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Die Attentaeterin

Die Attentaeterin

Titel: Die Attentaeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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doch ihr Lächeln gefällt mir nicht.
    »Ich will aber gegrillte Leber«, beharre ich.
    »Ich bedaure, die Leber ist uns ausgegangen .«
    »Das ist nicht mein Problem. Ich habe draußen auf der Speisekarte gelesen, dass Sie gegrillte Leber im Angebot haben, deshalb sitze ich überhaupt hier! Ich bin nur wegen der Leber in Ihr Lokal gekommen !«
    Mein Geschrei unterbricht das Klappern des Bestecks.
    Die anderen Gäste drehen sich zu mir um.
    »Was haben Sie mich so anzusehen ?« , brülle ich.
    Schon taucht der Geschäftsführer auf. Er lässt seinen ganzen professionellen Charme spielen, um mich zu beschwichtigen. Seine aufgesetzte Höflichkeit entfesselt meine inneren Dämonen erst recht. Ich verlange, dass man mir auf der Stelle gegrillte Leber serviert. Eine Welle der Entrüstung geht durch den Raum. Jemand schlägt unumwunden vor, mich einfach auf die Straße zu setzen, ein älterer Herr, der wie ein Polizist oder ein Militär in Zivil aussieht. Ich fordere ihn auf, mich eigenhändig rauszuwerfen. Das lässt er sich nicht zweimal sagen und packt mich sofort am Hals. Kellnerin und Geschäftsführer stellen sich dem Rüpel in den Weg. Laut krachend fällt ein Stuhl um, dann schwirren Beleidigungen durch die Luft, unterlegt mit Möbelquietschen. Die Polizei rückt an. Der Offizier ist eine blonde Dame mit breitem Brustkorb, unförmiger Nase und feurigem Blick. Der Grobian erklärt ihr, wie die Situation eskaliert ist. Seine Erklärungen werden durch die Aussagen der Kellnerin und zahlreicher Gäste untermauert. Die Dame in Uniform bittet mich auf die Straße und verlangt meine Papiere zu sehen. Ich weigere mich, sie ihr zu zeigen.
    »Der ist sternhagelblau«, brummt ein Beamter.
    »Wir nehmen ihn mit«, beschließt der Offizier.
    Man steckt mich in einen Wagen und bringt mich zur nächsten Polizeistation. Dort nötigt man mich, meine Papiere vorzuzeigen und meine Taschen auszuleeren, und schließt mich am Ende in eine Zelle, in der zwei Besoffene laut schnarchen.
    Nach einer Stunde werde ich von einem Polizisten abgeholt. Er begleitet mich zu einem Schalterbeamten, von dem ich meine Sachen zurückbekomme, und bringt mich dann in die Eingangshalle. Dort steht, mit betrübter Miene an der Rezeption lehnend, Naveed Ronnen.
    »Sieh einer an, mein guter Geist !« , rufe ich ironisch.
    Naveed entlässt den Polizisten mit einem Kopfnicken.
    »Woher weißt du, dass sie mich eingelocht haben?
    Schnüffeln mir deine Jungs hinterher oder wie oder was ?«
    »Tun sie nicht, Amin«, erwidert er erschöpft. »Ich bin erleichtert, dich aufrecht stehend vor mir zu sehen. Ich war auf das Schlimmste gefasst .«
    »Worauf denn, wenn ich fragen darf?«
    »Entführung oder Selbstmord. Ich suche seit Tagen und Nächten nach dir. Sobald Kim mir mitteilte, dass du verschwunden bist, habe ich deine Personenbeschreibung und deine Personalien an alle Polizeistationen und Krankenhäuser durchgegeben. Wo hast du denn nur gesteckt, Himmel noch mal ?«
    »Unwichtig … Könnte ich jetzt wohl gehen ?« , frage ich den Offizier hinter dem Schalter.
    »Sie sind frei, Herr Jaafari .«
    »Vielen Dank.«
    Ein warmer Wind fegt durch die Straße. Zwei Polizisten plaudern rauchend miteinander, der eine an die Mauer des Kommissariats gelehnt, der andere auf dem Trittbrett eines Gitterwagens sitzend.
    Naveeds Wagen steht am Bürgersteig gegenüber mit brennendem Standlicht.
    »Wo willst du jetzt hin ?« , fragt er mich.
    »Mir die Beine vertreten .«
    »Es ist spät. Soll ich dich nicht bei dir absetzen ?«
    »Mein Hotel ist nicht weit von hier …«
    »Was soll das heißen, dein Hotel? Findest du jetzt schon den Heimweg nicht mehr ?«
    »Ich bin im Hotel bestens aufgehoben .«
    Naveed fährt sich schweigend mit der Hand über beide Wangen. »Und wo ist dein Hotel ?«
    »Ich werde mir ein Taxi nehmen .«
    »Soll ich dich nicht lieber dorthin bringen ?«
    »Nicht nötig. Außerdem muss ich jetzt allein sein .«
    »Soll ich das so verstehen, dass …«
    »Da gibt es nichts zu verstehen«, schneide ich ihm das Wort ab. »Ich muss eben mal allein sein. Schluss und Punkt. So einfach ist das .«
    Naveed läuft mir nach bis zur Straßenecke, überholt mich, stellt sich mir in den Weg. »Was du da tust, ist gar nicht gut, Amin, das kannst du mir glauben. Wenn du nur sehen könntest, in welchem Zustand du bist .«
    »Tu ich vielleicht irgendetwas, was nicht rechtens ist?
    Sag mir, welches Gesetz ich übertrete …? Deine Kollegen waren widerwärtig zu mir, wenn du es

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