Die Attentäterin
Glauben Sie etwa, der Schund, den Sie vorher verhökert haben, hat diese Organisation zum Marktführer gemacht?«
Wyatt sieht ungerührt aus, und nichts anderes hat Ohara erwartet. »Sie hätten mich nach einer Empfehlung fragen sollen, nicht Bairnes«, sagt Wyatt. »Ich bin Stellvertretender Leiter der Produktentwicklung. Sonderprojekte gehört in mein Ressort.«
Diese höchst unnötige Erinnerung läßt eine Hitzewelle in Oharas Nacken schießen. »Ersparen Sie mir Ihre territorialen Imperative. Das hier ist meine Show. Verstanden?«
»Ich kann mich nicht erinnern, das in Frage gestellt zu haben.«
»Warum habe ich immer das Gefühl, daß Sie nur auf eine Gelegenheit warten, meine Autorität zu untergraben? Gibt es irgendein Problem, Jeff? Haben Sie Schwierigkeiten damit, Anweisungen entgegenzunehmen?«
»Sagen Sie mir einfach, was Sie wollen, dann tue ich es.«
»Ach, Jesus Christus.« Ohara dreht seinen Stuhl ein wenig und bemüht sich, seine Wut zu unterdrücken. Ihn zu einem Temperamentsausbruch zu reizen, ist eines von Wyatts größten Talenten. »Was glauben Sie wohl, was ich will? Ich will einen Ersatz für Neiman! Sie erinnern sich vielleicht, daß unsere Abteilung Sonderprojekte diesen ganzen Laden hier am Laufen hält!
Ohne die Abteilung ist die Hermetik-Reihe so gut wie tot!«
»Wollen wir mit der Bekanntgabe seines Nachfolgers nicht wenigstens bis nach Neimans Beerdigung warten?«
Witwen und Waisen warten darauf, daß Leichen unter die Erde kommen - das Geschäft nicht. »Vielleicht möchten Sie sich mit Ihrem ehemaligen Direktor begraben lassen.«
»Ist das eine Drohung, Mister Ohara?«
»Wenn Sie keinen Ersatz für Neiman finden können, finde ich jemanden, der es kann.«
»Ich glaube, ich komme damit zurecht.«
»Dann fangen Sie endlich damit an.«
Ohara dreht den Stuhl zurück, sieht Wyatt direkt ins Gesicht und gibt sich alle Mühe, ihm sein bösartigstes Lächeln zu zeigen. Wyatts private Präferenzliste ist kein Geheimnis für ihn. Wyatt will die Kontrolle über Exotech, und er will sie dadurch bekommen, daß er Ohara beim Vorstand von KFK, Exotechs Muttergesellschaft, schlecht aussehen läßt. Ohara muß ständig auf der Hut sein und jede Gelegenheit wahrnehmen, Wyatts Treulosigkeit gegen ihn selbst zu wenden. Das ist auch der Grund, warum Ohara Bairnes zu Neimans Nachfolger auserkoren hat. Er weiß natürlich, daß Baimes nicht der geeignete Mann ist. Später wird er es so aussehen lassen, als habe Wyatt Baimes gewollt und nur Oharas ständige Wachsamkeit ein Debakel verhindert.
Bevor Wyatt sein Büro verlassen kann, kommt ein anderer Mann durch die Verbindungstür zu Enoshis Büro herein. Der Neuankömmling ist von kräftiger Statur und trägt einen zerknautschten Trenchcoat über einem ziemlich schmuddeligen Anzug. Sowohl Trenchcoat als auch Anzug sehen aus, als seien sie direkt von der Stange gekauft worden. Ohara hat den Mann noch nie zuvor gesehen. Er ist ganz gewiß kein Angestellter von Exotech. Er trägt nicht einmal einen Besucherausweis. Ohara runzelt die Stirn und wirft einen Blick auf seine beiden Bimoth-Beschützer, doch keiner von ihnen unternimmt mehr, als den Fremden zu betrachten.
»Entschuldigen Sie die Störung«, sagt der Fremde, indem er eine Ausweiskarte hebt, auf der abwechselnd ein 2-D-Foto von ihm und das leicht zu erkennende Logo von Minuteman Security Services aufblinken. »Lieutenant Kirkland«, sagt der Fremde, während er die Birnoth-Leibwächter mustert. »Morddezernat.«
Ohara lächelt. »Ja, Lieutenant. Kann ich Ihnen behilflich sein?«
Wyatt verläßt das Büro mit einem kaum verhohlenen höhnischen Grinsen.
Kirkland wirft ihm nur einen flüchtigen Blick hinterher, dann wendet er sich wieder an Ohara. »Sie sind Ohara?«
Ohara nickt, immer noch lächelnd. »Bernard Xavier Ohara. Ja.«
»Ich will nur sichergehen, daß ich beim richtigen Burschen gelandet bin.« Kirkland lächelt kurz, nickt. »Ich bin sicher, Sie sind beschäftigt. Meine Zeit ist auch ein wenig knapp. Lassen Sie mich Ihnen ein paar Fragen zu Robert Neiman stellen, und dann verschwinde ich wieder.«
»Selbstverständlich. Sie führen die Untersuchung von Bobs Tod durch?«
»Bob Neiman? Ja, das stimmt.«
»Möchten Sie etwas Cha?«
»Eine Tasse käme mir jetzt gerade recht. Danke.«
Ohara winkt mit der Hand. Enoshi, der dekorativ neben der Verbindungstür steht, ruft die Empfangsdame, die den Tee bringt. »Sie sind also der Oberbonze hier«, sagt Kirkland.
»Ich bin
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