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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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zum Schwitzen – und er hatte das Gefühl, als würde er heute noch öfter in Schweiß ausbrechen. Was hatte er sonst schon in seiner verkabelten kleinen Welt? Nichts. Es gab keine Spur von einem scharfen Wagen, einer Villa oder einem Mädchen in seinem Leben. Informationen waren alles. Sie waren seine Droge.
    Seth Black arbeitete von seinem Wohnzimmer aus. Wenn er je einen Menschen in sein Zweizimmerapartment hineinließe, würde man feststellen, dass der König der Gerüchte auf einer Müllhalde lebte. Aber das war nur ein Teil des Problems.
    Er lenkte sich ab, indem er auf die Maus unter seinen Fingern klickte. Der Computer spielte gerade ein Video ab. Es zeigte eine vermummte Gestalt, die das Büro von The Private Concierge durch die Hintertür verließ. Blacks Videoaufzeichnungen belegten, dass die Person bereits zum sechsten Mal in dieser Woche auf diese Weise das Gebäude verlassen hatte. Black hatte sie jedoch nie hineingehen sehen, was ihn zu dem Schluss brachte, dass sie das Büro auf dem üblichen Weg betrat, durch die Eingangstür, wie alle anderen Angestellten auch. Mit anderen Worten: Die geheimnisvolle Person arbeitete für The Private Concierge.
    Triumphierend schrie Seth auf und schlug mit der Faust auf den Tisch. Es tat ein bisschen weh, aber zum Teufel damit. Er war dem Giganten-Killer auf der Spur! Jack höchstpersönlich! Niemand war neugieriger auf seine Identität als Seth Black. Mit den erstaunlichen Exklusivberichten hatte der Paparazzo seiner Website Gotcha.com einen Haufen Geld verschafft. Seth wollte nicht undankbar sein, aber er wollte ein wenig Kontrolle über den Kerl haben. Ein kleines bisschen wenigstens.
    Sein Lachen wurde zu krächzendem Gekicher, als er seine Brille wieder aufsetzte. Informationen waren alles! Wenn er Jacks Identität kennen würde, hätte er ihn in der Hand. Egal, ob er es ausnutzte oder nicht.
    Er überflog die restlichen E-Mails und überprüfte gerade die Todesdrohungen, die er regelmäßig erhielt, als es an seiner Tür klopfte. Er stieß beinahe den Stuhl um und war schon fast an der Tür, ehe er zusammenzuckte. Was machte er da? Er drückte die Handflächen auf die gegenüberliegenden Wände des schmalen Flurs, beugte sich vor und kämpfte gegen die Übelkeit an. Bestimmt würde er sich gleich übergeben.
    Wer zum Teufel hämmerte da gegen seine Tür? Er hatte den Paparazzi, die ihm die Videos brachten, ausdrücklich befohlen, den Briefkasten zu benutzen. Er hatte extra einen großen Kasten vor seiner Tür angebracht, weil er nicht gern an die Tür ging. Na ja, eigentlich
konnte
er nicht an die Tür gehen. Allein die Vorstellung versetzte ihn in Panik. Hartnäckig bestand er darauf, dass jeder den Briefkasten benutzte. Ein großer roter Pfeil deutete darauf. Aber einige Idioten waren einfach zu dämlich, um zu verstehen, was das bedeutete.
    Das Pochen an der Tür hörte auf. Seths Beine zitterten so sehr, dass er sich am liebsten auf den Boden gesetzt und geweint hätte. Er war zweiunddreißig Jahre alt, ein erwachsener Mann mit ungesunder Hautfarbe und einem zurückweichenden Haaransatz. Kein schöner Anblick!
    Er holte gerade Luft, als das Gepolter wieder losging. Was sollte das? Lieferanten klingelten und ließen die Pakete vor der Tür stehen. Seths Nachbarin, eine ältere Dame, brachte das Zeugs dann herein. Er hatte ihr einen Schlüssel gegeben und bezahlte sie dafür, dass sie hin und wieder für ihn einkaufen ging. Wer also stand dort draußen und versuchte, ihn wahnsinnig zu machen?
    Es klopfte erneut. Seth holte tief Luft und riss entschlossen den altmodischen Briefschlitz auf, den er in die Tür gesägt hatte, als die Panikattacken angefangen hatten. “Hallo?”, rief er. Sehen konnte er niemanden. “Wer ist da? Was wollen Sie?”
    “Ich bin’s”, ertönte eine piepsige leise Stimme. “Hier unten.”
    Ein Kind?
    Er würde die Tür öffnen müssen. Das hatte er seit Monaten nicht mehr getan. Oder seit Jahren? Er wusste es nicht mehr.
    Er kehrte ins Wohnzimmer zurück. Die Wände waren mit Kartons voller Vorräte und Elektronikausrüstung zugestellt. Er lebte lieber aus Kartons, als die Tür für Möbelpacker zu öffnen. Ihm gehörte das gesamte Apartmentgebäude. Er war reich. Er könnte irgendwo anders wohnen, aber das brachte er nicht fertig.
    Langsam tastete er sich durch sein Wohnzimmer voran. Auf dem Fußboden neben dem Schreibtisch lag eine Leiterplatte, an der er gearbeitet hatte. Drähte und Kabel lagen offen. Wenn er darauf träte,

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