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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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war noch mit der Welt verbunden. Sie würde ihre Mittagsverabredung mit Ashley und das Vorstellungsgespräch mit einem der Bewerber versäumen, aber zu den Terminen am Nachmittag und abends würde sie es schaffen. Alles andere konnte sie verschieben. Sie würde sich in der Lounge am Flughafen frisch machen; vielleicht blieb ihr ja sogar genug Zeit für eine Dusche.
    Sie öffnete den Koffer, setzte das Ersatzpaar Kontaktlinsen ein, zog das frische Kostüm an und rief ein Taxi.
    Von einem kleinen Bogenfenster im Dachgeschoss aus beobachtete Rick, wie Lane ins Taxi stieg und davonfuhr.
Geht es ihnen gut?
Hatte sie ihn das wirklich gefragt? Es war ihm nie schlechter gegangen – und er war wegen einer Frau noch nie so verwirrt und innerlich zerrissen gewesen.
    Sie hielt ihn für einen Sadisten, der versuchte, sie zu terrorisieren. Heute Morgen hatte er sie als Geisel genommen, aber was sie wirklich quälte, immer noch, war das, was er vor fünfzehn Jahren getan hatte. Ja, er fühlte sich schuldig. Damals
hatte
er versucht, ihr Angst zu machen. Aber nicht aus den Gründen, die sie vermutete.
    Warum habe ich das getan?
Diese Frage nagte jetzt an ihm. Für einen Augenblick der Schwäche hatte er ein junges Mädchen mit einer erwachsenen Frau verwechselt. Für einen kurzen Moment hatte er nur reine Lust verspürt, reines Verlangen – und noch etwas, das er nicht benennen konnte. Es war sehr mächtig gewesen, und er war entsetzt gewesen. Sie war doch noch so jung! War er deshalb so hart mit ihr umgesprungen?
    Er hasste diesen Gedanken. Er wusste nicht, was geschehen wäre, wenn sie älter gewesen und er an jenem Tag nicht im Dienst gewesen wäre. Aber er wusste, dass da draußen jede Menge Männer ohne Dienstmarken herumliefen. Er hätte sie nicht auf der Straße lassen können. Also hatte er mit seinen Anschuldigungen ihr gegenüber etwas übertrieben. Ehrlich gesagt, hatte er sogar ziemlich dick aufgetragen. Er hatte versucht, sie vor sich selbst und vor anderen zu schützen.
    Vor Männern wie ihm?
    Draußen verglühte die Sonne am Horizont und tauchte den Ozean in goldenes Licht. Die Surfer hatten den Strand längst verlassen, die Sonnenanbeter hatten ihre Plätze eingenommen. Rick wünschte, das Leben könnte auch für ihn so einfach sein. Er wünschte, er könnte noch einmal von vorn anfangen.
    Was, wenn sie seinen Schutz damals gar nicht gebraucht hatte?
    Was, wenn sie ihn jetzt brauchte?
    Wahrscheinlich glaubte sie, er hätte ihr die Kontaktlinsen entfernt, damit sie nichts mehr sah. Aber das war nur einer der Gründe. Vor allem jedoch wollte er ihre echte Augenfarbe sehen: dieses kräftige Türkis, das einen erst frösteln und dann dahinschmelzen ließ wie Eis in der Sonne.
    Als er sein Todesurteil erhalten hatte, hatte er einen Schlussstrich unter das Thema Beziehungen gezogen. Er hatte geplant, auch mit dem Thema Sex endgültig abzuschließen, aber so weit war er noch nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass er nie mehr eine Frau in seinem Bett haben würde, war ziemlich groß. Nie wieder ihren sinnlichen Duft in seinen Laken riechen. Er hatte das akzeptiert, aber schön wäre es trotzdem …
    Selbst, wenn
sie
diese Frau wäre?
    Nein. Denk nicht mal dran, Bayless!
    Sie hatte Schläger angeheuert, um ihn windelweich zu prügeln.
    Er ging nach unten, hob das Laken vom Boden auf und hielt es ohne nachzudenken an sein Gesicht. Er konnte nicht anders. Er spürte ein heftiges Verlangen, als er ihren Duft einsog. Etwas schien ihm die Kehle zuzuschnüren.
    Himmel, es war ein Fehler gewesen, sie hierherzubringen. Was hatte er sich dabei gedacht? Sie konnte ihm nichts bieten. Nichts außer Schmerz und dunklen Erinnerungen.
    Sekunden später landete das Laken im Abfalleimer. Am Hahn in der Küche wusch er sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Er bemerkte das Blut an seinem Hemdsärmel, zog das Hemd aus, knüllte es zusammen und stopfte es zu dem Laken in den Müll. Vielleicht sollte er jede Spur von ihr vernichten. Doch er wusste, dass es sein Blut war. Er hatte Nasenbluten. War es ein weiteres Symptom?
    Er vernahm das vertraute Getrappel von Mäusefüßchen. Da war sie wieder. Er hätte das Biest erschlagen sollen, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Er schaute sich nicht einmal um, um zu sehen, wo die Maus jetzt war. Er war nicht in der Stimmung für eine weitere tief greifende Begegnung mit seinem Spiegelbild. Er wollte nicht sehen, wie er um das nackte Überleben kämpfte.
    Ich muss unbedingt schreiben.
    Er holte sich ein

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