Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
pünktlich sein, Schwesterchen?", begrüßte er die junge Fürstin vorwurfsvoll – aber in einem Tonfall, der seinen Worten jegliche Härte nahm.
Noch bevor Altyra sich rechtfertigen konnte, erkannte der junge Fürst die Begleiterin seiner Schwester und widmete dieser seine volle Aufmerksamkeit.
"Tante Tylana!", rief er freudig, während er seinen Bogen fallen ließ, der Prinzessin entgegenrannte und ihr um den Hals fiel, während sie sich zu ihm herabsinken ließ. "Seit wann bist du hier auf Burg Falkenau?"
"Ich bin gestern angekommen", antwortete Tylana, während sie den Jungen ein Stück von sich wegschob. "Aber verrätst du mir, wer du bist? Du hast eine gewisse Ähnlichkeit mit meinem Wahlneffen Tarsin. Aber soweit ich mich erinnern kann, ist der viel kleiner als du."
"Aber Tante, ich bin es doch."
"Das weiß ich", entgegnete die Prinzessin von Palderan lachend, während sie Tarsin wieder in ihre Arme schloss. "Aber wenn du weiterhin so schnell wächst, bist du bald größer als ich. Also halte dich in Zukunft gefälligst ein wenig zurück!"
"Den Gefallen wird er dir wohl nicht tun, liebste Tylana", mischte sich Altyra an der Stelle wieder ein. "Denn sein erklärtes Ziel lautet, so schnell wie möglich größer zu werden als seine Schwester – die im Übrigen immer noch auf eine angemessene Begrüßung wartet."
"Ach Schwesterchen, sei bitte nicht eingeschnappt!", entgegnete Tarsin freudig, während er sich von Tylana löste, im Anschluss die junge Fürstin umarmte und ihr einen Kuss auf die Wange gab. "Du musst zugeben, dass ich Tante Tylana viel seltener sehe als dich. Somit kannst du mir doch nicht böse sein, wenn ich sie vor dir umarme, oder?"
"Ich habe das Problem, dass ich dir überhaupt nicht wirklich böse sein kann, kleiner Bruder", antwortete Altyra spaßhaft. "Doch nun lass uns mit deinem Training beginnen! Hast du dich bereits aufgewärmt?"
"Du weißt doch genau, dass du dir diese Frage eigentlich sparen könntest, Schwesterchen. Natürlich habe ich mich aufgewärmt. Ich bin bereit zum Lernen."
"Ja, das weiß ich. Trotzdem werde ich sie dir jedes Mal erneut stellen, bevor wir mit deinem Unterricht beginnen. Jetzt hebe deinen Bogen auf und schieße dich ein! Nach zehn mittigen Treffern auf jedem unserer bisherigen Ziele werden wir uns heute den bewegten Zielscheiben widmen."
"Bleibst du hier und schaust mir beim Üben zu, Tante Tylana?", wollte Tarsin hoffnungsvoll wissen.
"Ja, ich werde dir zusehen", antwortete die Prinzessin zu seiner großen Freude.
Der junge Fürst wusste, dass Tylana vom Bogenschießen oder vom Umgang mit Waffen im Allgemeinen eigentlich nicht gerade begeistert war. Daher machte es ihn umso glücklicher, dass sie trotzdem blieb.
"Dann pass gut auf, was ich schon alles gelernt habe!", bereitete er seine neue Zuschauerin auf das Kommende vor, während er seinen Bogen vom Boden aufhob und einen Pfeil aus dem Köcher nahm, welchen er bereitgestellt hatte, bevor die beiden Frauen zu ihm gekommen waren.
Mit einer Ruhe und einer Geduld, die Altyra überraschten, legte er auf das 25-Schritt-Ziel an und feuerte den Pfeil ebenso ruhig ab. Jener zischte geradlinig durch die Luft und blieb im Zentrum des mittleren Kreises der Zielscheibe stecken. In der gleichen Art und Weise feuerte er nacheinander neunzehn weitere Pfeile ab, die alle ihr vorherbestimmtes Ziel trafen – wenn auch nicht alle so perfekt wie der erste.
"Das war hervorragend, Tarsin!", gestand Tylana sichtlich beeindruckt, als sich Tarsin im Anschluss zu den beiden Frauen umdrehte.
"Ja, das war wirklich sehr gut", schloss sich Altyra dem Urteil ihrer Freundin vorbehaltlos an. "Du scheinst meine Korrekturen der letzten Trainingseinheiten mittlerweile verinnerlicht zu haben. Ich konnte keine Spur von Hektik oder Ungeduld in deinen Bewegungen erkennen."
Den Stolz über dieses Lob konnte man deutlich in Tarsins Gesicht ablesen. Aus seiner nächsten Frage konnte man allerdings ebenso deutlich Ungeduld heraushören.
"Können wir dann endlich zum eigentlichen Thema meiner heutigen Übungsstunde kommen?"
"Eines nach dem anderen, kleiner Bruder. Du willst den jungen Fohlen doch nicht die Beine brechen, oder? Laufe erst einmal und hole deine verschossenen Pfeile zurück! Danach werden wir beginnen."
Während der junge Fürst widerspruchslos davoneilte, um den Auftrag schnellstmöglich zu erledigen, erblickte Altyra am Rand des Schießplatzes Prinz Dynoran, der sich ihr und Tylana auf direktem Weg näherte.
"Dein
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