Die Assistentin
Der Rest ist uns egal. Wir verdienen schließlich unser Geld mit Ihnen.
Natürlich hatten sie den letzten Teil nicht laut gesagt, aber das war auch nicht nötig gewesen. Instinktiv hatte Simon begriffen, dass sie ihn für schuldig hielten. Schlimmer noch: Er wusste, dass er sie nie vom Gegenteil würde überzeugen können. Er konnte sich ihre Belustigung vorstellen, wenn er ihnen erzählte, was
er
hinter der Sache vermutete: dass er von einem Paparazzo hereingelegt worden war. Höchstwahrscheinlich von diesem Monster, das ein Großes Tier nach dem anderen zur Strecke brachte.
Simon hatte noch keine Beweise dafür. Die Bilder, die durch die Medien gegangen waren, hätte jeder aufnehmen können, der eine Kamera mit Teleobjektiv besaß und fit genug war, um auf Bäume zu klettern. Was hatte Jack von Simons Absturz – und von dem seiner anderen Opfer? Simon war sich bewusst, dass ihn mit ihnen noch mehr verband, als in Jacks Visier geraten zu sein: Sie alle waren Kunden bei The Private Concierge. Niemand schien Jack ernst zu nehmen, aber Simon blieb nichts anderes übrig. Er war sich nicht sicher, ob er nicht möglicherweise mit ihr zusammenlebte.
Rick blinzelte und versuchte, die Tür zu Seth Blacks Apartment scharf zu sehen. Seit fünfzehn Minuten saß er in seinem parkenden Auto und beobachtete das Gebäude. Plötzlich fingen seine Augen an zu spinnen. Merkwürdige helle Lichter wurden durch körnige dunkle Flecken getrübt.
Er nahm die Sonnenbrille ab und presste die Fingerspitzen gegen die geschlossenen Lider, in der Hoffnung, dass das half. Schweiß kühlte seine Stirn, und sein Magen zog sich zusammen. Großartig. Jetzt wurde ihm auch noch übel. Was hielt der Tag denn noch alles für ihn bereit? Heute Morgen hatte er sich gezwungen, eine Banane und einen Proteinriegel herunterzuwürgen, aber das war schon lange her, noch vor der Sache mit Lane. Inzwischen war es später Nachmittag. Vielleicht brauchte er nur etwas zu essen.
Wenn er sich doch nur selbst einreden könnte, dass es allein daran lag. Aber er wusste es besser. Es ging ihm schlechter. Die Symptome wurden heftiger, und das nervte ihn gewaltig. Leute, die irgendwelche Plattheiten darüber schrieben, dass man erst im Angesicht des Todes das Leben richtig zu schätzen wüsste, mussten ein ziemlich mieses Leben gehabt haben. Er fischte das Medikamentenfläschchen aus der Tasche und starrte blinzelnd auf das verschwommene Etikett. Er hatte wieder angefangen, diese verdammten Pillen zu schlucken,
laut Anweisung,
aber wofür? Um blind zu werden?
Er war einer dieser Kerle, die sich damit brüsteten, nie zum Arzt zu gehen und nie Medikamente zu nehmen. Aber jetzt nahm er sie doch. Er tat, was man von ihm erwartete, und war ein guter Junge. Wo also war die Belohnung? Passte da oben jemand nicht richtig auf? So wie an jenem Tag, an dem Ned und seine Freundin gefoltert und umgebracht worden waren?
Interessiert sich überhaupt jemand dafür? Irgendwo? Gibt es irgendwo ein Konto für jeden Menschen? Einen Tag der Abrechnung? Gibt es so etwas wie kosmische Gerechtigkeit?
Er kurbelte die Scheibe herunter, um etwas frische Luft zu bekommen. Seine Brust war eng geworden, vielleicht vor Angst. Jedes Mal, wenn er ein neues Symptom entdeckte, setzte Panik ein. Es war jedoch keine Angst vor dem Tod, sondern vor der Hilflosigkeit. Seine Augen funktionierten nicht mehr richtig. Was würde als Nächstes kommen? Windeln für Erwachsene?
Halbblind oder nicht, er war aus einem ganz bestimmten Grund hergekommen. Er würde noch ein wenig sitzen bleiben, bis er gut genug sehen könnte, um Black einen Besuch abzustatten und herauszufinden, was er gemeint hatte mit seiner Theorie über The Private Concierge. Rick wollte auch deshalb noch warten, um zu sehen, ob jemand Black besuchte, bevor er selbst zur Tür ging. Da es heller Tag war, hätte man ihn direkt vor dem Haus leicht entdecken können. Deshalb hatte Rick sich einen Parkplatz in einer menschenleeren Gasse gegenüber dem Gebäude gesucht.
Bisher hatte sich bei dem Apartment nichts gerührt. Keine Spur von dem Verrückten im schwarzen Kapuzenshirt, der versucht hatte, ihn zu überfahren. War das Giganten-Killer Jack gewesen? Rick hätte nichts dagegen, derjenige zu sein, der Jacks Terrorherrschaft ein Ende bereitete. Aber er erwartete nicht, so viel Glück zu haben. Er teilte auch nicht die stillschweigende Annahme der Medien, dass es sich bei Jack um einen Mann handeln musste. Der schlanke Körperbau und die eher
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