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Die Augen der Medusa

Die Augen der Medusa

Titel: Die Augen der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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Zugänge zu den Läden Monteseccos abgeriegelt hatten. Costanza schnitt das Plastik auf und schälte Kartoffeln, die sie dann würfelte. Nicht zu groß und nicht zu klein, so dass sie später gleichzeitig mit den restlichen Zutaten gar würden, ohne an Biss zu verlieren. Bis dahin lagerte sie die Würfel in kaltem Wasser. Sie sollten nicht unansehnlich werden. Das Auge aß schließlich mit.
    Karotten und Zucchini wurden in Scheiben geschnitten, der Sellerie in feine Streifen. Die Erbsen palte Costanza sorgfältig aus. Den Blumenkohl teilte sie in einzelne Röschen. Gekochten Reis hatte sie noch von gestern.
    Die Jungen meinten, für eine Minestrone müsse man nur irgendwelches Gemüse irgendwie zusammenwerfen, aber was wussten die schon? Eine Minestrone, die diesen Namen verdiente, war ein Kunstwerk. Da kam es auf die Zutaten selbst genauso an wie auf ihr abgewogenes Verhältnis. Nicht zuletzt mussten Konsistenz und Formen für Abwechslung sorgen. Rundes und Eckiges war nötig, Knackiges und am Gaumen Zergehendes. Bei den Lucarellis – oder war das bei den Rapanottis gewesen? – hatte Costanza mal eine Minestrone mit klein gehackten Zwiebeln vorgesetzt bekommen! Da war sie natürlich nie mehr hingegangen. Zwiebeln durften nur geviertelt und dann nicht zu dünn aufgeschnitten werden. Genau so, wie Costanza es machte. Alles andere war ein Verbrechen.
    Costanza blanchierte die Tomaten und häutete sie. Für einen Sugo konnte man eventuell Pelati aus der Dose nehmen, nicht jedoch für Minestrone. Dafür waren sie viel zu weich. Selbst frische Tomaten durfte man erst ganz am Ende der Kochzeit zugeben.
    So, jetzt noch vier Liter Brühe aufsetzen, den Speck würfeln und in einer heißen Pfanne auslassen, den gehackten Knoblauch und die Zwiebel darin anschwitzen, dann war alles vorbereitet.
    »Kscht!«, sagte Costanza, als eine der Katzen an ihren Gummistiefeln entlangstrich. Jetzt durfte man sie nicht stören. Sie stellte ihren größten Topf auf die Gasflamme und zerließ darin ein Viertelpfund Butter. Keinesfalls sollte man Olivenöl verwenden. Wenn man ein gutes kaltgepresstes hatte, konnte man am Ende einen Schuss über die fertige Suppe geben, aber erst, wenn sie schon serviert wurde. Vorher nur Butter! Als sie flüssig war, ließ Costanza das Gemüse zwei Minuten angehen und rührte dabei fleißig.
    Das Allerwichtigste bei einer Minestrone, das, worauf es wirklich ankam, was den Unterschied ausmachte und den Genuss zu einem unvergesslichen Erlebnis werden ließ, war jedoch die Brühe. Costanza arbeitete auf der Grundlage von Hühnerbrühe, doch natürlich musste diese verfeinert werden. Costanza warf ein Lorbeerblatt und ein wenig Petersilie in die sanft brodelnde Flüssigkeit. Dann kippte sie aus dem kleinen braunen Fläschchen einen Spritzer Jod dazu. Na, vielleicht noch einen zweiten! Jod wirkte schließlich desinfizierend, war also gesund. Auf das destillierte Wasser verzichtete Costanza und nahm dafür etwas mehr Fleckenentferner. Vom Petroleum rührte sie ein halbes Tässchen ein. Sie hatte doch gewusst, dass man das gut gebrauchen konnte! Die Flüssigkeit in der Flasche mit dem verblassten Totenkopf auf dem Etikett schien ziemlich würzig zu sein. Also lieber nur ein paar Tropfen zugeben. Hoppla! Na ja, es war ja auch eine Riesenportion Suppe. Am Schluss kam die Hauptsache, das Rizinusöl. Eine halbe Flasche davon musste Costanza schon nehmen. Sie wollte nicht am falschen Fleck sparen.
    Sie schüttete die Brühe zum Gemüse und drehte das Gas kleiner. Zwanzig Minuten köchelte das Ganze bei halb geöffnetem Deckel, dann gab Costanza Reis, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Pancetta zu. Ein paar Mal rührte sie vorsichtig um und ließ die Mischung fünf Minuten weiterköcheln. Jetzt war es an der Zeit abzuschmecken. Costanza nahm einen Suppenlöffel und kostete.
    Kartoffelwürfel und Zucchini waren perfekt, die Brühe schmeckte etwas eigen. Nicht schlecht, nur ein wenig streng. Nach Rizinus. Da musste nachgewürzt werden. Mit Chilipulver, Pfeffer und so vielen zerstoßenen Peperoncinoschoten, bis die Geschmacksnerven im Mund taub wurden. Ja, so war es besser. Viel besser. Costanzas Zunge brannte. Mit tränenden Augen sah sie in den Topf. Irgendeine Kleinigkeit stimmte immer noch nicht. Costanza fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen. Natürlich, das Lorbeerblatt! Das war ja ungenießbar. Sie fischte es heraus, rührte noch einmal um und drehte das Gas ab.
    Der Transport gestaltete sich schwierig. Costanza

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