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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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Wahrscheinlichkeit nach ist er ihrer Meinung, daß ihre eigene besondere Art von Magie die einzige sein sollte, die in dieser Welt möglich ist.
    Wahrscheinlich war es nur irgendein verdrehter Tech-Effekt, irgend etwas Elektromagnetisches oder so. Sie hat selbst schon ähnliche Tricks benutzt. Mit ein paar Effekten kann man einen harten Job viel glatter über die Bühne bringen.
    Sie geht hinunter in den Keller.
    Der Raum dort ist groß, Wände, Decke und Boden sind allesamt schwarz. Das einzige Licht kommt von den zwanzig Trideoschirmen in der rechten Wand. Jeder dieser Schirme zeigt Szenen vom Ende der Welt, der Fünften Welt, und dem Beginn der Sechsten: Hungerkrawalle in New York City, Konzernkriege, Zerstörung, Tod. Chaos, das mit dem menschlichen Gesetz um die Vorherrschaft ringt. Eine Zivilisation am Scheideweg.
    In der Mitte des Raumes befindet sich ein Metallgestell wie ein Turnreck. Hinter der Querstange steht nackt und mit weit gespreizten, gefesselten Armen und Beinen Adamas Auserwählte für heute nacht, eine üppige Frau, ein Rotschopf. Neben ihr befindet sich ein schwarzer Marmortisch. Auf dem Tisch verstreut liegt eine Kollektion glänzender Instrumente aus rostfreiem Stahl. Neben dem Tisch steht ein massig gebauter Ork namens Jacklash.
    Adama sitzt auf der linken Seite, auf einem mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Holzstuhl, so daß er die gefangene Frau und die Trideowand ansieht. Neben ihm erhebt sich ein glänzendes schwarzes Marmorstativ, das aus einzelnen zarten, spiralförmig gewundenen Strängen besteht. Auf dem Stativ ruht ein riesiger Edelstein, so rein wie ein Diamant und so groß wie eine Männerfaust.
    »Ah«, sagt Adama lächelnd. Er riecht zufrieden, sogar erfreut. Er streckt einladend einen Arm aus. »Die Tigerin kommt. Komm zu uns. Bitte.«
    Die Worte sind ausdrucksvoll, voller Vergnügen.
    Tikki beobachtet den Ork.
    Jacklash' Blicke irren von Tikki zu Adama und wieder zu Tikki. Er versteht nicht, daß sie eine Gestaltwandlerin ist, daß sie ein denkendes Wesen ist. Er hält sie für eine primitive, nicht denkende Bestie. Er fürchtet sie, was er auch sollte, und fürchtet vielleicht auch Adama, bemüht sich aber, seine Furcht nicht zu zeigen. Sein Geruch bringt das meiste davon deutlich zum Ausdruck.
     
    Adama wedelt vage mit der Hand, lächelt, und sagt zu dem Ork: »Lassen Sie sich nicht stören. Die Tigerin und ich haben eine Abmachung.«
    »Ja«, erwidert Jacklash. »Das sagten Sie schon.«
    Adama lächelt und winkt.
    Tikki kommt näher, bis zu den Metallstangen, die die Frau halten. Die vielen Gerüche in der Luft verraten Tikki mehr über den Zustand der Gefangenen als alles, was sie sehen kann. Die Frau ist sehr erschöpft und hat Schmerzen. Sie hat einiges Blut verloren. Sie hat Angst. Sie hat Angst vor dem Sterben und sieht jetzt mit Schrecken den mächtigen Tiger neben sich stehen, kaum einen Schritt entfernt.
    Jacklash ist sehr beunruhigt.
    »Komm«, sagt Adama freundlich. »Setz dich zu mir.«
    Tikki wendet sich Adama zu und streicht der Gefangenen dabei mit dem Schwanz über den Oberschenkel.
    Entsetzen liegt in der Luft, rein und ungehemmt.
    Gute Beute, sehr gute Beute.
    Tikki geht zu Adamas großem Stuhl, einem sehr ungewöhnlichen Stuhl, wie ein Thron. Er riecht nach echtem Holz, was ihn sehr teuer macht, wenn auch nicht so fürchterlich interessant für Tikki. Was sie viel mehr fasziniert, ist der große Edelstein auf dem Marmorstativ. Sie bleibt davor stehen, beschnüffelt ihn, denkt darüber nach, berührt ihn jedoch nicht. Adama hat sie davor gewarnt, ihn je zu berühren. Sie würde es nicht tun, unter keinen Umständen. Er ist zu merkwürdig.
    Irgendein Naturphänomen, nicht Magie, sondern etwas anderes, hat den Stein mit ungewöhnlichen Eigenschaften versehen. Es ist ein ganz besonderer Stein. Die äußeren Facetten leuchten in einem feurigen Licht, aber weiter innen scheint das Herz des Steins in grellweißem Licht zu brennen. Tikki hat noch nie etwas Ähnliches gesehen.
    Nun, da sie dem Stein sehr nah ist, könnte sie schwören, daß sie ein Stimmengemurmel hört, ein subtiles Plappern, einen nahezu unhörbaren Chor schreiender und brüllender Stimmen.
    Sie ignoriert sie, die Stimmen. Sie braucht sich keine Sorgen darum zu machen. Adama hat es ihr gesagt. Das sind nur weitere Effekte.
    Sie setzt sich, den Kopf aufrecht.
    »Ist die Jägerin einverstanden?« sagt Adama.
    Tikki schaut wieder zur Gefangenen, ihre Ohren zucken. Ob sie einverstanden ist?

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