Die Astronauten
nicht an allen Stellen den gleichen Widerstand geleistet hatte. Die Berggürtel rings um den Talkessel erschienen als stärkere dunkle Streifen auf dem Bild. Der See war kaum zu erkennen. Man konnte ihn nur in der Mitte des Schirmes vermuten; denn dort wurde das Licht etwas schwächer. Dort, wo die Rohre zusammenstießen, hob sich ein schwärzlicher Punkt ab – die Kugel.
»Wir nehmen an«, fuhr der Astronom fort, »daß dieses riesige Energiezentrum in engem Zusammenhang mit der mutmaßlichen Bedrohung unseres heimatlichen Planeten steht. Ich will mich nicht in Einzelheiten verlieren, da wir uns jetzt nur mit der technischen Seite der bevorstehenden Forschungen beschäftigen werden. Lassen wir es also bei einer kurzen Einleitung. Wie schon gesagt, beobachteten wir kurz vor der Landung einen dunklen Fleck in der Wolkendecke, der sich aber nach einigen Stunden langsam auflöste. Als wir vor dreiWochen in den Talkessel kamen, war die weiße Kugel nicht tätig. Freilich, sie hat die Zerstörung des Hubschraubers verursacht; doch kann man im Vergleich zu dem Maximum ihrer Tätigkeit die damals herrschenden Spannungen als Ruhestand bezeichnen. Augenblicklich verstärkt sich ihre Tätigkeit. – Wie aus der Aneinanderreihung dieser drei Fakten hervorgeht, ist die Intensität des Kraftfeldes der weißen Kugel Schwankungen unterworfen. Für uns wird es von größter Wichtigkeit sein, zu ergründen, ob sie periodischen Charakter haben, das heißt, ob diese Schwankungen in sich geschlossene, sich ständig in bestimmten Zeitabständen wiederholende Zyklen bilden oder ob sie unregelmäßig, chaotisch auftreten. Von der Entscheidung dieser Frage hängen alle unsere weiteren Unternehmungen ab. Wir werden in der Luft abwarten, bis die Intensität erheblich schwächer geworden ist. Dann lassen wir uns auf dem See nieder und stellen an seinen Ufern Meßgeräte auf. – Wie Sie sehen, treffen elf stromdurchflossene Rohre unter der Kugel zusammen und liefern die Energiemengen zum Aufbau des Feldes. Diese Ströme können sich summieren oder aufheben, je nach der Frequenz der Impulse, der Verschiebung der Phasen, der Spannung und so weiter. Sie wissen, daß die Rohre tief im Boden liegen. Wir werden über jedem Rohr einen Oszillographen anbringen, der das Pulsieren des Stromes registriert. Die Analyse dieser Aufzeichnungen wird es uns ermöglichen, unsere Aufgabe zu lösen. – Sie können das Licht anschalten, Doktor.«
Der Schirm erlosch, gleichzeitig flammte das Licht wieder auf. So plötzlich kam die Helligkeit, daß sie uns blendete.
Der Astronom trat an das Pult und fuhr fort: »Diese Aufgabe ist weniger kompliziert als gefährlich. Die Tätigkeit der Kugel kann jeden Augenblick wieder anwachsen, und wir wissen nicht, was für einen Einfluß rasch wechselnde Gravitationsfelder auf den menschlichen Organismus ausüben.
Es ist sehr leicht denkbar, daß uns das Überschreiten bestimmter Zonen bei einem plötzlichen Sprung der Feldstärke zum Verhängnis werden kann. Außerdem ist es möglich, daß ein so rascher, sprunghafter Wechsel des Gravitationspotentials verschiedene, uns noch unbekannte Erscheinungen hervorruft, zum Beispiel eine plötzliche Erhitzung des Bodens, Änderungen in der Luftbewegung, Abweichungen in derLichtbrechung. Unter diesen Bedingungen kann es, besonders in dem schwierigen, felsigen Gelände um die weiße Kugel dazu kommen, daß wir die Orientierung verlieren. Wir werden daher in Dreiergruppen arbeiten. Zwei gehen der Reihe nach von Apparat zu Apparat, während der dritte sie aus einer gewissen Entfernung beobachtet und mittels Leuchtraketen die Verbindung mit ihnen aufrechterhält.«
Arsenjew verteilte bedruckte Bogen unter uns. »Das ist der Arbeitsplan mit der Einteilung in Dreiergruppen. Als erste brechen Oswatitsch, Lao Tsu und Smith auf, um die technischen Vorbereitungen zu treffen ...«
Er wurde durch das Klingeln des Bordtelefons unterbrochen. Lao Tsu hob den Hörer ab. »Die Intensität des Feldes sinkt ab«, wandte er sich an Arsenjew, »und zwar sehr rasch. Soltyk meldet, daß sich Gewitterwolken zusammenballen.«
Arsenjew nahm die Papiere vom Pult. »Das würde mit unserer Vermutung übereinstimmen. Das Absinken der Gravitation muß von gewittrigen, elektrischen Entladungen begleitet sein. – Hat jemand noch irgendwelche Fragen?«
»Ja«, sagte ich. »Soll ich mich für einen Aufklärungsflug fertig machen?«
»Nein, das ist nicht notwendig. Wir können ohne weiteres auf dem See wassern.
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