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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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den Kleinen ganz kurz sehen, wenn überhaupt.«
    Nachdem er sein Nachtzeug ausgezogen hatte, stand er für
einen Moment nackt vor ihr. Dann zog er ein paar winzige Shorts an. Dabei nahm er seinen Penis und schob ihn so weit zwischen die Schenkel nach hinten, wie es irgend ging. Im Spiegel sah ihn Cathy völlig verschwinden, als Desrae die gepolsterten Shorts hastig nach oben zog. Er machte ein Hohlkreuz, grinste und posierte mit seinem hageren, hoch aufgeschossenen Körper wie ein Balletttänzer.
    »Clever, was?«
    Cathy kicherte entzückt.
    »Jetzt noch die Gummititten, und die Kerle können anrücken.«
    Zehn Minuten später trug er einen roten Pulli, unter dem die falschen Brüste himmelwärts wiesen, und einen knielangen schwarzen Rock. Schwarze Strumpfhosen und hochhackige Schuhe vervollständigten das Bild.
    »Also, was sagst du?«
    Cathy lehnte sich auf dem Bett zurück und schüttelte staunend den Kopf. »Du siehst einfach umwerfend aus, Desrae. Blendend.«
    In gespielter Begeisterung lobte er sich selbst: »Nicht schlecht für so einen alten Zausel, kann ich auch nicht anders sagen.« Und mit einem breiten Grinsen kommandierte er dann: »Jetzt los, schicke Klamotten kaufen.«
    Als sie aus dem Schlafzimmer gingen, kam es Cathy vor, als sei sie noch nie glücklicher gewesen. Sie fühlte sich geliebt und in sicherer Obhut.
    Außerdem hatte sie den Eindruck, dass gar nicht so viel nötig war, um die Menschen glücklich zu machen. Jedenfalls nicht so viel, wie sie meinten.
     
    Desrae marschierte mit einem breiten Grinsen und entschlossener Miene in Tony Gosas Kaffeehaus. Tony, der ihn sofort erkannte, lächelte argwöhnisch zurück. »Hallo, was darf’s denn sein?«

    Desrae flötete mit seiner lieblichsten Kleinmädchenstimme: »Kaffee, bitte. Süß und warm, so wie Sie.«
    Tony nickte und sah zu, wie er sich setzte. Desrae war aus Soho nicht wegzudenken. Aber er war nicht nur als Transvestit bekannt, sondern eher noch deswegen, weil sein langjähriger Freund kein anderer war als Joey Pasquale.
    Joey war ein Großer, ein echt Großer.
    Er beherrschte das West End, indem er Angst und Schrecken verbreitete, und war verrufen wegen seiner Härte. Er war nicht hart, aber gerecht, wie die meisten Gangster, nein, er war nur hart. Seine einzigen Schwächen waren Desrae, mit dem er schon seit Jahren zusammen war, sowie seine Ehefrau und sein Sohn.
    Tommy Pasquale war achtzehn und erst kürzlich ins Geschäft seines Vaters eingetreten. Den angestrebten Ruf erwarb er sich in Windeseile. Man erzählte sich, dass er Desrae schon seit langem »Tantchen« nannte, aber bis jetzt hatte noch niemand den Mumm besessen, offen danach zu fragen, ob es stimmte.
    Normalerweise verkehrte Desrae nicht in Läden wie dem von Tony Gosa, sondern suchte die netteren Lokale in Piccadilly auf, wo man ihn kannte und mit Respekt behandelte. Nein, jetzt saß er aus einem ganz besonderen Grund in Tonys Kaffeehaus, und Tony wurde das Gefühl nicht los, dass Ärger auf ihn wartete.
    Als Tony ihm den Kaffee auf den Tisch stellte, lächelte Desrae ihn herausfordernd an. »In letzter Zeit mal wieder arme kleine Mädchen beherbergt?«
    Tonys Lächeln gefror.
    »Macht ja ein mordsmäßiges Frühstück, deine Mom. Hat mir jedenfalls meine kleine Nichte erzählt. Wie ich höre, verbrachte sie wohl einen recht lehrreichen Abend bei dir und deiner Mutter.«
    Tony sagte kein Wort. Es hatte ihm die Sprache verschlagen. »Heißt Cathy, die Kleine. Erinnerst du dich an sie? Ist nur so, dass du ihr wohl fünfundzwanzig Pfund berechnet hast. Ja, ich glaube, das war die Summe. Aber nein, wenn ich’s so recht bedenke,
können es wohl auch fünfzig Pfund gewesen sein.« Er tat konzentriert, runzelte angestrengt die Stirn. »Ja, genau, fünfzig Pfund sind es gewesen. Zumindest hat sie es mir so erzählt, mir und meinem Freund Joey. War ganz schön vergrätzt deswegen, mein Freund Joey. Hat die Kleine nämlich in sein Herz geschlossen.«
    Tony spürte, dass ihm der kalte Schweiß ausbrach.
    »Hat er hier reingeguckt?«, fuhr Desrae fort. »Kann mir vorstellen, dass er inzwischen nach mir sucht.«
    Tony schüttelte den Kopf. Er ging zurück an seine Kasse, hatte die fünfzig Pfund in Rekordzeit abgezählt, kam zurück und drückte sie Desrae in die ausgestreckte Hand. Dabei entschuldigte er sich unentwegt: »Hätte sie erwähnt, dass sie deine Nichte ist, ich schwör beim Augenlicht meiner Mutter …«
    Desrae unterbrach ihn. »Halt bloß den Rand, du griechische

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