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DIE ASSASSINE

DIE ASSASSINE

Titel: DIE ASSASSINE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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frigeanischen Küste, das Tor zu den Ländern im Osten auf der anderen Seite der Berge. In diesen Geschäften gibt es alles zu kaufen. Man muss nur die richtigen Leute kennen.«
    Ich erwiderte nichts. Unbehagen nistete sich in meinem Magen ein.
    Wir näherten uns einem weiteren Tor und der zweiten Mauer. William wandte den Blick von den Läden ab und der Mauer zu. »Das hier ist der mittlere Kreis«, sagte er. »Hier befinden sich sämtliche Gildenhallen. Zweifellos werden wir Carl bei der Händlergilde finden.« Bei der Erwähnung von Carl verdüsterte sich seine Stimme. »Dort findet der Großteil des eigentlichen Handels und Verkaufs statt.«
    Wir gelangten durch das zweite Tor auf einen großen, offenen, rechteckigen Marktplatz mit riesigen Steingebäuden zu allen Seiten, nur unterbrochen von Straßeneingängen. Auf dem Marktplatz wimmelte es von Menschen, doch es gab hier weniger Marktschreier als am Kai. Sie hielten sich vorwiegend in der Mitte des Platzes um einen hoch aufragenden Springbrunnen auf. Ich hielt inne, um die drei steinernen Pferde zu betrachten,die sich gen Himmel aufbäumten. Aus der höchsten Stelle sprudelte Wasser; drei weitere Wasserstrahlen schäumten aus den Mäulern der Pferde. Darunter sammelte sich das Wasser in einem riesigen Becken.
    Plötzlich erschien mir der Nymphenbrunnen klein und unbedeutend, beinahe kindlich.
    William und Borund setzten den Weg über den Platz fort und hielten auf das größte der Steingebäude zu, dessen Vorderseite gemeißelte Statuen von Männern und Frauen zierten, die auf Steinbänken lagen, standen oder sich gen Himmel streckten und von denen die meisten unbekleidet waren. Einige schienen sich zu bewegen, bis wir näher heran waren und ich erkannte, dass sich Vögel in den Rissen und Fugen des Gesteins eingenistet hatten. Die Vögel waren überall, auf dem kopfsteingepflasterten Platz selbst und auf den Steinstufen, die zur Tür hinaufführten, die im Vergleich zum Rest des Gebäudes klein wirkte. Sie flatterten auf, sobald man sich näherte, und beschwerten sich dabei mit leisen, kehligen Lauten.
    Wie betäubt folgte ich Borund und William, doch wir näherten uns nicht den Stufen. Stattdessen steuerten wir auf eine Nebenstraße zu, gelangten unter einem Bogen hindurch und folgten einer Gasse, die auf einen Hof mündete, auf dem Männer mit Schwertern übten und Jungen umhereilten, offenbar unterwegs auf Botengängen. Kaum waren Borund und William abgestiegen, traten zwei Jungen vor und führten die Pferde weg.
    Borund gab William ein Zeichen, als wir die Händlergilde durch eine Nebenpforte betraten und die Treppe hinaufstiegen. »Er wird in der Großen Halle sein«, sagte Borund mit einem raschen Blick auf mich. Seine schlammbraunen Augen wirkten düster und gefährlich, aber nicht so wie bei Erick. Dessen Augen hatten kalt, entschlossen und nüchtern geblickt, während in Borunds Augen ein eher hitziger, eindringlicher und zorniger Ausdruck lag.
    Wir gelangten durch einen niedrigen Türbogen in die GroßeHalle. Die Nackenhaare sträubten sich mir. Ich widerstand dem Verlangen, mich zu ducken und den Dolch zu ziehen, als wir durch den Eingang schritten, konnte mir ein warnendes Zischen wie eine verärgerte Katze aber nicht verkneifen.
    In der wirbelnden grauen Welt des Flusses war fast alles im Raum rot. Ein Schleier senkte sich über mich wie eine Decke, drückte mich mit seinem Gewicht nieder. Die Ehrfurcht, die ich angesichts der Größe des Raumes empfand – und wegen des Springbrunnens vor den Gebäuden draußen –, verflog und wurde von den Instinkten des Siels ersetzt.
    »Was ist?«, murmelte jemand. Die Stimme wurde gedämpft durch den Druck, den der Fluss auf mich ausübte. Dann berührte mich jemand am Arm.
    William. Ich konnte ihn riechen, fühlen . Borund ebenso. Aber ich wandte mich ihnen nicht zu. Stattdessen blickte ich unverwandt in den Raum, auf die Menschen, die sich darin tummelten, und lauschte dem leisen Hintergrundgeräusch ihrer Gespräche.
    »Was ist, Varis?«, fragte Borund ein wenig gebieterischer als William.
    »Jeder hier ist gefährlich«, erwiderte ich.
    Er grunzte. »Woher weißt du das?«
    »Ich kann es sehen«, antwortete ich. »Sie sind alle rot.«
    Ein tiefes Seufzen folgte, doch ich war von dem Druck zu sehr abgelenkt, um es zu bemerken, bis Borund erneut das Wort ergriff, diesmal mit angespannter Stimme. »Heute geht es mir nur um einen, und den sehe ich nicht. Du vielleicht?«
    Ich holte tief Luft und versuchte,

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