Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
– nach oben richtete er seinen Blick glücklicherweise nicht – und verschwand endlich in der entgegengesetzten Richtung, aus der er gekommen war.
Erst als sich Altyra absolut sicher war, dass Dynoran sowohl außer Sichtweite als auch außer Hörweite war, wagte sie es überhaupt wieder zu atmen. Und obwohl die Muskulatur ihrer Beine bereits anfing zu brennen, verharrte sie selbst dann noch ein wenig länger in ihrer Position, ehe sie sich zu Boden fallen ließ und den Weg in ihr Schlafgemach fortsetzte.
Dort angekommen begab sie sich unverzüglich in die geheime Kammer hinter einer der Zimmerwände, wo sie sich ihrer Kleidung entledigte und wieder in ihr Nachtgewand schlüpfte.
Als sie sich danach zu Tylana in ihr großes Bett legte, brach die geistige Erschöpfung endgültig über sie herein und sie weinte sich in den Schlaf.
Die Ruhe vor dem Sturm
Am nächsten Morgen brannten Altyras Augen wie Feuer und ihr Hals schmerzte so sehr, dass sie nicht einmal richtig schlucken konnte.
"Was ist denn mit dir passiert, liebste Freundin?", wollte Tylana wissen, als sie kurz nach der jungen Fürstin erwachte und deren Gesicht erblickte.
"Ich …", wollte die Angesprochene zu einer Antwort ansetzen, bekam jedoch nicht mehr als ein Krächzen heraus.
Dadurch wurde ihr Hals so sehr gereizt, dass sie lautstark husten musste, was wiederum Gift für ihren ohnehin schon geschundenen Hals war.
"Sage kein Wort mehr!", befahl die Prinzessin ihr sofort. "Warte einen Augenblick und ich werde dir etwas bringen, wonach du dich gleich viel besser fühlen wirst!"
Während sich Tylana aus dem Bett erhob und ankleidete, um anschließend das Zimmer zu verlassen, überlegte Altyra bereits, wie sie ihrer besten Freundin ihren Zustand erklären konnte – ohne dabei allzu stark lügen oder die Wahrheit offenbaren zu müssen. Obwohl die Schmerzen in ihren Augen und ihrem Hals es ihr erschwerten, klare Gedanken zu fassen, dauerte es nicht allzu lange, bis ihr eine relativ glaubwürdige Ausrede eingefallen war – keinen Augenblick zu früh. Denn unmittelbar darauf kehrte die Prinzessin von Palderan mit einem großen Tablett in beiden Händen zurück, welches sie neben ihrer Freundin auf dem Bett abstellte. Während sie sich selbst ebenfalls auf das Bett setzte, reichte sie Altyra eine Tasse mit einer dampfenden, weißen Flüssigkeit.
"Trinke das! Das ist heiße Milch mit Honig. Es wird anfangs ein wenig brennen, deinen Hals jedoch in Windeseile beruhigen."
Altyra nahm die Tasse gehorsam entgegen und nippte vorsichtig daran. Genau wie Tylana es vorhergesagt hatte, brannte das Getränk zunächst wie flüssiges Feuer in ihrem Hals, fühlte sich aber nur einen Moment später trotz der Hitze angenehm kühlend und beruhigend an.
"Trinke es ganz aus!"
Nachdem Altyra auch dieser Aufforderung nachgekommen war, nahm Tylana ihr die Tasse weg und drückte ihre Freundin auf das Bett zurück.
"Als nächstes legen wir diese Gurkenscheiben für eine Weile auf deine Augen. Du wirst sehen, dass du dadurch im Handumdrehen wieder die Alte sein wirst. Denn die Scheiben wirken gleich dreifach: Erstens saugen sie das Salz deiner vertrockneten Tränen auf, zweitens kühlen sie deine Augen angenehm und drittens spenden sie ihnen Feuchtigkeit. Während du hier liegen bleibst und die Gurkenscheiben ihre Arbeit tun lässt, möchte ich allerdings von dir wissen, was überhaupt los ist. Gestern Nacht warst du doch abgesehen von deiner Erschöpfung noch gutgelaunt. Und heute Morgen wache ich neben dir auf und muss mit ansehen, wie du versuchst, einer Trauerweide Konkurrenz zu machen."
"Ich …", testete Altyra vorsichtig ihre Stimme und musste zu ihrer Überraschung feststellen, dass das Sprechen ihren Hals nicht mehr reizte.
Was sie aber noch weitaus mehr erstaunte, war die Tatsache, dass die Schmerzen in ihrem Hals in so kurzer Zeit vollständig verschwunden waren.
"Bist du dir sicher, dass du mir nur heiße Milch mit Honig zu trinken gegeben hast?", fragte sie argwöhnisch bei ihrer Freundin nach.
"Ganz sicher, liebste Altyra. Aber du darfst dich für diese Wunderheilung später bei mir bedanken, wenn sich auch deine Augen normalisiert haben."
"Entschuldige bitte … vielen Dank!"
"Wie bereits gesagt, darfst du dich später richtig bei mir bedanken. Jetzt würde ich gerne wissen, weshalb du so aussiehst, wie du nun einmal aussiehst."
"Es ist wegen meiner Mutter", begann Altyra mit ihrer Ausrede – sie war dankbar, ihre Freundin dabei nicht unmittelbar
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