Die Aufsteigerin
für 30 000 Dollar gewesen. Durch Tito, den Bruder einer ehemaligen Freundin, stand er auf freundschaftlichem Fuß mit den Kolumbianern. Wenn der Profit hoch genug war, ließ sich Jack wahrscheinlich überreden.
Petey wusste, dass Tito kein Problem damit haben würde, mit ihm als Mittelsmann die Italiener zu beliefern.
Es war das Geschäft des Jahrhunderts. Er hätte in Jubel ausbrechen können, aber er streckte nur die Hand aus und sagte lässig: »Meine Freunde nennen mich Petey.«
Mit diesem Handschlag wurde eine Allianz besiegelt, die viele Jahre andauern sollte.
Eamonn war sechs Wochen zuvor aus dem Krankenhaus entlassen worden und noch nicht ganz auf den Beinen, als er eine Nachricht von Maria Santorini erhielt. Er warf den Brief weg, denn er wollte einen Schlussstrich unter jenen Lebensabschnitt ziehen und bei allen Menschen Abbitte leisten, denen er durch seine törichte Handlungsweise geschadet hatte.
Er beschloss, außer Deirdra keine Frau zu sehen, und versuchte,
sie zu lieben, so gut Eamonn eben jemanden lieben konnte. Nur Cathy hatte je sein Herz wirklich berührt, und er fürchtete, dass es seit ihrer Abwesenheit versteinert war.
Deirdra lauschte voller Hingabe den Schmeicheleien des blendend aussehenden jungen Mannes, den sie heiraten würde, und sonnte sich darin, dass er offenbar so viel Freude an ihr und ihrer Konversation fand. Sie wusste, dass sie nicht die erste Wahl für ihn war und ihn nur auf Umwegen bekommen hatte, aber umso mehr war sie entschlossen, ihn jetzt nicht mehr loszulassen.
Die Ereignisse nach Eamonns Verwundung hatten den Mahoneys geschäftlich nur genützt. Sie trieben nicht nur das Geld für die irische Sache ein, sie hatten auch teil an einem der größten Heroingeschäfte der amerikanischen Geschichte. Eamonn ging darin auf, als sei dieser Handel für ihn maßgeschneidert, und Jack konnte nach anfänglichen Vorbehalten seinem Bruder Petey von Herzen zustimmen, dass eine Allianz mit den Itakern letztlich nur positiv sein konnte.
Es war diese Allianz, die ihnen zusätzliche Glaubwürdigkeit und den Status der maßgebenden irischen Familie im Staat New York einbrachte. Sie wurden in die Welt des wahren Geldes und der wahrhaft Reichen katapultiert. Eamonn und Petey organisierten den Drogenhandel mit der Präzision einer militärischen Operation. Sie fanden Wege, das Geld zu waschen und fast als ehrbare Geschäftsleute dazustehen.
Eamonn heiratete Deirdra im Frühling 1974 in der Kirche des heiligen Antonius von Padua. Diese Kirche in der Sullivan Street in Manhattan hatte noch nie zuvor eine so illustre Hochzeitsgesellschaft beherbergt. Die ersten Familien versammelten sich vollständig, und die eingeladenen Italiener mischten sich mit ihrem eigenen Flair unter die irischen Gäste in ihrem Hochzeitsstaat.
Wie es sich für ein gutes katholisches Mädchen gehört, wurde Deirdra in der Hochzeitsnacht schwanger, und Eamonn
musste sehr bald feststellen, dass er sich eine Frau mit dem sexuellen Verlangen eines Mannes eingehandelt hatte. Davon ließ er sich jedoch nicht abschrecken, sondern genoss es.
Zumindest anfangs.
Niemand wusste, was ihnen die Zukunft bringen würde, aber an jenem Tag genossen sie das Gefühl, vom Schicksal mit guten Karten bedacht worden zu sein.
Die Sonne schien, das Glockengeläut klang fröhlich, und die Braut war glücklich.
Was wollte man noch mehr?
DRITTES BUCH
»Männer sind wie Kinder. Sie beginnen an der Brust und lösen sich nur sehr selten von ihr.«
- altes irisches Sprichwort
»Wenn du zum Weibe gehst - vergiss die Peitsche nicht.«
- Friedrich Nietzsche, 1844-1900
»Ein Mord macht zum Verbrecher, eine Million davon zum Helden.«
- Beilby Porteus, 1731-1808
Kapitel sechsundzwanzig
LONDON, 1975
»Ach, Scheiße! Du hast doch keinen Schimmer, wovon du redest!«
Die Stimme des Mannes klang so weiblich wie ein Nebelhorn, aber aufgetakelt war er bis zum Gehtnichtmehr: enges Kleid, Stöckelschuhe und strohblonde Perücke. Seine Wimpern straften jedes Gesetz der menschlichen Natur Lügen, und er tat es nicht weniger.
Seufzend erkannte Cathy, dass Desrae der Geduldsfaden riss. Dieser Mann war ein neuer Anwärter, und sein Auftreten hatte bereits für Missfallen gesorgt, und das nicht nur bei Desrae, sondern auch bei allen anderen, die für sie arbeiteten.
»Also, hör zu, Alfie«, sagte Desrae. »Es ist nichts Persönliches, aber die anderen Mädchen können dich einfach nicht ausstehen. Und ich muss sagen, das kann
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