Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
Gewissheit, dass das Gebäude noch nicht sehr lange unbewohnt sein konnte – maximal einen Tag.
Verdammt!
, fluchte der Assassine lautlos.
Das würde bedeuten, dass ich nur wegen meines Umwegs über Dangverun zu spät komme.
Er rief sich allerdings unverzüglich wieder zur Ruhe.
Es ist noch nichts verloren. Es muss hier irgendwelche Hinweise darauf geben, wohin sämtliche Bewohner verschwunden sind. Ich muss sie nur finden.
Während er sich auf seiner Suche nach Hinweisen in einem großen Raum befand, der wohl als Empfangshalle oder dergleichen diente, hörte er zufällig ein Geräusch, das so leise war, dass er es ohne sein geschultes Gehör niemals bemerkt hätte. Er versteckte sich sofort hinter einer der tragenden Säulen der riesigen Halle und suchte seine Umgebung aufmerksam nach der Ursache des Geräuschs ab.
Kurz darauf erschien eine vollkommen in schwarz gekleidete Gestalt, die ihrer Silhouette nach weiblich sein musste. Der lange Dolch am Gürtel der Frau und der in einem Köcher auf ihrem Rücken befindliche Kampfstab verrieten Todeshand trotz der Dunkelheit ohne jeglichen Zweifel, wen er vor sich hatte.
Was macht Todesklinge hier?
, fragte er sich erstaunt.
Und was noch viel wichtiger ist: Was mache ich jetzt?
Todeshand hatte mit seiner Assassinenschwester noch eine Rechnung zu begleichen, von der jene allerdings nicht das Geringste wusste. Doch in diesem Augenblick durfte er dem Ziel nicht nachgehen, welches er gegenüber der berühmtesten aller Assassinen verfolgte. Der junge Tarsin hatte Vorrang. Immerhin hatte er Altyra fast schon explizit versprochen, ihren kleinen Bruder zu finden.
Der Assassine erinnerte sich unwillkürlich an die Gerüchte, die er in den letzten Tagen über Todesklinge gehört hatte. Scheinbar hatte nicht nur er die Vermutung gehabt, dass seine Assassinenschwester für die Ermordung von Fürst Pirag von Westgard verantwortlich war. Denn seines Wissens war in einer Zusammenkunft der Konklave des Todes sogar das Urteil eines vorläufigen Ausschlusses aus der Gilde über Todesklinge gefällt worden. Er wusste zwar nicht, wie sich jene Angelegenheit weiterentwickelt hatte, doch das Erscheinen seiner indirekten Rivalin an diesem Ort gab Todeshand zu denken.
Nachdem die Assassine sich ausgiebig in der großen Halle umgesehen hatte, drehte sie sich abrupt nach links und verließ den großen Raum vollkommen geradlinig durch eine Tür. Todeshand zögerte keinen Herzschlag, sondern folgte ihr vorsichtig. Während er wenig später eine Treppe hinabstieg, konnte er einen Fluch von Todesklinge hören.
"Verdammt!", zischte sie leise. "Ich komme zu spät."
Am Ende der Treppe angekommen wollte sich Todeshand vorsichtshalber hinter einer halb geöffneten, hölzernen Tür verstecken, um die Assassine von dort aus zu beobachten. Als er jedoch aus seinem Versteck heraus in ihre Richtung spähte, grub sich ein Wurfstern etwa eine Handbreit neben seinem Kopf in das Holz der Tür.
"Das war eine Warnung", sprach Todesklinge emotionslos. "Der nächste Wurf wird blutig. Falls du das vermeiden willst, solltest du hinter der Tür hervorkommen und dich mir endlich zu erkennen geben. Ich weiß schon seit der großen Halle im über uns gelegenen Stockwerk von deiner Anwesenheit."
"In Ordnung, ich komme zu dir", antwortete Todeshand mit einem versteckten Lächeln.
Es hätte mich auch irgendwie gewundert, wenn sie mich tatsächlich nicht bemerkt hätte!
, dachte er für sich und wandte sich im Anschluss wieder an sein Gegenüber. "Ich grüße dich, Schwester Todesklinge. Dürfte ich dich fragen, was du an diesem Ort suchst?"
Während seiner Frage zog er den Wurfstern aus der Tür und reichte ihn der Assassine, die ihre tödliche Waffe sofort entgegennahm und verstaute.
"Ich fürchte, dass ich im Nachteil bin, Bruder. Denn ich kenne deinen Namen nicht. Nebenbei erwähnt geht es dich nicht wirklich etwas an, was ich hier mache."
"Verzeih, wie unhöflich von mir! Die Gilde kennt mich unter dem Namen Todeshand."
"Todeshand also, ja?", fragte Todesklinge überrascht. "Ich habe schon viel von dir gehört. Was führt einen berühmten Assassinen wie dich nach Falkenstadt? Meines Wissens ist der Ort deines Wirkens normalerweise Dangverun. Oder täusche ich mich da?"
"Du täuschst dich nicht. Mich führt lediglich die Erfüllung eines Auftrags hierher", log Todeshand gewissenlos. "Ich wundere mich allerdings, dich an diesem Ort anzutreffen. Denn ich glaube kaum, dass die Gilde meinen Auftrag ein zweites
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