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Die Augen der Überwelt

Die Augen der Überwelt

Titel: Die Augen der Überwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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einen kurzen Spaziergang zum Schuppen und vergewisserte sich, daß die Tür noch fest verschlossen war und daß Lodermulchs heisere Rufe wohl kaum Aufmerksamkeit erregen würden. Er klopfte scharf an die Tür. »Gebt Ruhe, Lodermulch!« befahl er streng. »Ich bin es, der Wirt. Brüllt nicht so! Ich möchte nicht, daß Ihr die Nachtruhe meiner Gäste stört!«
    Ohne auf die erzürnte Antwort zu warten, kehrte Cugel in die Gaststube zurück, wo er mit dem Führer der Pilger ins Gespräch kam. Sein Name war Garstang, ein hagerer, strenggläubiger Mann mit wächserner Haut, zerbrechlich aussehendem Schädel, verschleiertem Blick und spitzer Nase, deren Wände so dünn waren, daß sie durchscheinend wirkten.
    »Ihr, als erfahrener und gebildeter Mann, könnt mir doch gewiß den besten Weg nach Almery sagen«, schmeichelte ihm Cugel. Doch Garstang war der Meinung, daß es dieses Land nur in Sagen gäbe.
    Cugel versicherte ihm: »Almery ist durchaus wirklich. Dafür verbürge ich mich.«
    »Nun, dann wißt Ihr mehr als ich«, gestand Garstang ihm zu. »Dieser breite Fluß hier ist der Asc, und das Land auf dieser Seite ist Sudun. An seinem anderen Ufer beginnt Lelias. Im Süden liegt Erze Damath, und es wäre weise, reistet auch Ihr dorthin, denn dann könntet Ihr die Silberwüste überqueren und den Songansee. Vielleicht kann man Euch dort weiterhelfen.«
    »Ich werde mich an Euren Rat halten«, versicherte ihm Cugel. »Wir hier sind allesamt fromme Gilfigiten auf dem Weg nach Erze Damath und zu den Läuterungsfeierlichkeiten am Schwarzen Obelisken«, erklärte ihm Garstang. »Da unsere Reise durch Wildnis führt, haben wir uns zum Schutz gegen Erbs und Giden zusammengeschlossen. Wenn Ihr Euch uns anschließen wollt und bereit seid, sowohl Vorteile als auch Pflichten mit uns zu teilen, seid Ihr uns willkommen.«
    »Die Vorteile liegen offen auf der Hand«, sagte Cugel. »Doch was sind die Pflichten?«
    »Nun, lediglich den Befehlen des Führers zu gehorchen, genauer gesagt mir, und Euren Teil an den Ausgaben beizusteuern.«
    »Damit bin ich ohne Einschränkung einverstanden.«
    »Ausgezeichnet! Wir brechen im Morgengrauen auf.« Garstang deutete auf einige der siebenundfünfzig Mann starken Gruppe. »Das ist Vitz, ein berühmter, äußerst geschickter Bauchredner. Und dort sitzt Casmyre, der Denker. Der Mann mit den Eisenzähnen ist Arlo; der mit dem blauen Hut und der Silberspange Voynod, ein Zauberer von nicht geringem Ruf. Abwesend sind im Augenblick der ehrenwerte, doch frommen Glauben ablehnende Lodermulch sowie der unerschütterlich fromme Subucule. Vielleicht bemühen sie sich, dem andern die eigene Meinung aufzudrängen. Die beiden Würfelspieler sind Parso und Salanave. Das ist Hant, und das Cray.« Garstang deutete auf die Genannten und führte noch einige weitere auf, deren Vorzüge er hervorhob. Schließlich entschuldigte Cugel sich mit Müdigkeit und zog sich in sein Gemach zurück. Er streckte sich auf dem Bett aus und schlief sofort ein.
    In den frühen Morgenstunden riß ihn Lärm aus dem Schlummer. Lodermulch hatte ein Loch in den Schuppenboden gegraben und sich dann unter der Wand hindurchgewühlt. Als er endlich frei war, hatte er sich sofort zur Herberge begeben. Er rüttelte an Cugels Gemach, das dieser jedoch wohlweislich verriegelt hatte.
    »Wer ist da?« erkundigte sich Cugel.
    »Macht auf! Ich bin es, Lodermulch! Dies ist mein Gemach, in dem ich zu schlafen wünsche!«
    »Keinesfalls«, widersprach Cugel. »Ich habe eine fürstliche Summe für die Unterbringung bezahlt und mußte sogar warten, bis der Wirt den vorherigen Gast an die Luft gesetzt hatte. Hebt Euch nun hinweg! Ich befürchte, Ihr habt über den Durst getrunken, doch das geht mich nichts an. Wenn Ihr Euch weiter dem Suff hingeben wollt, dann weckt den Kellermeister.«
    Ergrimmt stapfte Lodermulch davon. Cugel legte sich wieder nieder.
    Kurz darauf vernahm er dumpfe Schläge und den Schmerzensschrei des Wirtes, als Lodermulch ihn am Bart packte. Schließlich jedoch konnte Lodermulch durch die vereinten Anstrengungen des Wirtes, seines Weibes, des Hausdieners, des Küchenjungen und noch einiger anderer vor die Tür gesetzt werden. Woraufhin Cugel erleichtert wieder einschlief.
    Im Morgengrauen standen die Pilger und auch Cugel auf und frühstückten. Der Wirt war sauertöpfisch und wies einige blaue Flecken auf, aber er stellte Cugel keine Fragen, und dieser wiederum versuchte lieber gar nicht, sich mit ihm zu unterhalten.
    Nach dem

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