollen. Und erst recht hätten sie dort nicht deinesgleichen auflauern sollen. Findest du nicht auch?«
    William prustete. Der Mann imit der roten Jacke runzelte die Stirn, drehte sich aber nicht um.
    »Jedenfalls«, fuhr der Mann mit der roten Jacke fort, »hat William mich davon überzeugt, dass du für uns nützlich sein könntest.«
    Ich schaute zu William, doch seine Miene war ausdruckslos.
    »Wie?«
    Der Mann mit der roten Jacke holte Luft, doch plötzlich erschien Moll mit einem Tablett, schwer beladen mit geschnetzeltem Schweinefleisch in einer Art Tunke. Das Fleisch dampfte, verströmte einen herzhaften Duft von Hitze, Rauch und Saft, der meinem Magen ein Knurren entlockte. Ächzend stellte sie das Tablett ab, als eine zweite, jüngere Frau mit einem riesigen Krug Bier und drei Holzbechern erschien, die größer waren als alle Becher, die ich in meinem Leben gesehen hatte; tiefer und mit größeren Griffen. Eine andere Frau brachte ein Brett mit bereits aufgeschnittenem Brot und eine Schale mit Butter. Ein kleines Messer, so lang wie mein Finger und merkwürdig flach, ragte halb aus der Buttermasse.
    Wieder knurrte mein Magen.
    »Wäre das alles, Händler Borund?«
    »Vorerst ja, Moll.«
    Die drei Frauen nickten und zogen sich in die Menge hinter mir zurück, aber erst, nachdem sie mich stirnrunzelnd gemusterthatten. Moll nickte mir im Vorbeigehen mit einem verhaltenen Lächeln zu.
    Als sie fort waren, seufzte Borund und entspannte sich auf seinem Stuhl. Dann deutete er auf das Essen und sagte: »Bitte, greif zu. Du auch, William.«
    Ich zögerte, war zu überwältigt, um mich zu rühren. Auf dem Tablett lag mehr Fleisch, als ich sonst in einem Monat aß, und das Brot …
    William trat vor und strich mit dem kleinen Messer Butter auf eine Scheibe Brot; dann benutzte er einen anderen Gegenstand mit drei Zinken und stach damit in ein Stück Fleisch. Er legte das Fleisch auf das Brot und trat zurück, um zu essen.
    Immer noch verdutzt beobachtete ich ihn; dann trat ich selbst vor. Ich widerstand dem Verlangen, das ganze Brot an mich zu raffen und davonzurennen. Stattdessen nahm ich mir nur eine Scheibe, und als niemand sich rührte, trat ich wieder zurück. Ich rechnete beinahe damit, dass Borund oder William mich anbrüllten oder die Hände ausstreckten, um mich am Arm zu packen, so wie es der Marktschreier getan hatte, als er mich dabei erwischt hatte, wie ich von seinem Stand stehlen wollte.
    Stattdessen beugte Borund sich vor und meinte: »Hier, probier Butter dazu.«
    Ich hielt Borund die Scheibe hin, die ich mir genommen hatte. Er bestrich sie großzügig mit Butter und gab sie mir zurück.
    Das Brot war warm, und die Butter schmolz bereits und sickerte in die Scheibe. Die Butter roch süß, schmeckte noch süßer und war weich, warm und glatt auf meiner Zunge. Der Geschmack erfüllte meinen Mund, und ein Rinnsal Butter rann mir das Kinn hinunter.
    Es war das Beste, was ich je gekostet hatte, und so schmackhaft, dass mir Schauder über die Arme liefen.
    Ich stopfte mir den Rest des Brotes in den Mund und wischte mir das Butterrinnsal mit dem Handrücken ab, während ich kaute.
    Lächelnd beugte Borund sich vor. »Und jetzt probier eine Scheibe Brot mit Fleisch.«
    Er wartete, bis ich mir eine Scheibe mit reichlich Butter bestrichen hatte und mir Fleisch dazu nahm; dann lehnte er sich zurück, während William drei Becher Bier einschenkte.
    »Amenkor ist gefährlich, Varis, und …« Er stockte und fragte zögernd: »Darf ich dich Varis nennen?«
    Ich nickte, während ich mich ein drittes Mal an der Butter, dem Brot und dem Fleisch bediente.
    »Nicht nur hier am Kai. Auch in der oberen Stadt ist es gefährlich. Vielleicht sogar noch gefährlicher. Besonders seit dem Weißen Feuer.« Er verzog das Gesicht. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so ernst ist, wie William behauptet hatte, bis … nun, bis wir selbst gesehen haben, wie du in dieser Gasse von dem Jungen angegriffen wurdest. Bis dahin wollte ich nicht wahrhaben, wie schlimm die Dinge in Amenkor inzwischen stehen. Aber jetzt …« Er schüttelte den Kopf und verlagerte das Gewicht. Sein Blick wanderte zu der Menge hinter mir.
    Ich fühlte mich plötzlich unwohl und spürte, wie eine Ranke des Feuers in mir aufflackerte, kurz nur, ehe sie wieder verschwand. Doch die Bewegungen im Raum hinter mir drangen nun in mein Bewusstsein und bildeten keinen

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