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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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Begleiterinnen aus dem Waschraum zurück. Die Frauen riechen nach frischem Parfüm und diversen Hygieneprodukten. Adama lächelt breit und fordert sie auf, ihm in seiner Nische Gesellschaft zu leisten.
    »Wer wird meine Leandra sein?« fragt er.
    Eine von ihnen, ein üppiger Rotschopf, gurrt vor Vergnügen.
     
    In dem Stadthaus ist es einstweilen ruhig geworden. Nur wenig Licht dringt durch die Vorhänge und Gardinen, ein dunkelgrauer Überzug, der vor dem Hintergrund der dunkleren Schatten in den Räumen subtil zu leuchten scheint. Ein Mensch hätte vielleicht Probleme, etwas zu sehen. Tikki kann wunderbar sehen.
    Sie liegt im Erdgeschoß in der Eingangshalle. Für sie gibt es jetzt und an diesem Ort keine Zweifel oder Unsicherheiten. Sie ist ein Wertiger, eine Gestaltwandlerin, in ihrer wahren Gestalt, und hat diesen Ort zu ihrem gemacht.
    Jeder, der einträte, würde augenblicklich ihre Macht erkennen. Sie liegt in einem nebelhaften Strahl Mondlicht, der durch ein Oberlicht fällt. Bloße Haut hat sich in ein dichtes, zotteliges rotschwarzes Fell verwandelt, die Farben des Blutes und der Nacht. Ihre Vordertatzen sind muskelbepackt, ihre Pranken haben die Größe einer Trollhand. Sie könnte den Schädel eines Menschen zwischen den Zähnen zermalmen oder ihn mit einem einzigen Hieb ihrer Krallen vom Hals bis zum Schritt aufreißen. Sie weiß das, weil sie es schon getan hat, das und mehr. Sie hat in ihrer natürlichen Gestalt sogar schon gegen einen oder zwei Trolle gekämpft und ist immer Sieger geblieben.
    Jetzt zuckt sie mit einem Ohr und rollt träge den Schwanz ein, dann gähnt sie, streckt sich und steht auf, um das Haus zu inspizieren.
    Niemand könnte in das Stadthaus eindringen, ohne daß sie es sofort bemerkte, aber das hat sie nicht aufstehen lassen. Es ist der Charakter der Luft, die die Farbe ihres Tuns und Denkens annimmt. Wenn Tikki nur herumliegt, hat die Luft eine lasche Beschaffenheit. Wenn sie auf den Beinen ist und sich bewegt, schaut, horcht, schnüffelt, nimmt die Atmosphäre einen aufmerksamen Charakter an, eine Witterung wie Wachsamkeit, die an Muskeln aus federndem Stahl erinnert, an eine Kraft und Stärke, der gegenüberzutreten nur ganz wenige Wesen auf der Welt wagen würden.
    Wenn sie einen Job erledigt, zum Beispiel ein Haus zu bewachen, erledigt Tikki ihn gerne richtig. Das bedeutet, sogar die Luft sollte richtig riechen.
    Sie hält inne und reibt sich die Wange an einer Ecke des Flurs. Das hinterläßt Spuren ihres eigenen Geruchs, starke Spuren, die den Rest des Flurs besser einfärben, der bereits nach ihr riecht. Orte, die sie verteidigt, sollten nach ihr riechen. Auf diese Weise macht sie diese zu ihrem persönlichen Revier, das sie großzügig mit anderen, wie Adama, teilt.
    Adama ist natürlich ein Mann, ein menschlicher Mann, aber dennoch ein Mann, und es macht ihr nichts aus, sich das Revier mit einem liebenswürdigen Mann zu teilen. Mit der richtigen Sorte Mann könnte sie möglicherweise sogar viel mehr teilen, sollte sie je die Neigung dazu verspüren.
    Gewisse Abschnitte des Bodens knarren leise unter ihrem Gewicht. Sie hält inne und senkt den Kopf, um diese Stellen kurz zu beschnüffeln, kann aber weder Termiten noch Rost, verfaulendes Holz oder sonst 

 
     

 
    etwas entdecken, was darauf hindeuten würde, daß es Schwierigkeiten geben könnte.
    Ihr Rundgang bestätigt, was sie bereits weiß: Türen und Fenster sind alle versiegelt, es gibt keine Eindringlinge.
    Keine Probleme.
    Sie kehrt in die Eingangshalle zurück und streckt sich auf dem Boden aus. In ihrer natürlichen Gestalt gibt sich Tikki nicht mit Möbeln ab, außer vielleicht zum Schlafen. Sessel und Sofas sind nicht groß genug für sie, und wenn sie in aller Eile aufstehen muß, kann ein Sessel oder Sofa plötzlich verrutschen und sie aus dem Gleichgewicht bringen.
    Es ist so, wie ihre Mutter immer gesagt hat. Vögel sind für den Himmel geboren. Affen sind am sichersten in den Bäumen aufgehoben. Vierbeiner wie sie gehören auf die Erde und sollten immer in ihrer Nähe bleiben.
    Plötzlich senkt sich direkt vor ihrer Nase eine Staubwolke herab, die im Mondlicht leuchtet. Sie wirft überrascht den Kopf in den Nacken und knurrt. Wieder einer von Adamas kleinen Scherzen, ein Signal, das bedeutet, er ist jetzt bereit für sie. Sie weiß nicht genau, wie er es bewerkstelligt, daß sich der Staub so bewegt, aber sie weiß, daß es keine Magie ist. Adama mag Magie genausowenig wie sie. Aller

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