Die Attentäterin
als seien sie hocherfreut, nach seiner Pfeife zu tanzen und sich dabei zu zerreißen. Das ist die Art von Ergebenheit, die ihm immer am liebsten war, Leute, die japsen wie eifrige Welpen.
Echte Talente werden irgendwann ehrgeizig, dann gierig. Eifrige Welpen wie die Schnalle am Empfang sind viel zu sehr mit Schwanzwedeln beschäftigt, um sich Möglichkeiten auszudenken, wie sie ihn hintergehen können.
Die Doppeltüren am Ende des Flurs öffnen sich.
Seine zwei Beschützer begleiten ihn in das Büro und beziehen Stellung neben der Tür. Ohara betritt das niedrige Podest, auf dem vor der Fensterwand sein Schreibtisch steht. Die vom Boden bis zur Decke reichenden Fensterscheiben bestehen aus stark isoliertem Makroplast und bilden einen wirksamen Schutz gegen alle Waffen, wenn man einmal von den wirklich schweren absieht. Außerdem sind sie von außen verspiegelt, so daß niemand hineinsehen kann, und mit einer Spezialbeschichtung versehen, die alle auf Laser beruhenden Überwachungsgeräte daran hindert, Geräuschvibrationen von der Oberfläche abzunehmen. Schnüffeleien werden auch noch durch eine Vielzahl anderer Vorrichtungen verhindert.
Ohara legt seinen Aktenkoffer auf den Schreibtisch, läßt sich auf seinen Stuhl fallen und schaltet sein Computerterminal ein. Die Tastatur gleitet aus der Vorderseite des Schreibtisches. Der Monitor erhebt sich aus der Tischplatte. Ohara schnippt mit den Fingern.
»Geheimhaltungsmodus einschalten.«
»Bestätigt«, sagt einer der Bimoth-Beschützer.
Der andere nickt.
Die Comitatus-Leibwächter gehören in jedem Sinn des Wortes zur Elite ihres Berufsstands. Wenn der Geheimhaltungsmodus eingeschaltet ist, löscht implantierte Headware alle sechzig Sekunden alles in der vergangenen Minute Gesehene und Gehörte. Am Ende des Tages erinnern sie sich nur daran, Ohara in sein Büro und dann wieder hinaus begleitet zu haben. Selbstverständlich endet der Modus sofort, wenn irgendein Notfall eintritt oder sie es für notwendig erachten, Sicherheitsalarm zu geben. In diesem Fall würden sie ihn augenblicklich davon in Kenntnis setzen, daß der Geheimhaltungsmodus ausgeschaltet wurde.
Ohara schaut auf seinen Computermonitor. Das stilisierte, kreisförmige Logo von KFK füllt den Schirm aus. Er gibt seinen persönlichen Sicherheitscode ein, überbrückt eine letzte Sensorkontrolle und findet eine Reihe von Memos in seiner Ablage sowie den Bericht über die Abteilung Sonderprojekte, den er von Bairnes angefordert hat.
Enoshi kommt herein, um seinen Morgenbericht zu erstatten, und rattert dann die Termine des Tages herunter.
Die Schnalle vom Empfang bringt den Tee.
»Schaffen Sie Wyatt her.«
Enoshi verbeugt sich und hastet aus dem Büro.
Ohara nippt an seinem Tee und geht die Memos in seiner Ablage durch. Die meisten erfordern lediglich ein simples Ja oder Nein. Er drückt jeweils auf J oder N und dann auf TRANS, um die Antworten an die betreffenden Absender zu schicken. Nichts Kompliziertes heute. Taffy Lee, SimSinn-Star der Extraklasse, weigert sich immer noch, die Bedingungen für ihre geplante Tournee durch achtzehn Länder und vierundsechzig Städte anzunehmen, mit der ihre neue Chipserie promotet werden soll. Ob sie überzeugt werden soll? Ja. Offensichtlich. Die Schnalle verdankt Exotech alles, und sie wird die Tournee zu den festgelegten Bedingungen durchführen oder den Rest ihres Lebens mit Klagen bombardiert werden und Prozesse führen.
Jeff Wyatt kommt herein.
»Sehen Sie sich das an«, sagt Ohara, indem er den Monitor in Wyatts Richtung dreht. »Unsere Hermetik- Linie verkauft sich besser als alles andere auf dem Markt, und jetzt kommt Bairnes daher und schlägt irgendeinen kybernetischen Kriegerdrek vor. Man ändert keine erfolgreiche Strategie. Man baut sie aus. Hat denn niemand hier auch nur die geringste Ahnung!«
Wyatt wirft nur einen flüchtigen Blick auf den Bildschirm, scheint die Zähne zusammenzubeißen und holt tief Luft. »Bairnes ist ein Tech. Er kennt sich mit Marketing nicht aus.«
Ohara preßt die Lippen zusammen. Es gibt keine Entschuldigung für Unwissenheit. »Abbirleths Beschwörung war eine Woche nach Veröffentlichung Nummer Eins in den Charts und ist dort fast neun Monate geblieben.«
»Sechs Monate.«
»Widersprechen Sie mir nicht! Nacht des Zauberers war ähnlich erfolgreich. Bin ich der einzige hier, dem das zu denken gibt? Was glauben Sie, wie sich dieser Konzern in kaum einem Jahr dreiundzwanzig Prozent Marktanteil gesichert hat?
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