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Die Astronauten

Die Astronauten

Titel: Die Astronauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Wände empor, schwoll zu einem schwarzen, tausendtonnigen Muskel an, erstarrte – und begann wieder abzusinken.
    »Wir haben hier nichts mehr zu suchen. Kehren wir um«, sagte Arsenjew und erhob sich.
    Er schaltete den Reflektor ein, und wir gingen zurück. Nach zehn Minuten waren wir wieder in dem großen Saal. Als wir an dem Planetarium vorüberkamen, in dem noch immer die leuchtenden Kugeln kreisten, blickte ich unwillkürlich auf das schwarze Zeichen des doppelten Ringes, das in den Stein gemeißelt war. Ich blieb stehen. Eine Erinnerung tauchte in mir auf. Die gleiche Zeichnung befand sich in der Grotte – die Venusund die Erde, die um die Sonne kreisten. Dort verband die starke Linie die beiden Planeten miteinander. Hier aber nahm sie ihren Anfang bei der Venus, strebte der Erde zu und lief über sie hinweg, als ob sie die Erde aus ihrem Dasein striche.
    »Professor!« rief ich. Meine Gedanken gerieten in einen bodenlosen Abgrund. »Professor!« rief ich noch einmal. Doch der Astronom hatte bereits den Saal verlassen. Seine Schritte klangen immer ferner und leiser aus der Tiefe des Tunnels.

Pjotr Arsenjew
    Nach der Rückkehr des kleinen Raupenfahrzeuges versuchten wir, in eines der besser erhalten gebliebenen Gebäude hineinzugelangen. Da wir nirgends eine Öffnung, einen Eingang entdeckten, brachten wir in der Nische eines Seitenflügels eine starke Fulguritladung an. Die Explosion schlug eine Bresche in die Wand, durch die wir in das Innere dringen konnten. Aber weder dort noch in anderen Bauten, durch deren dicke Mauern wir uns den Weg bahnten, fanden wir etwas, was an irdische Wohnräume erinnert hätte. Nur die Formen der Räume ähnelten den unseren.
    Drinnen herrschte ein fast vollkommenes Dunkel, in das nur hier und da durch Risse in der Wand ein schwacher bläulicher Schein hereinsickerte. Im Licht unserer Scheinwerfer sahen wir ein Durcheinander verbogener Rohre, Tunnels, gleichmäßig geneigte Rampen und geräumige Säle, deren Boden mit metallischem und glasartigem Schutt bedeckt war.
    Einige Male stießen wir auch auf Konstruktionsteile, deren Bestimmung wir nicht zu erraten vermochten. Große Hallen waren durch senkrechte, gatterartige Wände geteilt, deren Zwischenräume an der Decke breit waren und sich unten so verengten, daß sich ein Mensch kaum hindurchzwängen konnte. Unter der Straße breitete sich ein Netz von Arterien, Verbindungswegen und Kanälen aus. Sie lagen Stockwerke tief untereinander, manche in vollständiges Dunkel getaucht, manche vom Licht grünlich phosphoreszierender Decken erhellt. An einigen Stellen liefen sie zu fünft oder sechst in Tonnengewölben zusammen. Von dort gingen runde Tunnels aus, die zu den verschiedenen Gebäuden führten. Zahlreiche Durchgänge waren durch Trümmerhaufen versperrt; wir sprengten sie jedoch nicht, da wir befürchteten, daß die über uns hängenden Dutzende Stockwerke bei einer Erschütterung zusammenstürzen würden. An einigen Stellen waren die Überreste senkrechter Schächte zu erkennen, durch die sich früher Aufzüge bewegt haben mochten. Jetzt hingen nur noch geschmolzene Metallfetzen zwischen den rußgeschwärzten Wänden.
    In einem Saal, der die Größe eines Kirchenschiffes besaß,entdeckten wir Kammern mit elliptischen Fenstern aus einer durchsichtigen Masse. Viele davon waren zersplittert. Die Strahlen der Scheinwerfer verloren sich in den silbrigen Staubwolken, die bei jedem Schritt emporwirbelten, sich auf die Helme und Skaphander niederließen und uns als flimmernde Wolke umgaben. Mehrere Stockwerke tiefer lagen auf Steinplatten inmitten von Streben und Trägern die Rümpfe verkohlter Maschinen; es waren einige Dutzend. In gerader Linie, eine neben der anderen aufgestellt, glänzten sie matt und dunkel wie die Wirbel eines riesigen Rückgrates.
    Wir schritten langsam von Gebäude zu Gebäude, bis wir zu der Wüste gelangten, die den Krater umgab, an dessen Rand wir vorher mit dem Wagen gehalten hatten. Dort begannen die Wissenschaftler mit Hilfe von Ionisationskammern und Geigerzählern mit systematischen Messungen der Radioaktivität. Vom Krater zweigten einige tiefe Gräben ab, die mit Wällen und Schlacke und metallischen Infiltrationen verstopft waren. Je weiter wir uns vom Zentrum der Explosion entfernten, um so häufiger stießen wir auf Gebäude, die wenigstens teilweise erhalten geblieben waren.
    Hier mußte eine Hitze geherrscht haben, die der Sonnentemperatur gleichkam. Der Kraterrand war mit einer blasigen

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