Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
voneinander entfernt sind. Anders herum wirst auch du mich rufen können, wenn du mir etwas zu sagen hast. Dazu musst du nur mit einem Finger den Saphir berühren und gleichzeitig meinen Namen denken. Und es besitzt noch eine letzte Kraft, die dir speziell von Nutzen sein wird, wenn du Dangverun mit meinem abgetrennten Kopf verlassen willst. Innerhalb der Stadt wird dich niemand aufhalten oder in irgendeiner Weise behindern, solange du das Artefakt trägst. Du könntest dich sogar mit blutverschmiertem Dolch in der einen und meinem Kopf in der anderen Hand offen durch die Straßen bewegen und dir würde nichts geschehen. Doch falls du auf die Idee kommen solltest, diese Macht missbrauchen zu wollen, sei auch hier gewarnt! Ich bin nicht der einzige Magier in dieser Stadt. Und auch wenn meine Brüder und Schwestern dir aus dem Weg gehen werden, solange du mein Amulett trägst, werden sie eine Überschreitung deiner Befugnisse nicht ungestraft lassen. Genauso wenig werde ich dies tun."
"Aber ich habe noch nicht zugesagt, Euch überhaupt zu helfen", stellte Altyra unmissverständlich klar.
"Das ist auch nicht wirklich nötig, Todesklinge", entgegnete Xardan lächelnd. "Dir bleibt keine andere Wahl! Denn dein Schicksal liegt von nun an in meinen Händen. Und obwohl ich dich genau wie Felrak skrupellos ausnutze, verfolge ich damit immerhin ein ehrenhaftes Ziel: Ich will meine Heimat beschützen. Außerdem verwende ich im Gegensatz zu dem Terilonier kein unschuldiges, sondern ausschließlich dein eigenes Leben zu deiner Erpressung. Abschließend möchte ich dich auf eine letzte Sache aufmerksam machen: Du hast mir erst vorhin erklärt, dass du der Gilde dienst, um diese Welt von bösen Menschen zu befreien. Wenn du dich bereiterklärst, mir zu helfen, wirst du die Gelegenheit hierzu erhalten. Also, was sagst du?"
"Was Ihr bereits sagtet", resignierte die Assassine auch in diesem Fall. "Mir bleibt keine andere Wahl."
Xardan kommentierte ihre Zusage mit einem zufriedenen Nicken und begann, die Fesseln der jungen Fürstin zu lösen.
Überraschende Neuigkeiten
Altyra rannte geradezu vom Burgeingang durch die Gänge zu ihren Gemächern. Ganz wie Xardan es ihr versprochen hatte, war sie in Dangverun von keinem einzigen Menschen in irgendeiner Weise aufgehalten worden. Seitdem sie die Königstadt verlassen hatte, war es der jungen Fürstin jedoch immer unangenehmer geworden, den verblüffend echt aussehenden, künstlichen Kopf des Magiers in einem Stoffbeutel mit sich herumzutragen. Als sie ihr nächtliches Reich endlich erreicht und dessen Eingangstür bereits geöffnet hatte, wurde sie allerdings von einer Stimme am Betreten gehindert.
"Warte bitte einen Augenblick, Altyra!", rief Dynoran ihr atemlos zu. "Ich muss unbedingt mit dir reden."
"Kann das nicht bis morgen warten, Dynoran?", fragte Altyra erschöpft, während sie den Stoffbeutel mit dem Kopf instinktiv hinter ihrem Körper versteckte.
"Ich glaube, dass du mich umbringen würdest, wenn ich dir meine Neuigkeiten bis morgen verschweige. Es geht um Tarsin."
"Was ist mit meinem kleinen Bruder? Hast du ihn gefunden?", wollte die junge Fürstin plötzlich hellwach wissen und drehte sich zu dem Prinzen von Palderan um. "Was ist denn mit dir geschehen? Du siehst aus, als hätte dich ein Rudel tollwütiger Wölfe gehetzt."
"Keine Wölfe, nur Menschen", entgegnete Dynoran noch immer schwer atmend. "Aber das ist jetzt nicht so wichtig."
Vor seinem inneren Auge erschienen die Bilder seiner buchstäblichen Flucht aus Terilon allerdings trotz seiner Worte. Er durchlebte noch einmal, wie er jeglicher Vernunft zum Trotz nicht in seiner Assassinenkleidung, sondern in seiner normalen Kleidung versucht hatte, die Grenze von Terilon nach Palderan im Nordgebirge zu überqueren. Hinzu kam, dass er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, sich in irgendeiner Weise verborgen zu halten. Er war einfach nur gerannt. Zunächst auf die Wachposten des Feindeslandes zu. Dann über deren Schutzmauern hinweg. Abschließend durch das Niemandsland in Richtung seiner Heimat. Dass er dabei von keinem einzigen Pfeil in den Rücken getroffen worden war, grenzte an ein Wunder, wenn er so zurücküberlegte. Und dass die schätzungsweise zwanzig Männer, die ihn bis zu dem Zeitpunkt mit Waffengewalt am Überschreiten der Grenze hatten hindern wollen, ihm nicht eine einzige Schnittwunde mit ihren Schwertern und Äxten zugefügt hatten, war mehr als nur ein Wunder. Denn der Prinz war vollkommen
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