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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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außer selbst als Hostess zu arbeiten. Denn das war nur eine beschönigende Umschreibung für Callgirl gewesen. Also hatte Sandra sich so unattraktiv wie möglich gemacht, was in der Tat eine geschickte List gewesen war. In Wirklichkeit hatte sie einen scharfen Verstand, und sie hatte sich rasch hochgearbeitet. Am Ende hatte sie die gesamte Lodge gemanagt. Aber sie war klug genug, Hank in dem Glauben zu lassen, er hätte weiterhin das Sagen.
    Lane warf die Verpackung in den Müll und drehte sich mit dem Sessel um, um aus dem Fenster zu schauen. Sie zupfte an dem Gummiband an ihrem Handgelenk und versuchte zu entscheiden, was sie ihrer Schwester sagen sollte. Ganz bestimmt würde sie nicht mit ihr über die Schwierigkeiten ihrer Kunden reden. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie Sandra vertrauen konnte, was Lanes eigene Vergangenheit anging. Würde sie die alten Geschichten für sich behalten können? Wenn nicht, wäre es ziemlich gefährlich, sie hier zu haben. Vielleicht könnte sie Sandra einen anderen Job besorgen, bei einer der vielen Firmen, mit denen The Private Concierge zusammenarbeitete? Doch wenn sie den Mund aufmachte, könnte Sandra woanders genauso viel Schaden anrichten wie hier, womöglich sogar noch mehr.
    “Was ist denn das für ein grünes Ding an deinem Handgelenk?”, fragte Sandra. “Trägst du das immer noch, um böse Geister abzuwehren? So sehr hast du dich also doch nicht verändert.”
    Lane blickte auf das grüne Armband, an dem sie gerade herumgezupft hatte. Es amüsierte sie, dass Sandra glaubte, es hätte etwas mit bösen Geistern zu tun. Oder stimmte es vielleicht doch? “Wahrscheinlich nicht”, gab sie zu und schwang mit dem Stuhl wieder herum. “Und du? Hast du dich verändert?”
    Lane hatte sich nichts bei dieser Frage gedacht, doch Sandra lief rot an.
    “Was willst du damit sagen?” Sie zerrte an dem Ausschnitt ihrer Bluse und unterdrückte ein Keuchen. “Ich habe damals mein Bestes getan. Wenn du jetzt so eine große Nummer bist, dass ich oder die Erinnerung an unser Leben damals dir unangenehm sind, dann sag es ruhig.”
    Lane wurde ebenfalls rot. “Nein, ich wollte nur … nichts, vergiss es.”
    “Du bist meine Schwester”, sagte Sandra. “Ich habe dich nie um irgendetwas gebeten, doch jetzt muss ich es tun. Und ich bin nicht zu stolz, dich daran zu erinnern, dass ich dir auch geholfen habe, als du Hilfe brauchtest.”
    Sandra spielte darauf an, dass sie ihre kleine Schwester in der Hunting Lodge hatte wohnen lassen. Sandra musste ziemlich verzweifelt sein, dass sie diese Karte ausspielte, ohne mit der Wimper zu zucken. Ihre Stimme klang so trotzig, dass Lane sich fragte, was in Sandras Leben geschehen war. Lane wollte nicht darüber nachdenken, ob es etwas mit der Lodge zu tun hatte – und der Art und Weise, wie dort alles den Bach heruntergegangen war, nachdem Lane sich davongestohlen hatte. Aber ihr blieb kaum etwas anderes übrig.
    Wegzulaufen war die einzige Möglichkeit, die der dreizehnjährigen Lucy Cox damals eingefallen war. Sie hatte schon immer frühreif gewirkt, eine Augenweide, und je älter sie wurde, desto mehr fiel sie den Männern auf. Einer von diesen Typen war schon zwei Mal nachts in ihr Zimmer gekommen; angeblich hatte er sich verlaufen. Sie begann, im Schrank zu schlafen. Sandras schmierigen Freund hatte sie sich vom ersten Tag an vom Leibe halten müssen. Doch ihre Schwester redete sich ein, sie würde Hank lieben. Lucy hatte lange gezögert, ihr davon zu erzählen. Als sie Hank schließlich drohte, nicht länger zu schweigen, hatte er Lucy vor die Wahl gestellt: Entweder sie wäre für ihn allein da – oder für alle anderen Männer, die sich für sie interessierten. Die Entscheidung lag bei ihr. So oder so: Sie würde etwas dafür tun müssen, um weiter in der Hunting Lodge leben zu dürfen.
    In diesem Augenblick hatte Lucy beschlossen, sich in Lane zu verwandeln und davonzulaufen. Sie ahnte nicht, dass jemand die Überwachungskameras dazu benutzt hatte, um heimlich Aufnahmen von den VIP-Kunden zu machen. Oder dass jemand die benutzten Kondome der Männer eingesammelt hatte. Oder dass jemand einige Fotos und die Kondome in Lanes Lieblingsstofftier eingenäht hatte. Ihre geliebte Giraffe. Ihr Dad hatte sie ihr einmal zu Weihnachten geschenkt. Diese Giraffe war das Einzige, was Lane mitnahm, als sie fortlief.
    Lane war sich bereits damals ziemlich sicher gewesen, dass Sandra die Sachen in der Giraffe versteckt hatte. Entweder wollte sie

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