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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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nicht recht schlau aus ihr. Vielleicht sollte er sich vorstellen, er wollte ihr Kunde werden … Er hatte es fünfzehn Jahre zuvor schon einmal gemacht, als er sie für eine erwachsene Frau gehalten hatte. Er wusste immer noch nicht, wie eine Fünfzehnjährige derart verführerisch und faszinierend sein konnte. Sie hatte sich seitdem vollkommen verändert, selbst ihre Augenfarbe war anders geworden. Aber er fragte sich, ob im Grunde nicht doch alles beim Alten geblieben war.

19. KAPITEL
    M ittwoch, 9. Oktober, 23:00 Uhr
    Sie hat ihren Namen geändert, um ihre kriminelle Vergangenheit zu verbergen. Aber sie hat ihre Vergangenheit nicht hinter sich gelassen. Sie verkauft immer noch das, was jeder will. Sie hat nur eine Möglichkeit gefunden, um es auf legalem Weg zu tun.
    Lucia Cox weiß, wie man sich um Menschen kümmert, egal ob um Männer oder Frauen. Sie kann mit beiden gut umgehen. Männern bietet sie Balsam für das Ego, eine sanfte Hand für schmerzende Muskeln und einen scharfen Verstand für Details. Natürlich geht es um Sex. Alles, was sie tut, dreht sich um sexuelle Lust, auch ohne ausdrücklich sinnlich zu sein. Aber das Versprechen schwingt mit. Immer.
    Lucy wird sich um dich kümmern.
    Bei Frauen wählt sie einen anderen Weg. Sie ist die Verbündete, die Zuhörerin, die Schwester. Sie erfüllt nicht nur die Bedürfnisse der anderen, sie ahnt sie voraus. Dieses Maß an Mitgefühl ist für Frauen unwiderstehlich. Sie lieben es, wenn jemand ihre Gedanken lesen kann. Sie lieben es, wenn jemand sie kennt. Je weniger eine Frau sich selbst versteht, desto mehr will sie verstanden werden …
    Rick hielt inne, den Stift in der Hand, und spürte seinem rasenden Puls nach. Das wurde viel zu persönlich. Aber genau das war das Problem: Es
war
persönlich.
    Er schrieb weiter.
    Gilt das für jeden? Versteht irgendein Mensch sich selbst? Sind wir nicht immer ein, zwei Schritte von uns entfernt, zu unserem eigenen Schutz? Wer kann schon in den Spiegel der Wahrheit schauen, ohne zu verbrennen? Wir können unsere kindlichen Bedürfnisse nicht sehen, nicht unser wütendes Verlangen nach Liebe und Anerkennung, nicht unsere blinde Wut, wenn wir zurückgewiesen werden.
    Sieht Lucy, dass wir das nicht können? Kennt sie uns so gut? Was sind ihre wahren Beweggründe?
    Frauen werden von ihr auf andere Weise verwöhnt als Männer. Es ist subtiler, aber sie verhätschelt sie, spricht mit ihnen auf eine Weise, die nur sie verstehen. Sie erkennt die geheimen Wünsche, die anderen verborgen bleiben. Vielleicht ist das auch auf eine Weise sinnlich. Es ist mir nicht ganz klar, was Lucy macht. Ich weiß nur, dass sie sieht, was den Menschen fehlt, und ihren tiefsten Schmerz spürt.
    Man denke nur an die Macht, die sie dadurch erlangt! Und daran, was Macht mit den Menschen macht.
    Er legte den Stift ab, unfähig, so schnell zu schreiben, wie seine Gedanken kamen. Schon als sie fünfzehn war und er sie ins Gefängnis brachte, besaß sie diese Macht. Jetzt war sie dreißig. Sie war frei und auf sich allein gestellt. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, dass sie ihre Schritte sorgfältig geplant hatte. Einschließlich der richtigen Berufswahl. Sie kümmerte sich um einige der bekanntesten Gesichter im Land.
    Er lehnte sich zurück und grübelte über seine Worte nach, die er gerade geschrieben hatte. Er suchte nach dem einen verbindenden Element in ihrer Persönlichkeit, das alles erklären und alle Widersprüche auflösen würde. Er sah in ihr jemanden, der, genau wie er selbst, Probleme löste. Doch bei seinem Job ging es nicht um Verführung, und Gefühle spielten keine Rolle. Es war nicht persönlich. Sie hatte mit Träumen und Fantasien zu tun, er dagegen mit der Realität und oftmals mit Albträumen. Er erledigte Aufträge, sie auch. Aber sie schlich sich in das Leben der Menschen ein.
    Wie war es ihr gelungen, sich in Neds Leben einzuschleichen? Und warum wollte er sie in seinem Leben haben? Oder wollte er das gar nicht?
    Erpressung?
    Reflexartig öffnete und schloss Rick die Ringe des Ordners vor ihm. Seine Notizen hatten ihm schon immer geholfen, auf die richtige Spur zu kommen. Doch als er beim LAPD gewesen war, hatte er die Fakten eines Verbrechens aufgelistet, kein Persönlichkeitsprofil des Verdächtigen erstellt. Das hier las sich eher wie das Gutachten einer Psychotante.
    Er hatte versucht, seine Gedanken über Lane Chandler zu ordnen und alles zu sortieren, was er über sie wusste. Doch wenn er gehofft hatte, eine

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