Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
unseres Handwerks ein langes Leben gewähren, ehe er Euch zu sich holt."
"Und möge er bei dir so schnell keinen zweiten Versuch unternehmen, dich zu sich zu holen."
Mit diesen Worten verschwand der Gildenmeister durch eine der Türen des Raums und ließ Altyra alleine zurück. Die junge Fürstin kleidete sich daraufhin schnell an und verließ den Raum auf dem gleichen Weg wie der Gildenmeister vor ihr. Die Tür führte sie in die Heiligen Hallen des Todes, welche sie zügigen Schrittes durchquerte. Auch den sich anschließenden Tunnelgang ließ sie eilig hinter sich und betrat den kleinen dahinterliegenden Empfangsraum, wo sie bereits von einem männlichen Assassinen erwartet wurde.
"Es freut mich zu sehen, dass du wieder genesen bist, Schwester", sprach der Mann. "Deine Waffen liegen hier neben mir für dich bereit. Nur deinen berühmten Dolch nahm der Gildenmeister in Verwahrung. Wenn du diesen zurückbekommen willst …"
"Ich weiß Bescheid", unterbrach Altyra ihr Gegenüber. "Der Großmeister des Todes verwahrt diese kostbare Waffe auf meinen persönlichen Wunsch bis zum Zeitpunkt meiner vollständigen Rehabilitation in der Gilde."
"Wenn das so ist, werde ich dich jetzt alleine lassen, Schwester", erwiderte der Mann mit einem verstehenden Nicken und verschwand im Anschluss durch die Stahltür, die bei Altyras Eintreffen verschlossen war.
Die Assassine verstaute ihre verbliebenen Waffen an deren angestammten Plätzen und machte sich ebenfalls auf den Rückweg nach draußen, wo sie sofort stürmisch von ihrem Falken Tylanos begrüßt wurde.
"Habe ich dir Angst gemacht, mein lieber Freund?", fragte sie ihren treuen Gefährten, während sie ihm sanft über den Kopf strich. "Es tut mir leid, dass du so lange auf mich warten musstest! Aber ich habe meinen Auftrag jetzt vollständig erfüllt und bin auch wieder gesund und munter, wie du selbst sehen kannst. Also lass uns nach Hause gehen!"
Diesen Vorschlag bekräftigte das Tier mit einem lauten Schrei, wonach es sich mit kreisenden Bewegungen in den Nachthimmel erhob, um von dort über seine Herrin zu wachen. Altyra setzte sich schnell in Bewegung und begab sich bei der nächstbesten Gelegenheit auf die Dächer der Stadt, um sich auf jenem erhöhten Gehweg ihrem fürstlichen Zuhause zu nähern. Sie eilte unbeschwert und frohen Mutes voran, da sie sozusagen durch ihren Tod ihr altes Leben zurückbekommen hatte – oder zumindest noch zurückbekommen würde. Immerhin hätte der Großmeister des Todes ihr keine solchen Versprechungen gemacht, wenn es nicht so wäre. Und da Tylanos vom Himmel aus über sie wachte, konzentrierte sie sich auch nur mit einem halben Auge auf den vor ihr liegenden Weg.
Als ihr Falke eine Weile später jedoch einen Warnruf ausstieß, kehrten ihre Gedanken sofort in die Realität zurück und sie blickte sich alarmiert um. Dadurch erkannte sie den vermummten Mann, der sich ihr langsam, aber sicher näherte, bereits von weitem und konnte angemessen reagieren. Sie tat während der gesamten Zeit so, als würde sie nichts bemerken. Als der Unbekannte sie allerdings beinahe erreicht hatte, stoppte sie abrupt ab und warf sich ihm so überraschend entgegen, dass er nicht mehr ausweichen konnte. Während er hart mit dem Rücken auf dem Dach aufschlug, auf dem sich die beiden befanden, kniete sich die Assassine bereits auf ihn, ließ einen der kleinen Dolche von ihrem Unterarm in ihre Hand springen und hielt ihm dem Mann gegen die Kehle.
"Habe ich dich nicht vorgewarnt? Sagte ich nicht, dass ich dich bei unserer nächsten, nächtlichen Begegnung töten würde?", fragte sie rhetorisch. "Du scheinst wirklich lebensmüde zu sein."
"Ich bin keineswegs darauf aus zu sterben", antwortete der Unbekannte mit einem breiten Grinsen, welches Altyra jedoch nicht erkennen konnte, da es hinter seiner schwarzen Maske versteckt war. "Ich befolge lediglich die Anweisungen meines Herrn."
"Ich sagte dir bereits, dass meine Dienste nur über die Gilde in Anspruch genommen werden können und dass ich erst recht für niemanden arbeiten werde, den die Gilde ablehnte."
"Und ich sagte Euch bereits, dass sich mein Herr mit dieser Antwort nicht zufrieden geben wird, Weib."
"Hüte deine Zunge, wenn du nicht willst, dass ich sie dir herausschneide!"
"Entschuldigt! Doch ich muss meinem Herrn gehorchen. Deswegen bin ich heute hier, um Euch ein Angebot zu unterbreiten, dass Ihr nicht ablehnen könnt."
"Vielleicht sollte ich dir den Kopf abschneiden und ihn deinem Herrn
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