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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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Kekskrümel so schnell verschwinden sehen. “Da scheint aber einer Hunger zu haben”, sagte er trocken und versorgte seinen Mitbewohner mit einer ganzen Handvoll Kekskrümel. Er selbst bediente sich ebenfalls und begann zu kauen.
    Mann und Maus, die in trauter Eintracht ihren Hunger stillten. Es war ein ganz besonderer Moment. Rick musste fast lächeln. Und für einen Moment gestattete er sich den Gedanken, wer diese Maus wohl füttern würde, wenn er nicht mehr da war.

26. KAPITEL
    F reitag, 11. Oktober
    Gott schien Burton Carrs Gebete nicht erhört zu haben. Er stand neben dem Schreibtisch. Seine Hand ruhte noch auf dem Telefon; er hatte den Hörer gerade aufgelegt. Es war der Chef seines Büros in Washington gewesen, der ihm mitgeteilt hatte, dass die Anhörung im Kongress über die Begrenzung von Managergehältern auf unbestimmte Zeit verschoben worden war. Einige der schlimmsten Übeltäter sollten vorgeladen werden, um sich zur gigantischen Höhe ihrer Abfindungen zu äußern, doch Burt hatte auch ein paar vorbildliche Geschäftsführer eingeladen, einschließlich Jerry Blair von TopCo.
    Manche dieser Manager hatten ihre Gehälter freiwillig gekürzt und ihre jährlichen Provisionen zurückgegeben, um mit gutem Beispiel voranzugehen und ihre Mitarbeiter zu motivieren. Solche Menschen waren Vorbilder in Sachen Integrität und Fairness, und Burton wollte, dass die Geschäftswelt – und das ganze Land – begriff, wie es
auch
funktionieren könnte. Der Gesetzentwurf, den er verfasst hatte, sah vor, dass die Firmen verstärkt gefördert werden sollten, die die Abfindungen an die Produktivität koppelten und den Aktionären ein Mitspracherecht bei der Höhe der Managergehälter zugestanden.
    Sein Vorstoß zur Gesundheitsreform war ebenfalls ins Stocken geraten. Ohne Burton als ihren Anführer sprangen die anderen Kongressmitglieder einer nach dem anderen ab. Fast alles, was seine parteiübergreifende Koalition in Angriff nahm, war gefährdet. Und er konnte nichts dagegen unternehmen. An der Formulierung des Gesetzentwurfes für eine Reform des Gesundheitswesens hatten sich viele Menschen beteiligt. Doch wenn es darum ging, die Unterstützer zu mobilisieren, war Burton Carr die treibende Kraft gewesen. Er hatte das Team angefeuert. Die Gesundheitsreform war sein Baby gewesen. Und nun saß er auf der Strafbank.
    Burton weigerte sich, zurückzutreten oder auf eine Kandidatur bei den anstehenden Wahlen zu verzichten, obwohl er wusste, dass viele seiner Kollegen aus beiden Parteien das von ihm erwarteten. Der Gedanke, einen Kinderschänder in ihrer Mitte zu haben, entsetzte sie. Aber er war nicht schuldig, egal, ob ihm jemand glaubte oder nicht, und er hatte nur einer vorübergehenden Abwesenheit zugestimmt, bis der Fall geklärt war.
    Er kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und schaltete den Computer ein. Niemand reagierte auf seine Anrufe, nicht einmal seine eigene Familie. Der Computer war sein einziger Ausweg. Aber was für ein Ausweg! Das World Wide Web dehnte sich explosionsartig aus. Es hatte Tentakel wie ein sagenhaftes Tiefseeungeheuer und bot Menschen wie ihm ein Riesenpublikum.
    Er würde sich direkt an die Menschen wenden. An die höchsten Autorität, die es gab. Er hatte sich einen Blog eingerichtet, in dem er sagen konnte, was sein Verstand und sein Herz ihm vorschrieben. Hier in seinem öffentlichen Tagebuch konnte er ehrlich sein, und vor allen Dingen hatte er die Möglichkeit, sich als einen neuen Typus Politiker zu präsentieren. Jemand, der keine Show abzog und der an nichts gebunden war, außer an die Ideale, an die er glaubte, und an die Menschen, die ihn wählten.
    Burton zog die Tastatur heran und begann seinen Blog mit dem verzweifelten Gebet, das ihn seit ein paar Tagen nicht mehr losließ:
    Gott, auf wessen Seite stehst du? Wie kannst du zulassen, dass die Bastarde damit durchkommen? Sie haben alles, Geld und Macht. Sie brauchen dich nicht. Aber ich brauche dich. Dieses Land braucht dich.
    Als er begann, über die Krise im Repräsentantenhaus und die Auswirkungen auf das Land zu schreiben, spürte er ein warnendes Frösteln. Er hatte Gänsehaut auf den Armen, die ihn erzittern ließ. Vielleicht zum ersten Mal begriff er, wie gefährlich sein einsamer Kreuzzug war. Viele Leute hatten eine Menge zu verlieren – die Manager mit ihren milliardenschweren Abfindungen, die Riesen der Gesundheitsindustrie, die Versicherungsgesellschaften, die pharmazeutische Industrie und nicht zuletzt die Ärzte.

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