Die Assistentin
des Überlebenden? Was ihr vor allem im Gedächtnis geblieben war, war sein Gesichtsausdruck, als sie ihr verzweifeltes Angebot gemacht hatte. Dieser Hass in seinen Augen! Es hatte etwas mit ihr zu tun, aber er hasste nicht sie persönlich. Das begriff sie in diesem Moment. Er hatte sie niemals gehasst, auch damals nicht. Er hatte gehasst, dass sie sich verkaufen wollte.
Es war nicht mehr als ein Gefühl, aber es war so stark, dass sie irgendwie herausfinden musste, ob sie recht hatte. Aber wie? Doch vielleicht konnte sie etwas anderes überprüfen. Sie schaute zu ihrem Laptop hinüber. Wie hatte er es noch genannt? Barnes, Hartnett und Stone-Syndrom? Oder Burnes? So ähnlich jedenfalls. Wenn sie sich anstrengte, fiel ihr vielleicht sogar der Name des Medikaments wieder ein.
Darwin hörte ein Geräusch, bei dem sein Herz vor Hoffnung und Angst zugleich einen Satz machte. Der leise Seufzer kam von der Tür. Darwin wagte es kaum, den Blick vom Computer zu lösen. War
sie
es? Er wünschte es sich so sehr! Zugleich jedoch war er wie von Sinnen, weil er einfach nicht dahinterkam, was mit seinem Telefonsystem passiert war. Konnte es jemand gehackt und sabotiert haben? Offensichtlich hatte sein Schutzprogramm nicht funktioniert, und noch schlimmer, er hatte nicht genügend Tests gemacht, um wirklich alle Schwachstellen des Systems zu kennen. Er hätte sich selbst dafür ohrfeigen können.
Ein ganzer Haufen technikbegeisterter Kids hackte sich einfach zum Spaß in Computersysteme ein, um diese gehörig durcheinanderzubringen. Sie nutzten dazu Webseiten und E-Mail-Programme. Doch genauso gut konnte er es mit einem Fall von stümperhafter elektronischer Spionage zu tun haben, bei der sein Computer ausgespäht, aber nicht unbedingt zerstört werden sollte. Der Übeltäter konnte überall auf der Welt sitzen, solange er nur die notwendigen Fähigkeiten zu so einem Coup hatte. Darwin hatte jedoch das dumpfe Gefühl, dass es sich um etwas Persönliches handelte – und dass der Eindringling sich ganz in der Nähe befand. Die meisten Telefone hatte er inzwischen wieder zum Laufen gebracht, ohne jedoch den Fehler entdeckt zu haben.
Als er aufblickte, sah er Janet, die unsicher in der Tür stand. Sie presste einen Daumennagel auf die Unterlippe, wodurch sie noch nervöser aussah, als er sich fühlte.
“Du warst nicht zu Hause, also bin ich ins Büro gekommen”, sagte sie. “Verzeihung – ich meine natürlich ins Kommando- und Kontrollzentrum 1.” Sie hielt einen Pizzakarton in die Höhe. “Der Wachmann hat mich reingelassen. Ich habe behauptet, ich käme vom Pizzaservice.”
Darwins Magen verkrampfe sich. Er wusste nicht, ob das an der Pizza oder an Janet lag. “Klasse.” Mehr brachte er nicht heraus, so trocken war seine Kehle.
Stunden schienen zu vergehen, bevor sie wieder sprach. Er befürchtete fast, er müsste noch etwas sagen, doch dann geschah es. Die Worte kamen aus ihrem wunderschönen perfekten Mund.
“Sorry, dass ich so durchgedreht bin”, sagte sie. “Ich dachte, du würdest die Bilder verkaufen oder so, aber dann habe ich begriffen, dass du das gar nicht nötig hast. Du hast so viel Geld …”
“Na ja, ein bisschen …” Tolle Antwort! Vor Scham wäre er am liebsten im Boden versunken. Sie hatte wirklich etwas Besseres verdient als ihn. Sie sollte sich einen Mann suchen, der in ganzen Sätzen sprechen konnte und der nicht herumschlich und heimlich Fotos von ihr machte.
“Möchtest du ein Stück Pizza?”, fragte sie.
Als er nickte, kam sie zu seinem Schreibtisch und stellte die Schachtel auf einen schiefen Turm aus Computerhandbüchern. Es gab keinen anderen Platz dafür. Darwin blieb stumm sitzen. Bedeutete das, dass sie ihm verzieh? Sie hatte immer noch nicht gesagt, warum sie hier war.
“Janet, ist alles wieder gut zwischen uns?”, fragte er schließlich. Aber sie schien ihn nicht gehört zu haben. Bewundernd sah sie sich in der chaotischen Höhle um, die sein Büro darstellte. Sie machte große Augen, als hätte sie gerade begriffen, dass er eine Art Genie sein musste, und als ob das alles höchst geheimnisvoll auf sie wirkte.
“Wow”, flüsterte sie. “Was machst du gerade?”
“Ich suche nach der Nadel im Heuhaufen.” Er versuchte, die Einzelheiten so einfach und verständlich wie möglich zu erklären, als er ihr erzählte, dass eventuell jemand in das System eingedrungen war. Er sah, dass ihre Augen vor Aufregung leuchteten. Wie viele Frauen auf dieser Welt machten
Weitere Kostenlose Bücher