Die Assistentin
Zorn, der in ihrem Herzen brannte, spie sie ihm mitten ins Gesicht.
Dieses Mal zuckte er zu ihrer Zufriedenheit zusammen.
“Und das”, zischte sie, “ist dafür, dass Sie mich eine Hure genannt haben. Und dafür gesorgt haben, dass ich mich wie eine fühle.”
23. KAPITEL
D ie Schreie trieben Darwin an. Er musste herauszufinden, was da vor sich ging. Er platzte in sein Schlafzimmer, aber von Janet war nichts zu sehen. Inzwischen waren die Schreie verstummt, aber er hörte Geräusche aus seinem begehbaren Kleiderschrank. Geräusche, die ihm die Haare zu Berge stehen ließen.
“Janet?”
Sie stand in der Mitte des kleinen Raums und hielt seine Lieblingskamera umklammert, die mit der schnellsten Schließgeschwindigkeit und dem besten Zoom. Wie verrückt drückte sie auf die Pfeiltaste und sah sich die Schnappschüsse im Speicher an.
Darwins Mut sank, als er begriff, was sie entdeckt hatte.
“Janet, nicht. Gib mir die Kamera. Bitte.”
Verletzt sah sie zu ihm auf. “Wie konntest du nur?”
Sie warf mit der Kamera nach ihm. Er fing sie auf und wusste, was er gleich sehen würde. Schnappschüsse von Janet. Von vorn, barbusig, als sie hastig ihr Jezebel-Truly-Outfit hinter einem Comicstand wechselte. Janet von hinten, wie sie sich in kurzen Shorts nach vorn beugte, um an einem Wasserspender zu trinken. Seine wunderschöne Janet, die genüsslich an einem Eis schleckte. Gott, dieser Anblick war beinahe eine religiöse Erfahrung für ihn gewesen.
“Hast du diese Bilder gemacht?”, fragte sie. Ihre Stimme zitterte.
Er wünschte, er könnte lügen. Wahrscheinlich wollte sie, dass er log. Vielleicht konnte er behaupten, er hätte die Kamera einem Paparazzo geklaut … Aber er war der Stalker. Im Laufe der Jahre hatte er eine ansehnliche Sammlung von Bildern von Janet und ihrem Alter Ego Jezebel Truly zusammengetragen. Immer ohne ihr Wissen, und die meisten, bevor er sie richtig kennengelernt hatte. Gestern Abend hatte er vielleicht ein Dutzend Fotos geschossen, als sie bei angelehnter Tür im Bad gewesen war.
Seine Kamera war schnell und leise, wie geschaffen für heimliche Aufnahmen. Aber er hatte ihr nie wehtun wollen. Es war seine Art, ihre ätherische Schönheit zu verehren.
“Warum hast du mir nicht gesagt, dass du Bilder von mir haben willst?”, fragte sie mit rauer Stimme. Das Sprechen fiel ihr offensichtlich schwer. Sie war verletzt. Und wütend.
Kläglich hob er die Schultern. “Ich weiß es nicht.”
“Was bist du, ein perverser Voyeur? Sind die Bilder irgendwo im Internet aufgetaucht?”, wollte sie wissen. “Bei YouTube vielleicht?”
“Nein, natürlich nicht. Du bist so wunderschön. Du bist einfach vollkommen. Das wollte ich mit den Bildern festhalten.”
Sie lachte, rau und freudlos. “Vor allem mein Po muss
ja wirklich
schön sein. Es gibt mindestens fünfzig Bilder von ihm. Darwin, es tut mir leid. Ich kann nicht länger hierbleiben.”
“Janet, nein! Lass es mich erklären. Ich bin derjenige, der sich entschuldigen muss, nicht du.”
Sie schüttelte den Kopf und blinzelte wütend die Tränen fort. Ihre Lippen zitterten, als sie zu sprechen versuchte. “Offensichtlich steht ‘Bitte nutzt mich aus!’ auf meiner Stirn. Mein Exfreund hat mein Bild in seinen Comics benutzt, und als die Serie ein großer Erfolg wurde, hat er mich aus dem Vertrag
und
aus seinem Leben gekickt. Er hat alles für sich behalten. Ich dachte, du bist anders.”
“Das bin ich auch, Janet. Bitte glaub mir! Die Bilder sind nur für mich. Niemand sonst sollte sie jemals zu Gesicht bekommen.”
“Nicht einmal ich? Wie lange wolltest du sie vor mir geheim halten? Darwin, das ist krank!”
Niedergeschmettert senkte er den Kopf. Er wusste nicht, wie er sich verteidigen sollte, denn er hatte es getan. Er hatte die Fotos gemacht. Er wollte sie nur für sich haben, als Erinnerung, als etwas, das niemand ihm wegnehmen konnte – und jetzt würde das
alles
sein, was ihm blieb. Eine Kamera mit ein paar Schnappschüssen, die ihm nach ihrer Reaktion ganz schmutzig vorkamen. Vielleicht waren sie wirklich erbärmlich. Vielleicht war er es. Und jetzt würde er die einzige Frau verlieren, die je Interesse an ihm als Mann gezeigt hatte.
Innerlich tobte er und kämpfte mit sich selbst, als sie an ihm vorbeischritt. Das Krachen einer Tür, die heftig zugeschlagen wurde, ließ ihn laut aufstöhnen. Seine Verzweiflung war so groß, dass er zu Boden sank und dort hilflos sitzen blieb. Janet war fort. Er war zu keinem
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