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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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immer, wenn sich der morgendliche Sprecher darüber ausläßt. Er tut es selbst oft, wenn er es für erforderlich erachtet, die Morgenansprache persönlich zu halten. Ein Konzern ist nicht besser als die Summe seiner Teile. Jeder Teil, jedes Individuum, muß sich immer nach Kräften bemühen, das Beste zu geben, wenn der Konzern auf dem äußerst wettbewerbsintensiven Weltmarkt Erfolg haben soll.
    »Es ist so leicht, selbstzufrieden zu werden«, fährt Stevenson fort. »Ich erwische mich manchmal selbst dabei. Ach, das ist gut genug, sage ich mir. Aber dann wird mir klar, nein, das ist nicht gut genug. Es ist nicht so gut, wie ich es in Wirklichkeit machen kann, und so gut sollte es tatsächlich sein...«
    Kurz darauf beendet Stevenson die Ansprache. Eine längere Rede ist nicht nötig. Die Idee besteht darin, die Mitarbeiter zu inspirieren und vergeßliche Hirnzellen auf Trab zu bringen, und nicht darin, alle einzuschläfern. Enoshi ist der erste, der kurz applaudiert, dann fügt er den Worten der Frau hinzu: »Ich glaube, es war der italienische Künstler und Wissenschaftler Leonardo da Vinci, der einmal gesagt hat: ›Details ergeben Perfektion, und Perfektion ist kein Detail. ‹«
     
    Das Zitat wird mit Lächeln und Kopfnicken, sogar einem weiteren kurzen Applaus, sehr gut aufgenommen. Enoshi kommt zu dem Schluß, daß alles gesagt ist. Er darf nicht vergessen, sich bei seiner Frau zu bedanken, denn sie war es, die beim Lesen auf das Da- Vinci-Zitat gestoßen ist.
    Zeit für das Konzernkredo, das ›Gelöbnis‹, wie es einige der Angestellten nennen. Enoshi holt das gedruckte Notenblatt mit dem Kredo aus einem Innenfach seines Taschensekretärs und geht der Gruppe mit gutem Beispiel voran, indem er den Text rezitiert. Natürlich kennt er das Kredo in- und auswendig, vorwärts und rückwärts, und zwar seit dem ersten Tag seiner Einstellung, aber er hat nicht den Wunsch, den Eindruck zu erwecken, anmaßend oder zu Höherem berufen zu sein.
    Das überläßt er gerne seinem überaus fähigen ›Chef‹.

10
     
    Das schäbige kleine Restaurant befindet sich am Rande Chinatowns nicht weit von der Spring Gar-
    den Street. Es ist kaum größer als ein Apartment, dennoch sind darin acht Tische und sechs Nischen untergebracht. Die hinterste Nische befindet sich ganz in der Nähe der Schwingtür zur Küche, und von dort aus hat man durch die Fensterfront des Restaurants eine gute Aussicht auf die Straße. An der Decke drehen sich langsam zwei messingfarbene Ventilatoren. Der Parkettfußboden ist abgenutzt.
    Das Mädchen, das an den Tischen bedient, kommt wieder vorbei. »Mehr?« fragt sie.
    Tikki schüttelt den Kopf. Das Mädchen ist ohnehin schon so beeindruckt, daß es sich noch sehr lange an Tikki erinnern wird, und drei Teller Yauk Hae haben sie ein wenig träge gemacht. Große Mengen Nahrung haben diese Wirkung. Insbesondere Yauk Hae, das auch als Steaktartar bekannt ist. Rohes Fleisch in Soße. Tikki hält dieses Gericht für eines der ganz wenigen Anzeichen, die vermuten lassen, daß die Menschen vielleicht doch eine intelligente Spezies sind, und betrachtet das Gericht ganz eindeutig als eines der interessanteren von denen, die Menschen servieren. Tikki könnte eine Tonne davon essen. Sich damit vollstopfen, bis sie sich kaum noch bewegen kann. Unglücklicherweise ist dies kein guter Zeitpunkt, um sich vollzustopfen. Geschäfte warten.
    Sie zündet sich einen schlanken Dannemann Sumatra-Zigarillo an und bläst den aromatischen Rauch des ersten Zuges an die Decke.
    »Cha.«
    Das Mädchen nickt und holt den Tee.
    Tikki beobachtet die anderen Leute in dem Restaurant und auf der Straße. Jene, die vor ihr im Restaurant waren, beenden ihre Mahlzeit und gehen. Das gleiche gilt für diejenigen, die kurz nach ihr gekommen sind. Die Leute auf der Straße hasten über den Bürgersteig oder verschwinden in Hauseingängen. Niemand trödelt herum. Niemand wirft mehr als nur einen flüchtigen Blick in ihre Richtung. Es hat den Anschein, als stünde sie nicht unter Beobachtung.
    Das Mädchen kommt zurück.
    »Ich will den Besitzer sprechen«, sagt Tikki.
    »Besitzer nicht da«, erwidert das Mädchen.
    »Kim Tae Hwan sagt, du irrst dich.«
    Einen Augenblick lang macht das Mädchen einen verblüfften Eindruck, dann starrt sie Tikki lange und hart an, als versuche sie, durch die verspiegelten Gläser ihrer Toshiba zu sehen. »Ich nachsehen. Hier warten.«
    Tikki nickt vage und richtet den Blick dann auf die Fensterfront, als

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