Die Assistentin
einmal übel nehmen. Es gab schon genug Supermarktketten in der Gegend. Jetzt tat er so, als wollte er Blair einen Handel anbieten: Er sorgte dafür, dass Blair das Grundstück bekam, dafür durfte er den Supermarkt bauen.
“Sie glauben wirklich, Sie könnten sie überreden, ihre Meinung zu ändern?”, fragte Blair.
“Man kann jeden Menschen überreden, sobald man seine Schwachstelle kennt.” Und genau das war Ricks Spezialität: wunde Punkte aufzuspüren.
Blair sah skeptisch aus. “Sie denken doch wohl nicht an irgendetwas Illegales?”
Rick versicherte ihm, dass das nicht der Fall sei. “Im Umgang mit Menschen habe ich festgestellt, dass aufmerksames Zuhören das A und O ist. Besonders, wenn Ihr Gegenüber Ihnen erzählt, wie er
nicht
ist. Meistens ist er nämlich genau
so.
Achten Sie einmal darauf, was die Leute angeblich nicht brauchen: Das ist genau das, was sie haben wollen.”
“Klingt gut.” Blair nickte. “Und was haben Sie herausgefunden, als Sie Bindy Wright zugehört haben? Was braucht sie, ohne es zuzugeben?”
Rick lächelte und beugte sich vor. “Eigentlich bin
ich
es, der etwas braucht. Ich möchte Miss Wright und andere wichtige Mitglieder ihrer Gruppe zu einer Premiere ins Ahmanson Theater einladen. Sie spielen ein Stück, in dem es um übereifrige Stadtentwickler geht – mit einer überraschenden Wendung, die die lieben Aktivisten womöglich zu schätzen wissen. Ich brauche die besten Plätze, die für Geld zu haben sind. Vielleicht können Sie mir dabei behilflich sein? Ich habe gehört, dass Sie Klient bei The Private Concierge sind.”
“Lane Chandlers Agentur?” Jerry sah eher neugierig als überrascht aus.
“Ja. Eine beeindruckende Frau. Ich habe sie vor Kurzem kennengelernt. Ich überlege, mich von ihr betreuen zu lassen, und sie schlug vor, ich solle mit einem ihrer Kunden sprechen. Sie hat Sie ganz besonders empfohlen.” Rick hatte das Gefühl, dass Blair seine Freundin darauf ansprechen würde, doch das war ihm nur recht. Sie sollte ruhig wissen, dass er ihr auf den Fersen war, egal was sie tat.
“Sie haben recht, Lane Chandler ist wirklich beeindruckend.” Blair zog eine Visitenkarte aus einer kleinen silbernen Box und reichte sie Rick. “Ich bin sicher, dass sie Ihnen ihre Nummer gegeben hat, aber für alle Fälle. The Private Concierge ist bei Weitem der beste Concierge-Service. Viele der Kunden dürften Ihnen bekannt sein.”
Rick dankte ihm für die Karte. Ein netter Bonus. “Mir fallen gerade zwei ein – Simon Shan und Priscilla Brandt. Die beiden stecken doch gerade in ernsten Schwierigkeiten, oder?”
Jerry zuckte gleichmütig die Achseln. “Reiner Zufall. Lane ist die Beste im Geschäft. Wenn Sie ein paar Plätze im Parkett, dritte Reihe Mitte haben wollen, wird sie es arrangieren.”
Rick schob die Karte in die Brusttasche seiner Jacke.
Was ist das für ein Kerl? Ihr Liebhaber?
Er verspürte eine unterschwellige Abneigung gegen diesen Mann. Der Gedanke beunruhigte ihn. Er begriff nicht, was Lane an ihm fand, außer, dass er ein großer Kunde für sie war. Doch irgendeine Verbindung musste es zwischen ihnen geben. Als sie ihrem Handy diktiert hatte, dass sie ihn noch wegen des Geburtstages seiner Tochter anrufen musste, hatte ihre Stimme einen zärtlichen Unterton bekommen.
“Stimmt etwas nicht?”, fragte Blair.
Rick musste sich schnell etwas einfallen lassen. “Haben Sie vorhin meditiert oder so etwas? Ich habe Sie zufällig durch die Jalousien gesehen.” Das konnte auch nach hinten losgehen, aber Blair schien sich über die Frage zu freuen.
“Meditationen sind dazu da, um ruhiger zu werden. Ich dagegen liebe es, die Dinge in Schwung zu bringen. Sie haben vermutlich gesehen, wie ich die Daumen über meinem Brustbein zusammengepresst habe. Bei dieser Übung konzentriere ich mich mit jedem Herzschlag einmal auf jeden Daumen und dann auf die Brust. Sie ist sehr belebend. Sie sollten es auch einmal ausprobieren, mein Freund. Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber Sie sehen ziemlich mitgenommen aus.”
Bevor Rick antworten konnte, platzte ein verärgertes Mädchen mit rotem Kopf ins Zimmer. Der mit hellen Strähnchen durchzogene Pferdeschwanz hüpfte auf und ab. Die Empfangsdame folgte ihr auf den Fersen und entschuldigte sich. “Mr. Blair, es tut mir leid. Felicity ließ mir keine Zeit, sie anzumelden.”
“Verschwinden Sie”, fauchte der Teenager die Assistentin an. “Er ist mein Vater, und ich darf jederzeit zu ihm kommen. So steht
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