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Die Attentaeterin

Die Attentaeterin

Titel: Die Attentaeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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nicht, seit meiner Heirat je wie Gott mich schuf herumgelaufen zu sein. Sihem hatte so ihre Prinzipien.
    Sihem …
    Wie lange das schon zurückliegt …!
    Ich gleite in die Wanne, lasse mich vom heißen Wasserdampf einlullen, schließe die Augen und versuche, mich in der brennenden Betäubung aufzulösen, die langsam Besitz von mir ergreift …

    »Mein Gott !«
    Kim Yehuda steht mitten im Badezimmer und traut ihren Augen nicht. Sie sieht nach rechts, sieht nach links, klatscht in die Hände, als könnte sie nicht fassen, was sie da sieht, wendet sich rasch zum kleinen Wandschrank um und kramt auf der Suche nach einem Handtuch darin herum.
    »Hast du etwa die ganze Nacht im Wasser verbracht ?« , ruft sie entsetzt und verärgert zugleich. »Wo hast du nur deinen Kopf gehabt, Herrgott im Himmel? Du hättest ertrinken können .«
    Ich habe Mühe, die Augen zu öffnen. Vielleicht wegen des Tageslichts. Ich stelle fest, dass ich die ganze Nacht über in der Badewanne geschlafen habe. In dem Wasser, das inzwischen völlig abgekühlt ist, reagieren meine Gliedmaßen nicht mehr, sie sind steif wie Holz, Schenkel und Unterarme violett verfärbt. Außerdem bemerke ich, wie ich unentwegt schlottere und mit den Zähnen klappere.
    »Was tust du dir da bloß an, Amin? Raus mit dir, aber sofort! Mir wird ja schon vom Zusehen elend .«
    Sie hilft mir hoch, wickelt mich in einen Morgenmantel und rubbelt mich resolut trocken, von Kopf bis Fuß.
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein«, fängt sie wieder an. »Wie hast du da drin nur schlafen können, mit dem Wasser bis zum Hals? Ist dir überhaupt klar, was du da machst …? Ich hatte so eine Vorahnung, heute Morgen. Irgendetwas sagte mir, ich müsste unbedingt kurz hier vorbeischauen auf dem Weg zum Krankenhaus … Naveed rief mich an, als sie dich freigelassen hatten. Ich war gestern schon dreimal da, aber du warst noch nicht zurück. Ich dachte, du wärst bei einem Verwandten oder einem Freund .«
    Sie bringt mich ins Schlafzimmer, legt die Matratze zurück ins Bett und mich darauf. Meine Glieder schlottern immer heftiger, meine Kiefer klappern wie wild.
    »Ich mach dir schnell was Heißes zu trinken«, sagt sie und breitet eine Decke über mich.
    Ich höre, wie sie sich in der Küche zu schaffen macht und mich fragt, wo ich dieses oder jenes verstaut hätte. Meine Lippen bibbern so haltlos, dass ich nicht ein Wort herausbekomme. Ich rolle mich unter der Decke wie ein Embryo zusammen, mache mich ganz klein, damit mir etwas wärmer wird.
    Kim bringt mir eine große Schale Früchtetee, stützt meinen Kopf und flößt mir langsam das dampfende, süße Gebräu ein. Die glühende Flüssigkeit strömt mir durch die Brust und erhitzt meinen Bauch.
    Kim hat Mühe, mein Zittern unter Kontrolle zu bekommen.
    Sie stellt die Schale auf dem Nachttisch ab, rückt mein Kopfkissen zurecht und hilft mir, mich wieder hinzulegen.
    »Wann bist du denn nach Hause gekommen? Spät nachts oder früh am Morgen? Als ich das Tor mit offenem Riegel und die Haustür sperrangelweit offen fand, habe ich schon das Schlimmste befürchtet … Es hätte ja jeder bei dir eindringen können .«
    Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll.
    Sie erklärt mir, dass sie am Vormittag noch einen Patienten operieren muss, und versucht mehrmals die Putzfrau zu erreichen, schließlich hinterlässt sie eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter. Es beunruhigt sie, mich ohne Aufsicht zurückzulassen, sie sieht aber keine Alternative. Sie beruhigt sich ein wenig, während sie mir Fieber misst, bereitet mir noch schnell eine Mahlzeit zu und verabschiedet sich schließlich, nicht ohne zu versprechen, so schnell wie möglich zurück zu sein.
    Ich habe sie nicht einmal fortgehen sehen.
    Ich glaube, da war ich schon wieder eingeschlafen …
    Das Quietschen eines Tores weckt mich auf. Ich schiebe die Bettdecke beiseite und gehe zum Fenster, um nachzusehen. Zwei Jugendliche mit Papierrollen unterm Arm schnüffeln in meinem Garten herum. Mein Rasen ist übersät mit Dutzenden von Zeitungsausschnitten. Schaulustige haben sich vor meinem Haus aufgebaut. »Verschwindet gefälligst !« , brülle ich hinüber. Da ich das Fenster nicht aufbekomme, stürze ich hinaus auf den Hof. Die beiden Jugendlichen machen sich aus dem Staub. Ich verfolge sie bis auf die Straße, barfuß, vor Empörung zitternd … »Dreckiger Terrorist! Mistkerl! Verräter von Araber!« Die Pöbeleien bremsen mich aus. Zu spät, ich bin schon mittendrin in einer

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