Die Attentäterin
Natürlich ist sie das. Die gefangene Frau ist ausgewachsen und körperlich unversehrt. Nichts im Geruch der Frau deutet auf eine Krankheit oder ein Leiden hin. Sie ist gute Beute.
Sehr gute Beute.
Adama kichert leise, dann gibt er Jacklash ein Zeichen. Die Folter wird fortgesetzt.
Wie lange wird die Frau überleben?
Das ist die eigentliche Frage.
Die meisten Menschen versetzt der Tod in Angst und Schrecken. Tikki akzeptiert ihn, betrachtet ihn als integralen Bestandteil der Natur. Das tut auch Adama, und das ist eines der Dinge, die ihn so ungewöhnlich machen. Adama versteht nicht nur, er genießt das Töten, freut sich darauf, genießt das Herannahen des entscheidenden Augenblicks. Bei vielen Gelegenheiten hat Tikki dasselbe empfunden, insbesondere in der Wildnis, während sie in ihrer natürlichen Gestalt jagte.
Daß die Beute in diesem Fall unter der Folter leidet anstatt unter der Qual der Flucht und dem Schmerz des Erwischtwerdens, ist irrelevant. Adama sagt, der Tod mache alles gleich. Tikki ist in dieser Beziehung nicht so sicher, jedoch gewillt mitzuspielen.
»Ist sie nicht wunderschön?« fragt Adama. »Meine Leandra.«
Tikki nimmt an, daß jede Beute wunderschön ist.
In gewisser Weise.
15
Die Schmerzen kommen aus dem Nichts, unerträglich, unvorstellbar. Jagen durch seinen Körper, ste
chen durch seine Haut. Durchdringen sein ganzes Wesen wie Hämmer und Nägel, die Qualen so stumpf wie Ziegel und gleichzeitig so spitz wie Speere. Rufe und Schreie und ein seltsamer Stakkatodonner erfüllen seine Ohren, doch die Geräusche hören sich seltsam entfernt an und scheinen bedeutungslos zu sein.
Er erinnert sich an seine Mutter und fängt an zu weinen.
Bei alledem spürt er ein Kribbeln, eine elektrische Energie, als würden Milliarden Megawatt statischer Elektrizität seine Haut einhüllen. Und dann ein Zerren, ein Rucken, als würden ihm sein Herz, seine inneren Organe aus der Brust gerissen.
Dann fliegt er plötzlich vorwärts, als sei er aus einer Kanone geschossen worden, jagt mit unvorstellbarer Geschwindigkeit einen langen dunklen Tunnel entlang. Schneller und immer schneller. Bis die Geschwindigkeit zu einer spürbaren Kraft wird, die seinen Körper peitscht, an ihm reißt, ihn in Stücke zu zerbrechen und zu zermalmen droht.
Der Tunnel wird heller, so hell, daß er geblendet ist, und er stürzt in ein Meer aus glühendem Weiß, ein Inferno aus Weiß. Die Qualen nehmen noch zu.
Endlos…
16
Der Meister der Konzerne sitzt hinter seinem wunderbaren Onyxschreibtisch im großen Hauptbüro
seiner luxuriösen Privatsuite und am Ruder eines ausgedehnten multinationalen Konzernimperiums. Seine Stellung grenzt an Allmacht, die Ressourcen, die zu seiner Verfügung stehen, sind buchstäblich unermeß- lich, und damit ist alles so, wie es sein sollte. Die Vorsehung hat erklärt, daß er inmitten der Konzernelite der Welt einen hohen Rang einnehmen soll, was tatsächlich der Fall ist, und das aus gutem Grund. Seine Intelligenz ist unvergleichlich. Seine Voraussicht ist geradezu unheimlich. Sein Verstand, seine Fähigkeit, Gelegenheiten, wenn sie sich bieten, und die bestmögliche Weise zu erkennen, wie sich diese Gelegenheiten ausnutzen lassen, ist beispiellos. Alles, was er in seinem Leben erreicht hat, verdankt er ausschließlich seinen eigenen überragenden Fähigkeiten. Er ist weder dem Glück noch den Fehlem und Irrtümern anderer, weniger brillanter Personen etwas schuldig. Das hat er bisher unzählige Male bewiesen und wird es wieder tun.
Natürlich wird sich die Welt alle Mühe geben, ihn niederzuringen, ihn aus seiner Machtposition zu verdrängen, doch er wird die Oberhand behalten.
Wenige Dinge könnten offensichtlicher sein.
Seine Birnoth Comitatus-Beschützer schauen an ihm vorbei, betrachten den Raum. Die Geheimhaltungsfunktion ist eingeschaltet. Diese Elitebeschützer sind nur deshalb nötig, weil er beschlossen hat, sich nicht auf dem Gebiet bloßer körperlicher Gewalt hervorzutun. Das wäre für ein Individuum mit so grenzenlosen Fähigkeiten, wie er eines ist, kaum angemessen.
Ohara lacht leise. Seine Besorgnis hinsichtlich der Polizeiermittlungen zum Tode Robert Neimans waren völlig unbegründet. Es gibt ganz eindeutig nichts, worum er sich Sorgen machen muß, überhaupt nichts. Wieder einmal hat er seine transzendenten Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Zwar hat ein potentielles Problem existiert, aber er hat Pläne zu seiner Beseitigung gefaßt, bevor sich die
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