Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
unbewaffnet durch ihre Reihen geeilt, hatte nur die wichtigsten von ihnen mit seiner beeindruckenden Nahkampftechnik in den Tod geschickt und dabei nicht im Geringsten auf seine eigene Verteidigung geachtet. Doch an der Stelle war seine verrückte Tat noch nicht beendet gewesen. Er war einfach weitergerannt. Auch die Verteidigungsmauern seines eigenen Landes hatte er überklettert, ohne von einem einzigen Pfeil gestreift zu werden. Die Krieger dort hatte er natürlich nicht getötet, sondern lediglich außer Gefecht gesetzt, wenn sie ihm mit ihren Schwertern zu nahe gekommen waren. Ansonsten war er ihren Angriffen mit Drehungen, Finten und Rollen auf dem felsigen Untergrund ausgewichen und hatte sich auf diese Weise immer weiter von der Grenze entfernt. Nachdem er die letzten Verteidiger hinter sich gelassen hatte und jene seine Verfolgung aufgegeben hatten, war er ohne eine einzige Pause bis zur Burg Falkenau und anschließend hierher vor Altyras Schlafgemächer gerannt.
"Willst du mir jetzt endlich etwas über Tarsin erzählen oder weiterhin nur dastehen und mich anstarren?", fragte Altyra plötzlich ungeduldig und holte ihn damit wieder in die Realität zurück. "Für so etwas habe ich jetzt keine Zeit! Denn vollkommen egal was der Grund für dein Aussehen ist: Die letzten Tage waren auch für mich sehr lange und über alle Maße anstrengend."
"Entschuldige bitte!", entgegnete Dynoran verlegen. "Ich habe Tarsin gefunden."
"Du hast
was
? Wo ist er? Warum hast du ihn nicht mitgebracht?"
"Beruhige dich bitte, Altyra! Ich werde dir alles erklären. Es war mir leider nicht möglich, deinen kleinen Bruder sofort zu dir zurückzubringen, da er im Herzen von Terilon bei einem adeligen Kaufmann namens Felrak von Kirlan gefangen gehalten wird."
Allein die Nennung dieses Namens überzeugte Altyra davon, dass Dynoran die Wahrheit sagte. Allerdings ließ das auch sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht weichen.
"Was ist los?", fragte der Prinz von Palderan daher. "Kennst du den Mann etwa?"
"Nicht persönlich", log die junge Fürstin. "Aber ich habe von ihm gehört. Er soll ein kaltherziger Fettwanst ohne Ehre und Gewissen sein. Und du bist dir absolut sicher, dass sich Tarsin in der Gewalt dieses Monsters befindet?"
"Wenn ich nicht absolut sicher wäre, wäre ich nicht den gesamten Weg von der Hauptstadt Terilons bis hierher zurückgerannt, um dir davon zu erzählen. Tarsin ist in Giltaro und ich brauche Hilfe, um ihn dort herausholen und zu dir zurückbringen zu können."
"Auch wenn ich am liebsten sofort mit dir dorthin aufbrechen würde, dürfen wir diesbezüglich nichts überstürzen. Denn auch wir beide zusammen können dort wohl nicht viel ausrichten, oder? Wir brauchen mehr Unterstützung. Würdest du mich bitte eine Weile alleine lassen? Ich muss die ganze Situation überdenken und dazu brauche ich Ruhe."
"Wenn du das wünschst. Aber lass es mich bitte sofort wissen, sobald du eine Entscheidung getroffen hast!"
"Versprochen!", sagte Altyra aufrichtig und verschwand in ihren Gemächern.
Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, begab sie sich unmittelbar in den geheimen Raum ihres Schlafzimmers und legte dort den künstlichen Kopf sowie die Satteltaschen mit ihrer Assassinenausrüstung ab. Gleich im Anschluss verließ sie die Kammer und schritt unruhig in ihren Gemächern auf und ab.
Warum ausgerechnet Terilon? Weshalb musste Xardan mit seinen Worten recht behalten? Was soll ich jetzt nur tun? Es ist unmöglich, mit einer Armee nach Giltaro einzufallen, beziehungsweise würde es viel zu lange dauern. Und selbst wenn ich mich als Todesklinge dorthin begeben würde, könnte ich Tarsin unmöglich alleine befreien. Ich brauche dazu Hilfe. Aber wen?
Auf diese letzte Frage wollte ihr nur eine einzige Antwort einfallen: Todeshand. Immerhin war er abgesehen von ihr selbst der beste Assassine im Dienst der Gilde. Zusammen sollte es ihnen gelingen, ihren kleinen Bruder zu befreien, falls dieser Bastard Felrak sein Versprechen nicht einhalten würde. Und dass der Terilonier sein Wort brechen würde, davon war die junge Fürstin fast schon überzeugt.
Also muss ich jetzt nur diesen verfluchten Kopf abliefern und danach vor dem Großmeister der Gilde ein Treffen mit Todeshand erbitten. Aber wo soll ich den fingierten Beweis für meine Tat überhaupt abliefern?
Das Anwesen, auf dem sie ihrem Erpresser das einzige Mal begegnet war, hatte immerhin schon bei ihrem zweiten Besuch dort leer gestanden.
Es hilft nichts, mir den
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