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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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lachte nervös. »Du bist irre!«

    Eamonn Junior grinste. »Von dir nehm ich das als Kompliment.«
    Alle lachten, aber es klang ein wenig aufgekratzt. Heute Abend fand mehr statt als nur eine Straßenschlacht. Heute Abend würden sie die Feuertaufe bestehen müssen - ob sie wollten oder nicht.
    Eamonn hatte schon immer den größten Durchblick gehabt, das wusste jeder von ihnen. Es gab kein Zurück mehr.

Kapitel vier
    »Hallo, Cathy. Ich hab gesehen, dass deine Mutter weggegangen ist. Mächtig rausgeputzt war sie auch. Bist also mal wieder die ganze Nacht allein?«
    Cathy stand mit Mrs. Fowler in der Eingangshalle des Mietshauses und reagierte mit einem Lächeln auf die freundlichen Worte der alten Frau.
    »Ja, ich bin heute Abend allein, Mrs. Fowler. Und glauben Sie mir, bei dieser Mutter ist das manchmal ein Gottesgeschenk.«
    »Ist schon ‘ne Marke für sich, die Frau«, meinte die alte Nachbarin. »Aber wie ich immer sage, jeder auf seine Weise, Mädchen. Wenn du später Lust auf ein Tässchen hast, brauchst du nur zu klopfen, hm?«
    Cathy nickte und eilte in den zweiten Stock hinauf. Die niedrigen Absätze ihrer Schuhe klapperten laut, als sie jeweils zwei Stufen auf einmal nahm. Manche Menschen waren nett, echt nett.
    Sie zog den Wohnungsschlüssel an seiner Schnur durch den Briefkastenschlitz hervor und schloss die Eingangstür auf, die noch immer so verblichen und zerkratzt war wie damals, als sie eingezogen waren.
    Cathy betrat die schäbige Wohnung, streifte den Mantel ab und sah sich fassungslos um. Auf dem überstürzten Weg zur Arbeit hatte Madge einmal mehr die winzige Küche und das Wohnzimmer verwüstet.
    Das verschlissene Rosshaarsofa war bedeckt von Paillettenkleidern und aussortierten Strümpfen, die entweder Laufmaschen
hatten oder schlecht ausgebesserte Löcher aufwiesen. Achtlos verstreut auf dem Fußboden lagen Schuhe und Handtaschen, für Cathy zum Aufräumen zurückgelassen.
    Beim Anblick der Küche stöhnte sie auf. Make-up in allen erdenklichen Stadien des Eintrocknens bedeckte alle Oberflächen, von Speichel benässte Mascarabürsten lagen auf dem Tisch neben schmutzigem Geschirr. Tiegel mit Rouge in exotischen Tönungen standen überall, und Lidschattendöschen in grellen Farben und ohne Deckel umrahmten den überquellenden Aschenbecher.
    Cathy setzte den Wasserkessel auf und machte sich ans Aufräumen. Als sie einige Sachen ins Schlafzimmer ihrer Mutter trug, kräuselte sie die Nase, weil es dort so abgestanden roch. Sie stieß das Fenster auf und sah hinunter auf die Straße, wo Kinder spielten und Frauen tratschten. Sie füllte sich die Lungen mit Londoner Luft, ließ das Fenster weit geöffnet, griff sich die große Schminktasche ihrer Mutter und ging zurück in die Küche, wo sie die Schminkutensilien einsammelte und den Reißverschluss der Tasche öffnete. Darin lagen diverse Präser. Cathy schloss die Augen und holte tief Luft. Dann nahm sie eins der Kondome und schob es in ihre kleine Handtasche.
    Wenn sie schon ihre Unschuld verlieren sollte, dann zumindest nicht ohne die angemessenen Vorsichtsmaßnahmen.
    Sie machte sich eine Tasse Tee und ging daran, das Wohnzimmer aufzuräumen. Sie hängte die Kleider ihrer Mutter auf Bügel und reihte entlang der Wände von Madges Schlafzimmer deren Schuhe auf. Die Handtaschen stapelte sie im Kleiderschrank, nachdem sie wie immer nachgesehen hatte, ob vielleicht noch Kleingeld darin war. Schließlich machte sie das Bett ihrer Mutter und säuberte den Fußboden mit dem Teppichkehrer.
    Anschließend kochte sie Kaffee, genehmigte sich eine Zigarette und hörte sich im Radio die Beatles an. Dabei fragte sie sich, ob sie wohl je die Chance bekäme, Teil der wilden Sechziger zu ein. Ihre Mutter jedenfalls, das musste sie sich eingestehen,
hatte zwar nicht gerade die freie Liebe praktiziert, aber gewiss doch jahrelang dem häufigen Partnerwechsel gefrönt. Irgendwie beneidete sie ihre Mutter sogar. Für Madge gab es nur Schwarz oder Weiß, und es galt: Entweder tust du es, oder du tust es nicht. Grautöne gab es nicht.
    Cathy seufzte. Sie spülte ihre Tasse aus und nahm sich den Wäschekorb vor. Beim Sortieren träumte sie davon, die Wäsche in einer so schönen Küche zu waschen wie der aus der »Tide«-Anzeige und dort auch üppige Mahlzeiten für ihren Ehemann Eamonn zu bereiten. In diesem Traum waren ihre Mutter und Eamonn Senior wundersamerweise tot und begraben und hatten ihren beiden Kindern ermöglicht, ohne schmerzliche Erinnerung an die

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